Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kritik und Hermeneutik. (§ 388.) 
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pollon zu finden sind, abzielit, bleibt dem alten Ägypten ein ansehnlicher 
Vorrat von plastischmalerischen Bildern. Beispielsweise verleiht der König 
dem fleissigen Beamten eine goldene Biene. 1 ) Als Typus der religiösen 
Symbolik wollen wir die altchristlichen Symbole 2 ) kurz darstellen, 
wie sie hauptsächlich an Grabsteinen, Ampeln und Siegelringen 8 ) sich 
finden: Der Christ, der wie ein Fisch von den Menschenfischern ge 
fangen * 3 4 ) ist und die Speise des Auferstandenen geniesst, 5 ) lebt einfältig wie 
die Taube 6 ) und setzt seine Hoffnung gleich einem Anker 7 ) auf den 
Erlöser, der, wie eine Taube mit dem Ölzweige die Heilsbotschaft 
bringend 8 ) und wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt, 9 ) als guter 
Hirt das verirrte Schaf heimbringt, 10 ) und der Ausharrende erhält als 
Sieger den Palmzweig. 11 ) Wie man sieht, liegt ein unendlich einfaches, 
jedem Laien verständliches System vor, welches erst verwickelter wurde, 
als die Bibelexegese ihren Aufschwung nahm; 12 ) dann entstanden unter 
dem Namen des Melito und Eucherius förmliche Glossare der biblischen 
Symbole, welche hinwiederum auf die „Tierbücher“ des Mittelalters ihren 
Einfluss ausübten. 
388. Auf das Verhältnis der orientalischen Religionen zur Symbolik 
einzugehen, müssen wir hier unterlassen; wohl aber ist es notwendig, den 
Ausdruck übersinnlicher Ideen in Götterverehrung und Grabesbrauch 
bei Griechen und Römern näher zu studieren. Schon im sechsten Jahr 
hundert behandelte der Grammatiker Fulgentius die Gestalten der heid 
nischen Götter, worauf der Liber monstrorum 13 ) und das Buch des Albe- 
ricus folgten. Im 16. und 17. Jahrhunderte erschienen zahlreiche Bücher, 
aus welchen man das Aussehen der alten Götter kennen lernen sollte; 
dabei spielte aber die Phantasie die Hauptrolle, da die „iconologia“ des 
Ripa 14 ) und ähnliche vor allen die Künstler des Barock und Rokoko im 
b Grabschrift des Hirchuf in Elephan- 
tine aus der 6. Dynastie. 
a ) Piper, Mythologie und Symbolik der 
christlichen Kunst, Weimar 1847—51, 2 Bde.; 
A. Le Ricque de Monchy, symbolique des 
mon. chrdt. aux premiers siecles de I’eglise, 
Montp. 1848 (Mem. de la soc. archeol.) mit 
Abb.; P. J. Münz, archäol. Bern, über das 
Kreuz, d. Monogramm Christi, d. altchristl. 
Symbole, d. Kruzifix, Prankf. 1866 m. 8 T.; 
S. 808, k 
3 ) Über die altchristlichen Siegelzeichen 
steht die klassische Stelle bei Clemens von 
Alexandrien (paedag. 3, 11). 
4 ) Matth. 4, 19. Marc. 1, 17; Clem. Al. 
hymn. 26 mit Erklärung Piper’s S. 56 ff.; 
Tertull. bapt. 1; Inschrift von Autun: l/ftveg 
äyvol. 
5 ) Inschrift des Aberkios (unter Mark 
Aurel) in Hierapolis: Wilpert, Prinzipien 
fragen S. 52 ff.; Inschrift von Autun: das. 
S. 58; Anonymus bei Pitra, spicil. Solesm. 
3, 518. Daher wird Christus selbst mit dem 
Fische verglichen: Tertull. bapt. 1; Hieron. 
ep. 7; Clem. Al. (A. 3). Vgl. Ferd. Becker, 
d. Darstellung Jesu Christi unter dem Bilde 
des Fisches, Breslau 1866; 0. Pohl, d. Ich- 
thysmonument aus Autun, Berlin 1880 m. 
T.; Achelis, das Symbol des Fisches und die 
Fischdenkmäler der römischen Katakomben, 
Marburg 1888 (rationalistisch); de Rossi 
bei Pitra, spicil. Solesm. III. (1856) und Roma 
sott. II p. 216 f. (mit oder ohne Anker in 
S. Callisto); zwei Fische mit Anker: Röm. 
Quartalschr. 5, 8 f. Neuestens wollte Ficker 
den Fisch in der Aberkiosinschrift auf den 
Kybeledienst beziehen (Sitzungsber. d. preuss. 
Akad. 1890, 87 ff). 
6 ) Matth. 10, 16. 
7 ) Hebr. 6, 19. 
8 ) Genes. 8, 11. 
9 ) 1 Petr. 1, 19. 
10 ) Iesai. 16,11; Luc. 15, 3 ff.; vgl. Bol- 
detti, osserv. p. 361 f. 
n ) Apoc. 7, 9. 
12 ) Z. B. bezieht Hieronymus Rosen und 
Lilien auf die Jungfrauen, Veilchen aber auf 
die Witwen (epist. II 21, vgl. 15. 20). 
1S ) Her. v. Haupt, im Lektionskat. v. 
Berlin Sommer 1863. 
14 ) Seit 1593 öfter gedruckt; bearbeitet
	        
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