Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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hat Deila Bella kaum Nachahmer gefunden. Seiner Technik nähern sich die 
zahlreichen Radierungen, die Giovanni Battista Galestruzzi (Florenz idi8 
bis nach iddi) nach Polidoros Friesen, nach antiken Bildwerken und geschnit 
tenen Steinen ausgeführt hat. 
Auch Pietro Testa (geb. in Lucca idu oder 1617, gest. in Rom 1650), 
mit dem wir zur römischen Schule übergehen, ist Toscaner von Geburt, er 
hat sich aber in Rom an Berrettini und Domenichino gebildet und ist auch 
dauernd dort ansässig gewesen. Er wird als ein melancholischer, trübsinniger 
Mann geschildert, der es zu keinem äußeren Erfolge bringen konnte, und der 
auch früh seinem Leben durch Selbstmord ein Ende gemacht hat. In seinen 
Werken mischt sich diese düstere Stimmung mit wildem Ungestüm des Aus 
drucks und der Bewegungen, mit einem Hange zum Grausigen und zu dunklen 
Allegorien. Seine Gestalten sind, wenn auch outriert und manieriert, doch von 
einem starken inneren Feuer belebt. Er besitzt großes Geschick in der wirk 
samen Verteilung der Massen und viel Formen Verständnis. Testa ist ein inter 
essanter Künstler, wie es scheint, ein ernster Geist, der an dem Bewußtsein eigener 
Unzulänglichkeit krankte. 
Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt in der Zeichnung, die er mit dem 
größten Eifer betrieb, und in seinen 39 Radierungen meist größeren Formates, 
die selten und gesucht waren. Die eckigen Formen seiner überlangen Gestalten 
und die stark bewegte und gebrochene Gewandung gibt er durch leichte, in 
seinen verschiedenen Arbeiten mehr oder weniger feine, meist lange und hastige 
Parallelschraffierung wieder. Er gebraucht wenig Kreuzschraffierung, gewinnt 
aber doch oft wirksame Tiefe der Schatten. Sein eingehendes Studium der 
Antike beweisen seine Stiche, in denen antike Gegenstände, Formen und 
Kostüme vorherrschen. So ist auch die Geschichte des verlorenen Sohnes als 
eine Reihe von Szenen des römischen Lebens behandelt. Der grausig geschil 
derte Tod Catos, Achill, die Leiche Hectors schleifend, Thetis, die den neuge 
borenen Achill in den Styx taucht, das Symposion der sieben Weisen Griechen 
lands u. a. m. zeigen, wie er voll Begeisterung die antike Welt sich lebendig zu 
machen sucht. In seinen uns fast unverständlichen Allegorien scheint er in eigner 
Weise den Gedanken seines grüblerischen Geistes befreienden Ausdruck geben 
zu wollen. Für uns haben manche Kompositionen besonderen Wert wegen ihrer 
gelungenen Licht Wirkungen, die er mit seiner sparsamen, leichten Strichführung 
zu erreichen versteht. Fast in Tiepolos Geist konzipiert ist z. B. die Madonna,
	        
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