Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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den Gewändern, die duftig durchsichtigen Schatten der Landschaft bilden einen 
feinen hellsilbrigen Gesamtton mit reizvollen Schattenkontrasten, der der lichten 
und zarten, nervös akzentuierenden Farbengebung Watteaus oft außerordentlich 
nahe zu kommen vermag. Die Vorliebe für ganz helle, leuchtende Farben, für 
blau, rosa und, besonders in der Innendekoration, für weiß mit Gold bestimmt 
den koloristischen Charakter der französischen Kunst seit Watteau. Alle Stoffe 
sind hell und bunt geblümt, selbst Haar und Gesicht werden weiß gepudert. 
Auch der Kupferstich folgt diesem Streben nach hellen, glitzernden Tönen. 
Die Geschicklichkeit der Stecher, die sich vorher meist mit der Wieder 
gabe von Gemälden alter italienischer Meister, Le Bruns und Coypels beschäftigt 
hatten, sich in den leichten, malerischen Stil Watteaus einzuleben, ist be 
wunderungswürdig. Man sieht wohl, daß ihre Neigungen sie zu den neuen 
Idealen hinzogen. Besonders vorzügliche Werke sind Tardieus Stiche „die Ein 
schiffung nach Cythera“ (Goncourt 128, s. Abb.), Watteau und Julienne im 
Walde (G. 14), die „Champs-Elisees“ (G. nd) und andere oder Benoit Audrans 
„Amüsements champetres, (G. nd), „Danse paysane“ (G. 125), „L’enchanteur“ 
(G. 130), „Mezetin“ (G. 8d), „Finette“ (G. 83). Pierre Aveline (1 dp/ bis 
1760), der die nackten Figuren fast ausschließlich mit Punkten modelliert, hat 
unter anderem das berühmte Ladenschild Gersaints (G. 95) und die „Charmes 
de la vie“ (G. 117) in glänzender Technik wiedergegeben. Laurent Cars 
(1702—1771) benutzt in seiner „Escorte d’equipages“ (G. 5b) den Grabstichel 
fast nur noch, um auf die hellen Töne der Ätzung fein pointierende Drucker, 
wie sie in Watteaus Zeichnungen charakteristisch sind, aufzusetzen. 
Andere, meist schwächere Stecher bleiben, besonders in größeren Figuren, 
noch bei dem alten Dorignyschen und Audranschen System der weiten, ge 
bogenen und gekreuzten Taillen, die hier fast immer tot wirken, stehen. Jean 
Michel Liotard (1702—1760) aus Genf, der in Venedig nach Sebastiano 
Ricci gestochen hat, benutzt in seinen „Comediens fran^ais“ (G. 64), in seiner 
„Conversation“ (G. 123) und in anderen Blättern mit Vorliebe Effekte der 
Rubensschen Technik, während sein Bruder, der Pastellmaler Jean Etienne 
Liotard (1702—1789) in dem komischen Bilde „Le chat malade“ (G. 93) 
eine besonders freie und breite, flockige Radiertechnik mit Glück verwendet. 
Vorzügliche Reproduktionen Watteauscher Gemälde sind unter anderen die 
„Comediens italiens“ (G. 68), „L’amour paisible“ (G. 102), „L’accord parfait“ 
(G. 97) von Bernard Baron (um 1700—lydd), „L’ile de Cythere“ (G. 140)
	        
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