Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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künstlerisch in Beziehung gestanden zu haben. In Köln versorgt der emsige 
Anton Woensam von Worms (tätig um 1520—60) mit seinen Gehilfen die 
Druckereien mit einer Menge sauber und sorgfältig gearbeiteter, kalligraphisch 
gerundeter Illustrationen und Buchornamente. 
Auf unserem Rundgange durch Deutschland, auf dem wir die Künstler 
der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, die als Graphiker sich hauptsächlich 
dem Holzschnitt zugewendet haben, betrachteten, nähern wir uns mit Alb recht 
Altdorfer wieder der Heimat Dürers und dem Kreise der Meister, die auch 
den Kupferstich mit Eifer gepflegt haben. Altdorfer ist um 1480 geboren und 
von 1505 bis an seinen Tod 1538 als hochangesehener Baumeister und Maler 
in Regensburg tätig gewesen. Seine Beziehungen zum Nürnberger Altmeister 
sind noch nicht klargestellt. Sicher ist er nicht unbeeinflußt von ihm geblieben, 
wie er auch sein Monogramm aus zwei ineinander geschobenen A dem Dürers 
nachgebildet zu haben scheint. Er ist aber eine von Dürer durchaus verschie 
dene, ja ihm entgegengesetzte Natur. Seine äußerliche, spielerische Auffassung 
ist von der psychologischen Vertiefung Dürers recht weit entfernt. Sein künst 
lerisches Streben richtet sich nicht auf die plastische Durchbildung der einzelnen 
Gestalten und Formen, er bleibt sogar in der Zeichnung etwas oberflächlich und 
unsicher und in der Gewandbehandlung schematisch; seine Stärke liegt vielmehr 
in der künstlerischen Erfassung und in der naturwahren und geschmackvollen Dar 
stellung des Gesamtbildes, in dem Geschick, die Vorgänge in eine reiche und reiz 
volle architektonische oder landschaftliche Umgebung einzufügen. Als Ganzes sind 
seine Darstellungen immer höchst ansprechend, von einer liebenswürdigen, an 
heimelnden Stimmung, gemütvoll ohne jeden heroischen oder dramatischen Zug. 
Altdorfers früheste datierte Arbeiten für den Bilddruck sind die Kupfer 
stiche aus den Jahren 1506—1511, wie die Versuchung der Einsiedler (B. 25), 
die Superbia (P. 99) von i>od, die Madonna (B. 15) von 1507, die Krieger 
gestalten (B. 51, 53, Schmidt 55, 65a) von 1509 und 10. Sie zeigen noch die 
Unsicherheit des Anfängers, sind sehr mangelhaft in der Zeichnung und ohne 
System in der Technik. Seine späteren Kupferstiche hat Altdorfer nicht mehr 
datiert. Die Arbeit für den Holzschnitt scheint er erst 1511 begonnen und sie 
mit dem Beginne der zwanziger Jahre wieder ganz aufgegeben zu haben. Die 
Daten auf Holzschnitten gehen nur von 1511 bis 17. Im Gegensatz zu den 
meisten der bisher genannten Künstler tritt bei ihm der Holzschnitt gegenüber 
dem Kupferstich sehr in den Hintergrund, ja seine Kupferstichtechnik hat seinen
	        
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