Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

894 
Anhang. Antike Numismatik. (§ 71.) 
Y. Kupfer und Bronze sind nur in Ländern, die an Gold und Silber 
Mangel hatten, wie Italien und der Norden, oder mit solchen Gegenden 
Handel trieben, wie Sizilien und Ägypten, ein eigentlicher Wertartikel. 
Daher ist die Kupfermünze eine Ware, wie die silberne und goldene, in 
Italien und dem skythischen Handelsplatz Olbia; auch Ptolemaios Philo 
pator hat wegen des Verkehrs mit Afrika und Italien eine kupferne Wert 
einheit (Schekel), die sich zum Silber wie 1:120 verhielt, eingeführt. 1 ) Sonst 
fand das mit Zinn, Zink oder Blei legierte Kupfer zunächst nur als Not 
geld Eingang, z. B. in Athen während des letzten Abschnittes des pelo- 
ponnesischen Krieges (406 v. Chr.); 2 ) doch wurde es wieder einge 
zogen. 3 ) Ebenso gab der Stratege Timotheos dasselbe nur als Notgeld 
aus. 4 ) Vom vierten Jahrhundert an herrscht die kupferne Scheidemünze, 
deren Verhältnis zum Silber der Staat willkürlich festsetzt, im lokalen 
Verkehr, 5 ) doch führte das Bedürfnis des Handels dazu, dass Bronze 
münzen selbst weit von ihrem Prägeorte entfernt Absatz fanden. 6 ) In 
der Kaiserzeit scheinen Rhodos, Melos, das südliche Kleinasien 7 ) und viel 
leicht noch andere griechische Gegenden aus Mangel an Silbergeld Kupfer 
drachmen u. dgl. ausgegeben zu haben. An manchen Orten wurden Eisen 
stücke staatlich anerkannt (im Peloponnes, 8 ) Byzanz und Klazomenai), 9 ) an 
anderen versiegelte Lederbeutel ohne Wert; 10 ) ausnahmsweise kommt 
Glasgeld vor; 11 ) vielleicht sind die bunten Glasperlen, wie in Ostafrika, 
manchmal als Geld aufzufassen. 
Münzfälschung war gang und gäbe 12 ) und nötigte zu grosser Vor 
sicht; 13 ) doch betrieben oft die Staaten selbst dieses lukrative Geschäft. 
Zur Staatsökonomie gehörte an erster Stelle die Münzfrage. 14 ) Der eine 
Regent zog das gute Geld ein, um durch schlechte Neuprägung viel zu 
verdienen, der andere musste dann wieder das schlechte Geld vernichten. 15 ) 
Fremde und alte Münzen wurden geprüft und erhielten, wenn vollwichtig, 
eine Kontremarke; die ungiltigen Münzen sollen in Athen mit einem Chi 
überprägt worden sein. 16 ) 
71. Die Numismatik ist vom archäologischen Standpunkt eigentlich 
eine Darstellung und Erklärung dessen, was wir an den Münzen mit dem 
imng XX oder XX * I oder XXI (KA) und 
VSV — XS. Die Einundzwanziger beginnen 
schon unter Gallienus und hören erst unter 
Diokletian auf. 
9 Krall, Ztscli. f. Äg. 1884, 42 f. Die 
Niam-Niam nehmen noch Stangenkupfer gern. 
In homerischer Zeit verhält sich Erz zu 
Gold wie 9 : 100 (II. 6, 286). 
2 ) Schol. Arist. Ran. 720. 
3 ) Aristoph. Eccl. 816 ff. Auch Aigina 
prägte schon früh Kupfergeld. 
4 ) Ps. Aristot. oecon. 2, 2, 28. 
5 ) Menander monost. 156 sqwtoi nctvei 
hfxog rj /ci'kxov onavtg. 
6 ) Friedländer, Wiener Ztsch. 1870, 22. 
7 ) Imhoof, griechische Münzen S. 688 ff. 
Auffallenderweise kommen im delischen In 
ventar Kupferstatere vor (Bch. 11, 463). 
8 ) Aristot. Nub. 248 s. Hesych. 
9 ) Ps. Aristot. oecon. 2, 2, 16. 
10 ) In Karthago: Eryxias p. 400 a; Sparta : 
Nikol. Dam. bei Stob. II p. 188, 15 ff. (Gold- 
und Silbergeld sei bei Todesstrafe verboten 
gewesen); Sen. benef. 5, 14. 
n ) Academy 9, 123. 
12 ) Schon Solon bedrohte sie mit Strafe. 
Ygl. Firmicus math. 4, 19, 35. 
1S ) Bei Goldmünzen Arrian. Epict. 1, 
20; Zendavesta (Justi, Persien S. 227). 
14 ) Ps. Aristot. oecon. 1, 1, 3. 
15 ) Hippias: Ps. Arist. oec. 2, 2, 4; Aure 
lian: Zosim. 1, 61. 
16 ) Schol. Greg. Naz. Migne 36, 1212 d.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.