Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Anhang. Antike Numismatik. (§ 70.) 
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Differenz der Metalle eine bedeutend grössere (24V2 : 1), wodurch die 
Silberstücke zu Scheidemünzeu herabgesunken sind. 
Litteratur: Über die Anfänge der Münzprägung Ed. Meyer, Gesell, des Altertums 
2, 547. 552 f. Über die Währungen s. die Darstellungen der Metrologie; über die eubö- 
isclie Währung Imhoof, Monatsber. d. preuss. Akad. 1881, 656 ff.; über die solonische Reform 
U. Köhler, Ath. Mitt. IX; C. F. Lehmann, Hermes 28, 580 ff.; U. v. Wilamowitz (Aristo 
teles’ Staat der Athener); dagegen Nissen, Rhein. Mus. 49,1 ff.; im allgemeinen v. Sallet. 
Berl. Ztsch. 5, 180. 
70. Die Münze im engeren Sinne ist nicht eine Ware, sondern eine 
Anweisung des Staates auf eine gewisse Summe, welche nicht durch 
den natürlichen Wert der Münze, sondern durch die Autorität des Staates 
gedeckt ist. Im Altertum sind diese Münzen nur bei Finanznot einge 
treten. Solche Notmünzen brauchten nicht notwendig aus Metall zu be 
stehen. Es ergibt sich daraus folgende Klassifikation des Geldes im mo 
dernen Sinne: 
I. Edelmetall mit minderwertigem gemischt (Billon): Nicht eigent 
lich hieher sind die alten Münzen aus Elektron (Weissgold) zu rechnen, 1 ) 
weil zeitweilig dieses Mischmetall in hoher Schätzung stand, wohl aber 
die schlechten Goldmünzen von Capua, Syrakus, Carthago, bosporanischen 
Königen und römischen Kaisern aus Kriegszeiten. 2 ) Das Silber wird mit 
Kupfer, Blei u. dgl. versetzt; schon manche Freistaaten betrieben diese 
minderwertige Ausprägung. 3 ) In der Kaiserzeit kam es bei der steigen 
den Finanznot so weit, dass man mehr Kupfer als Silber nahm. Diese 
Billonmünzen sind in Alexandrien und Antiochien besonders schlecht ge 
prägt worden; unter Gallienus sank der Silbergehalt bis auf ein Prozent. 
II. Das mindere Gewicht von Münzen bedarf noch genauerer Unter 
suchungen, um die durch die Abnützung entstandene Minderung (Passier 
gewichtjetzt gesetzlich bis zu 0,5 Prozent) auszuscheiden; nur so plumpe 
Kunstgriffe, wie dass eine einfache Drachme als Doppeldrachme ausge 
geben wurde, 4 ) werden hervorgehoben. Bei den Unterabteilungen der 
Drachme, welche doch fast nur im lokalen Verkehr kursieren sollten, nahm 
man es am wenigsten genau. 5 ) 
III. Die plakierten Münzen enthielten einen unechten Kern (anima su- 
baerati), der mit Silberblech überzogen war. 6 ) 
IV. Ebenso betrügerisch war das Geld aus silberähnlichem Metall 
wie Zinn, Blei und Weisskupfer (Potin), vielleicht auch Nickel. 7 ) Das 
weissgesottene Kupfer (saussee) wendeten die römischen Kaiser während 
der Finanznot des dritten Jahrhunderts ganz allgemein an. 8 ) 
in Kios (wohl nach Marc Aurel) Bch. 12, 200; 
vgl. Hirschfeld, Königsberger Studien 1, 
85 ff. 
J ) S. 214. Mehr Silber als Gold: Ber 
liner Ztsch. f. Num. 11, 161. 
2 ) D. H. Hering, von d. elektreischen 
Münzen d. röm. Kaisers Severus Alexander, 
Breslau 1805; Komnenen und ostgotische 
Könige. Daher vergleicht Psellos (carmen 
de re medica V. 460) etwas rötliches mit 
fränkischen Goldmünzen. 
3 ) Z. B. Lesbos; Rom: Liv. 38, 13. 
4 ) Ps. Arist. oecon. 2, 2, 20 p. 1349 b 
37 ff. 
5 ) In Argos: Imhoof-Blumer, griechische 
Münzen S. 533. 
6 ) Vgl. Liv. 33, 46; L. de Waxel, essai 
sur les mdd. placquees des anciens, London 
1809. 
7 ) Zinn: Ps. Arist. oecon. 2, 2, 20; Blei: 
Ra. n. s. 13, 322; Potin: Hultsch, Metro 
logie S. 2 432; Nickel: angeblich im baktri- 
schen Reich. 
8 ) Unter Aurelian mit der Wertbezeich-
	        
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