Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. III. Angewandte Archäologie« 
vor dem Gesichte. 1 ) Auch hat Selene den Nimbus. 2 ) Statt Selene kommt 
eine gelbe Scheibe mit ’weissem Gesicht vor, weil schon die Griechen, 
worüber Plutarch in einer eigenen Schrift handelt, ein Mondgesicht zu 
erblicken glaubten. 3 ) 
Eos-Hemera geht dem Helios auf einem Vier- oder Zweigespann 
oder einem Reitpferde 4 ) voran und besitzt gleichfalls oft ein Flügelpaar, 
die Strahlenkrone oder die Sonnenscheibe, die über ihr schwebt. 5 ) Weil 
mit der Zeit der Morgenröte der Thaufall zusammentrifft, giesst sie ein 
mal im Fluge Thau aus einem Kruge. 6 ) Die Maler gaben ihr ohne Zweifel 
einen rosigen oder gelblichen Schein. 7 ) Eos begleitet der Heosphoros, 
welcher mit einer Fackel vor ihr herreitet; 8 ) mit diesem bildet der schöne 
Hesperos ein Paar, das den Dioskuren gleicht. 9 ) Auch andere Sterne er 
halten menschliche Gestalt, z. B. die von Knaben, die vor Eos tauchend 
in das Meer stürzen. Die Sternbilder sind erst spät personifiziert worden. 10 ) 
Der Eos-Hemera steht gegenüber Nyx, 11 ) auf welche schon eine Statue 
des Rhoikos und eine Figur des Kypseloskastens gedeutet wurden. Die 
Dichter schreiben ihr dunkle Gestalt, schwarze Flügel und eine Fackel zu; 
sie wird einmal beschrieben „mit kleiner Fackel nur sich selbst beleuch 
tend.“ 12 ) Ein Miniaturenmaler von Konstantinopel gibt ihr die umgekehrte 
Fackel. 13 ) 
Unter den seltenen Erscheinungen der Natur ist jederzeit Iris am 
liebsten gesehen worden; 14 ) doch war ihr Wesen schwer abzubilden. Mögen 
die Maler versucht haben, das Farbenspiel nachzuahmen, ihre Gestalt be 
sitzt in der Plastik nichts anderes als die Flügel, 15 ) weil sie seit Homer 
für windschnell gilt. In ihrer Eigenschaft als Götterbotin führt sie Kery- 
keion und Flügelschuhe. Iris hat genealogische Verbindungen mit den 
Winden; die Windgötter reiten, laufen oder fliegen nach den Dichtern. 
Ihr Wesen zeigen manchmal aufgeblasene Backen an. 16 ) Unter den Winden 
*) Eckhel, num. anecd. T. 8, 4; Guigni- 
atjt, religions de l’ant. T. 74, 821 d; Ste 
phani S. 58. 
2 ) Stephani, Nimbus S. 57 f. u. CR. 1860 
S. 43 ff.; Heydemann, Vasensamml. Nr. 3221. 
3 ) Vasen: CR. 1860 T. 3, 3; Gerhard, 
Lichtgotth. IV 8 = El. cer. II 118. 
4 ) Samml. Sabouroff I T. 63; A. 1878 
T. G; Altar von Pergamon; Flügelgespann: 
Stephani, Nimbus S. 62; Bnap. n. s. V T. 10, 
9; Zweigespann: Verg. A. 7, 26; vgl. Od. ip 
243 f.; reitend: Apul. met. 5, 11, vgl. 3, 1. 
5 ) Stephani a. 0. S. 62. 
6 ) Millingen, anc. mon. 6 = Roschers 
Lex. 1, 1257; vgl. Silius 1, 576. Eine solche 
Figur trägt am Panzer des Augustus die 
personifizierte Morgenröte (mit Fackel) auf 
dem Rücken. 
7 ) Lutea Verg. A. 7, 26; Ov. met. 7, 703. 
13, 579. fast. 4, 714. 
8 ) Mit Aphrodite: Helbig, Wandgem. 
964—8. Geflügelt im Dithyrambos des Ion. 
9 ) Robert, Sarkophagrel. II 11; A. 1869 
T. F; Clarac 210, 42. 
]0 ) O. Rossbach, griech. Antiken S. 30 ff.; 
Al. Riegl, Mitt. d. Inst. f. öst. Geschichts 
forschung 10, 1 ff. Vgl. Nonn. Dion. 1, 163 ff. 
Über die Wochentage s. J. de Witte, les 
divinites des 7 jours de la semaine, Paris 
1879, m. 4 T. Auf Münzen von Karthaia 
bedeutet ein Hund mit Nimbus den Sirius: 
AZ. 1848 T. 41, 13. 
n ) Zweifelhaftes bei Stephani, der aus 
ruhende Herakles S. 29. 
12 ) Philostr. jun. im. 5. Auf einem Wagen: 
Tibull. 2, 1, 85. 
13 ) Millin, gall. myth. 89, 353. 
14 ) Max.Mayer, Roschers Lex. 2, 339 ff.; 
K. Friederichs, de Iride dea veterum arti- 
ficum monumentis illustrata, Diss. v. Göt 
tingen 1892. 
15 ) Parthenonfries; 11. A 185; Hymn. Hom. 
5, 315; ungeflügelt: Hymn. in Cer. 317; lue 
tische Vase (Wiener Vorlegebl. VIII 7); 
Fran9oisvase; angeblich im Ostgiebel des 
Parthenon. 
16 ) MB. 12, 32 = Zahn, Ornamente III 
4; Heydemann, Hall. Winckelmannspr. 1876, 
16 ff.
	        
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