Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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Folge des „Sündenfalls und der Erlösung“ (B. 1—40) sind den starken 
Beleuchtungskontrasten zuliebe die Schattenpartien sehr breit und dunkel be 
handelt und deshalb unklar und fleckig; die Kompositionen sind aber immer 
originell und die Stimmung poetisch. In den größeren Holzschnitten sind die 
Schraffierungen freier und breiter und die Töne mehr ausgeglichen, so schon 
in der Enthauptung Johannis von 1512 (B. 52), in dem Betenden (B. 49), der 
h. Familie (B. 47). Nach 1519 sind die beiden Farbenholzschnitte, die das 
Bild der „schönen Madonna“ von Regensburg darstellen (B. 50 und 51), ent 
standen. Ganz abweichend von Burgkmairs Tondrucktechnik und der Cranach- 
schen und Baldungschen Grundierungsmanier sucht Altdorfer hier ein wirk 
lich buntes Bild mit verschiedenen starken Lokalfarben zu erzeugen. Die Ma 
donna (B. 51) ist mit nicht weniger als sechs verschiedenfarbigen Platten gedruckt. 
Die Kupferstichtechnik bildet Altdorfer in dieser Zeit zu großer Feinheit 
und Zartheit der Linien undTöne aus, die h. Familie (B. 5, s. Abb.), der h. Christoph 
(B. 19), die Kreuzigung (B. 18), Christus Maria erscheinend von 1519 (B. 16) 
und andere mehr zeigen alle Reize seiner anmutigen Kunst. Seine künstlerischen 
Absichten führten ihn naturgemäß auf die Radierung, deren Wirkungen ganz 
seinem malerischen Sinn entsprachen und besonders für die Landschaft, in der 
seine Stärke bestand, sich gut ausnützen ließen. Die Radierung ist ihm nicht bloß 
wie für Dürer Experiment, sondern Mittel zu einem künstlerischen Zwecke. 
Die Ansichten der 1519 zerstörten Synagoge von Regensburg (B. 63 und 64) 
sind wohl seine ersten Versuche in dieser Technik. Er hat dann, wohl nach 153 
eine Reihe von Vorbildern für Vasen und Kannen (B. 75—96) und vor allem 
neun Landschaften (B. 66—70, 72—74, Schmidt in) sehr leicht und zart 
radiert. Altdorfer hat einige Blätter Marcantons und anderer italienischer Stecher 
kopiert und überhaupt die Formen der italienischen Architektur und Ornamentik 
in seinen späteren Bildern und Stichen mit Eifer und Geschmack, wenn auch 
nicht immer mit vollem Verständnis nachgeahmt. 
Altdorfers tüchtigster Schüler war Michael Ostendorfer (seit 1519 in 
Regensburg, gest. 1559), der eine Anzahl guter Holzschnitte geliefert hat, z. B. 
die Kapelle der schönen Madonna in Regensburg von 1522, verschiedene An 
sichten von Städten und Kriegsschauplätzen, Bildnisse u. a. m. Wolfgang 
Huber, in Passau ansässig (um 1490 bis nach 1542), ist besonders in der Land 
schaft dem Regensburger Meister verwandt, aber doch nicht ohne Selbständig 
keit. Seine Holzschnitte, wie Pyramus und Thisbe (B. 9), das Parisurteil (B. 8)
	        
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