Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

DER KUPFERSTICH IN ENGLAND. 
IS in das XVIII. Jahrhundert lebt die englische Kunst fast aus 
schließlich von fremden Anlehen. Im XVI. Jahrhundert geht 
von Hans Holbein das Licht aus, das aber in dem künstlerischen 
Dunkel Englands nur einen schwachen Widerschein erweckt. 
Dann haben die beiden Hogenbergh, Crispin de Passe und be 
sonders Wenzel Hollar hier glänzende Erfolge errungen. Die stärkste künst 
lerische Anregung verdankt man aber Antonis van Dyck, dessen Kunst das 
Stilgefühl der Engländer für lange Zeit bestimmend beeinflußt. Passes Nach 
ahmer Renold Eistracke, Francis Delaram, William Rogers, John 
Payne (geb. um 1607) bringen nur dürftige Leistungen hervor. Als Hollar 
schüler lernen wir Francis Barlow und C. T. Dudley in den Illustrationen 
zu Asops Fabeln (1666), die sie gemeinschaftlich mit ihrem Meister radiert 
haben, kennen. William Faithorne (idid—pi) strebt durch das Studium 
der Rubensstecher, aber nur mit geringem Erfolge, nach höheren Zielen. 
Robert Gaywood (geb. um 1630) ahmt Hollar und Van Dyck nach. David 
Logg an aus Danzig (gestorben 1693), der in England eine lebhafte Tätigkeit 
als Porträtstecher nach dem Leben entfaltet, und sein Schüler Robert White 
(1645—1704) schließen sich mehr dem Stil Edelincks an. Ebensowenig wie 
sie bringt es der gleichstrebende George Vertue (London 1684—1756) zu 
einer hervorragenden Stellung im Kunstgetriebe. 
Erst im XVIII. Jahrhundert gewinnt die englische Kunst, vor allem die 
Malerei, eigene, schöpferische Kraft und Selbständigkeit des Stils und der Technik. 
Nun aber wird das Gebiet der graphischen Kunst so vollständig von der Schab 
kunst und dann von der Punktiermanier, dem stipple work, beherrscht, daß 
für den eigentlichen Kupferstich nur wenig Kraft und Interesse übrig bleibt. 
Die außerordentlich hohen Anforderungen, die die Schabkunst, besonders in 
ihrer glänzenden Entwicklung in England, an die technische Fertigkeit des 
Künstlers stellt, trägt wesentlich dazu bei, ihre Arbeit auf die Reproduktion 
von Gemälden zu beschränken. Die Vorliebe des englischen Publikums für 
geschabte und punktierte Reproduktionen ihrer malerischen Lieblinge zwingt 
auch die Linienstecher sich diesen Wünschen anzubequemen. 
Wenn auch der Kupferstich in England hinter der Schabkunst und der
	        
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