Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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und quellenden Ornamenten durch heftige Bewegungen förmlich erkämpfen 
zu müssen. Stimmer hat wie die gleichzeitigen italienischen Holzschneider 
Darstellungen von Gestalten in großem Formate geliebt und auch hier durch 
großzügige Technik ein wirkungsvolles Gesamtbild zu gestalten gewußt, z. B. in 
den Halbfiguren musizierender Frauen (Musen). Auch den Tonplattendruck hat 
er in italienischer Art breit und malerisch zu behandeln versucht, ohne jedoch, 
wie die meisten deutschen Holzschneider, die schwarzen Linien der Zeichnungs 
platte überwinden zu können. (Vgl. die „Synagoge“ A. 41.) Hans Christoph 
Stimmer (geb. 1549) war a ^ s Formschneider für seinen Bruder tätig; von einem 
anderen Bruder des Tobias, Abel Stimmer (geb. 154z) sind nur einige Ra 
dierungen erhalten. Stimmers Schüler und sein Gehilfe bei der Arbeit für die 
Buchillustration war Christoph Maurer aus Zürich (1558—1614), der be 
sonders als Glasmaler geschätzt war und auch eine Anzahl Radierungen an 
gefertigt hat. Erwähnung verdienen hier noch die Kupferstiche und Holz 
schnitte des Malers und Architekten Melchior Lorch (geboren in Flensburg 
um 1527, gestorben nach 1583 als dänischer Hofmaler), besonders die inter 
essanten Bildnisse und die Darstellungen von Gebäuden und Trachten der 
Türken. 
Diese vorzüglichen, technisch oft geradezu glänzenden Leistungen begabter 
und leicht schaffender Meister, wie Solis, Amman und Stimmer, sind die letzte 
kurze Nachblüte des deutschen Holzschnittes, der im XVII. Jahrhundert ganz 
verfällt und fast außer Übung kommt. Die Radierung dringt immer weiter 
in das Gebiet des Holzschnittes ein. Das deutlichste Kennzeichen der künstle 
rischen Verflachung ist, wie überall auch hier, die starke Betonung des Gegen 
ständlichen der Darstellungen. Das Interesse an der künstlerischen Form und am 
geistigen Inhalte schwindet gegenüber den rein praktischen Bedürfnissen der Mit 
teilung von äußeren Tatsachen und von Kunstformeln für den Gebrauch. Diese 
Tendenz beherrscht den Kupferstich am Ende des XVI. Jahrhunderts vollständig. 
Schon Matthias Zündt in Nürnberg (gestorben 1571?) hat hauptsäch 
lich historisch-topographische Ansichten von Städten radiert. Möglicherweise 
ist Zündt identisch mit dem sogenannten Meister der Kraterographie von 
1551, dem Schöpfer sehr fein radierter, geschmackvoll und reich verzierter 
Vorlagen für Metall-Pokale, Kannen und Schalen. Hans Sibmacher (gest. 
idn) verdankt seinen Ruhm nur seinem großen und kleinen Wappenbuche, 
die 1605—idop und 159b erschienen. Wendelin Ditterlein von Straß
	        
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