Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Gesphichte der alten Kunst. 
lieh exportierte Ägypten solche Gewebe, wie nachweislich Terrakotta 
vasen. 1 ) 
An Ägypten grenzten im Süden die christlichen Reiche von Nubien 
mit griechischer Amtssprache, Schrift und Liturgie 2 ) und das Reich von 
’Aloa südlich von Meroe. 3 ) Die ansehnlichste Stadt war Axum, dessen 
Bauwerke Kosmas Indopleustes beschreibt. 4 ) Dass sich der oströmische 
Einfluss bis nach Südafrika erstreckte, geht aus den kürzlich bei Zim- 
babije aufgefundenen Münzen Helenas und des Caesars Constantius 
hervor. 
381. In Syrien erstarkte wie in Ägypten die nationale Strömung 
mit Hilfe des Christentums, welches hier das Heidentum in den „Hel 
lenen“ bekämpfte, und führte schliesslich aus den gleichen Ursachen zu 
gleichen Ergebnissen. Yon der eigentlichen Kunst wissen wir freilich 
Avenig. Die Schriftsteller sprechen wiederholt von der Malerei, 5 ) auch 
beschreibt Chorikios die Malereien der Sergiuskirche von Gaza (S. 784,12). 
Erhalten ist jedoch nicht viel. In zwei Felsengräbern des 6. Jahrhunderts 
zu Schefä’ Amer teilt sie sich mit der Steinmetzkunst in die Ausschmückung, 
welche in Spiralsäulen und Teppichmustern (Pflanzen, Löwen, Vögeln und 
christlichen Emblemen) besteht; der falsche Thürbogen geht aus einem 
Urnenpaare hervor. 9 ) Was dem christlichen Syrien seinen grössten 
Schmuck verleiht, das sind seine Steinbauten, die in reichstem Masse Ge 
schmack, Phantasie und Detailfleiss bekunden; es sind besonders die zahl 
reichen verlassenen Städte des Wüstenlandes, welche Syrien den ersten 
Platz im damaligen Steinbau sichern. 7 ) Sie weisen Gebäude aller Art, 
Kirchen, Grabbauten und Privathäuser auf. Nur eine eingehende Analyse 
kann den Steinmetzen Syriens gerecht werden, immerhin sei einiges hier 
hervorgehoben. Das Kreuz und das Christusmonogramm werden häufig 
rund eingerahmt, was die Medaillonform verbreitet, 8 ) und gehen an Kapi 
tellen mit Spiralen oder Akanthusblättern Verbindungen ein. 9 ) Das Blätter 
werk wird nicht bloss durch Vögel, worunter auch Pfauen, belebt, sondern 
zugleich durch Amphoren unterbrochen. 10 ) Das altnationale Treppenorna 
ment ist in Reihen von Konsolen übergegangen. 11 ) Die Kapitäle werden 
von den herkömmlichen Formen emanzipiert, was wieder zur Folge hat, 
1890, m. 118 T.: Stassoff, risunki koptskich 
tkanej i nowjejschiä sotschineniä 0 nich (d. 
Zeichnungen der kopt. Gewebe u. d. neuere 
v. dens. handelnde Litteratur) in der Ztschr. 
Wjestnik ^äschtschnych iskustff VIII. (Pet. 
1890); Swoboda, Rom. Quartalschr. 6, 95 ff. 
(über einen Kirchenvorhang); Sammlungen 
im Berliner Kunstgewerbemuseum: S. 169; 
in Wien: S. 172; A. Riegl, ägypt. Textil 
funde im österr. Gewerbem., Wien 1889, 18 
T.; bei Graf: S. 172; Hasselmann, München: 
Allg. Ztg. 1887 Nr. 245; Proben: Art. J. 1888, 
25 f.; s. auch S. 172. 
’) Le Blant, Ra. n. s. 35, 299 ff.; Wiede 
mann, ägypt. Gesch. 1, 165 A. 5. 
2 ) Lepsius, nubische Gramm. S. CXXIII. 
3 ) Erhalten sind zwei Inschriften in einem 
dem koptischen verwandten Alphabet (Lep 
sius, Denkm. VI Bl. 12). 
4 ) Über den erhaltenen eigentümlichen 
Obelisk Ra. 1, 331 m. T. 
5 ) Choric. apol. 3, 5; Procop. ep. 25; Job. 
Damasc. ep. 114. 
6 ) Röm. Quartalschr. 4, 322 u. 323 mit 
Abb.; Hochrelief in einem Felsengrab bei 
Edessa: Sachau, Reise S. 203. 
7 ) S. Vogüe (S. 83), dazu auch Saciiau’s 
’ 8) Z. B. Vogüe T. 32. 42; Sachau T. 15. 
18 u. S. 88 (auch A und 00). 
9 ) Z. B. Vogüe T. 47. 
™) Z. B. Vogüe T. 45. 62. 
u ) Vogüe T. 115. 122. 141.
	        
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