Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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gebiet der damals zum Herzogtum Burgund gehörigen Niederlande oder für das 
Gebiet der Rhone in Anspruch genommen. Der als der älteste französische, und 
als der älteste datierbare Holzschnitt überhaupt bezeichnete, angeblich um 1379 
in Burgund entstandene Holzstock der Sammlung Protat in Macon wird aller 
dings kaum etwas anderes gewesen sein als ein Zeugmodel. Unter unserem 
Denkmälervorrate hat er kein Analogon; sein französischer Ursprung ist aber 
wenigstens wahrscheinlich gemacht worden. Derselben Gegend gehörte mög 
licherweise auch der umfangreichste erhaltene Zeugdruck aus dem XIV. Jahr 
hundert, die sogenannte Tapete von Sitten im historischen Museum zu Basel an, 
auf der Szenen aus der Geschichte des Oedipus, Gruppen von Reitern und ein 
Tanzreigen, eingefaßt von Streifen mit Brustbildern und Drolerien dargestellt 
sind. Für die Mehrzahl der angeblich französischen, für den Bilddruck bestimmten 
Holzschnitte ist der Nachweis ihrer Entstehung in Frankreich noch zu führen. 
Die älteste Blockbuchausgabe der Apokalypse, die man früher für eine 
französische Arbeit zu halten geneigt war, darf wohl jetzt als niederländisches 
Werk gesichert gelten (s. oben). Die Folge der zwölf Apostel mit Sätzen des 
Credo in lateinischer und den zehn Geboten in französischer Sprache, die des 
halb auch für den französischen Ursprung der ihnen stilistisch nahe verwandten 
Apokalypse zu sprechen schienen, wird man nun wohl, ebenso wie die etwas 
später, um 1460, entstandenen „Neuf Preux“, die neun jüdischen, heidnischen 
und christlichen Ritterhelden, mit französischem Text, in der Bibi. Nat. in Paris, 
auch wegen der geringeren Qualität der Arbeit als Kopien nach niederländischen 
Originalen ansehen müssen. 
Den Übergang von diesen älteren, wahrscheinlich französischen Holz 
schnitten zu den ersten Illustrationen französischer Bücher aus dem Beginne 
der achtziger Jahre können wir in unserem Denkmälervorrate leider nicht ver 
folgen. Holzschnitte wie der in dem Flugblatte über die „Mode des hauts 
bonnets“ von 1640 oder in bretonischen Kalendern sind zu roh und formlos, 
andere, wie die interessante, sogenannte Vierge de Lyon (Schreiber 10(5p), die 
in diese Lücke treten könnten, sind nicht als französisch sichergestellt, vielleicht 
eher als norditalienisch anzusehen. In den Buchholzschnitten tritt uns aber der 
französische Stil in Zeichnung und Technik schon von Anfang an so vollständig 
fertig und ausgeprägt entgegen, daß wir notwendigerweise eine vorbereitende 
Stufe zu seiner technischen Entwicklung voraussetzen müssen. 
Ohne Zweifel ist diese neue Richtung des französischen Holzschnittes, die
	        
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