Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
lässig, wovon S. Sabina in Rom mit seinen leider zerschmetterten Cy- 
pressenthüren ein altes figuriertes Beispiel bietet. 1 ) 
Zu einem vornehmen Bau wirken nun Baumeister, Steinmetzen, Erz 
bildner, Wölber (camerarum rotatores), Stukkateure (gypsoplastae) und Mo 
saikarbeiter mit; 2 ) den Maler kann man entbehren. Nichts bezeichnet 
mehr den Wandel der Zeiten als dass Constantius im Jahre 857 den per 
sischen Baumeister Hormisdas bei sich hatte. Justinian verfügte beim 
Bau der Sophienkirche über kleinasiatische Architekten, Anthemios von 
Tralles, Isidoros von Milet und Ignatios. 3 ) Über die Klasse der Stein 
metzen geben die Yersetzmarken (S. 294) Aufschluss und zwar zeigen sie, 
dass Griechen den Palast Diokletians erbauten und die gleiche Schule in 
Konstantinopel, zu S. Vitale in Ravenna und in Parenzo arbeitete. In 
Rom dagegen hielt man auf die alten Überlieferungen und empfahl den 
Architekten das Studium des Alten. 4 ] 
879. Schliesslich sei noch ein Überblick über die ansehnlichen Bau 
werke jener Zeit gegeben. Die Privatgebäude sind nur durch Beschrei 
bungen bekannt, müssen aber sehr prunkvoll gewesen sein; 5 ) „vivimus 
quasi altera die morituri (sagt Hieronymus) 6 ) et aedificamus quasi semper 
in hoc saeculo victuri. 11 Von den Kaiserpalästen geben die Ruinen in 
Salona-Spalato (S. 161) einen gewissen Begriff; die Kaiserburg von Kon 
stantinopel 7 ) erlitt viele Veränderungen, wovon wohl die meisten im Wett 
streite mit den Chalifen geschahen. Im neunten Jahrhundert lässt der 
Kaiser Theophilos einen Palast nach dem Muster der syrischen bauen 8 ) 
und bald darauf wohnt der Makedonier Basilios in der herrlichsten Resi 
denz. 9 ) Die Patriarchate blieben in äusserem Glanze nicht viel hinter den 
Kaiserschlössern zurück. 10 ) Die grossen Grabbauten sind besser bekannt; 
sie erhalten unter den christlichen Pürsten die Eigenschaft von Grab 
kapellen. Ravenna hat die Kapelle der Galla Placidia (S. 785) und das 
Grab Theodorichs aufzuweisen; bei Ephesos steht das „Lukasgrab“; 11 ) die 
Gegend von Oran besitzt aus dem 5. und 6. Jahrhundert eigenartige Grab- 
mäler (djedar) nach dem Typus des „Grabes der Christin“. 12 ) 
Auf dem Gebiete der öffentlichen Bauten erwiesen sich auch die 
Kaiser nach Diokletian sehr thätig, nur wendeten sie gerne älteres Mate- 
und an der Kanzel von St. Peter (Soldi, arts 
möc. S. 75) einzureihen. 
9 J. J. Berthier, la porte de St. Sabine, 
Jnd. 1. v. Freiburg i. Schw. Sommer 1892, m. 
Abb. (nach ihm unter Coelestin I. vielleicht 
von Petrus Illyricus gearbeitet); Jahrb. der 
preuss. Kunsts. 1898 H. 2/8; nach Kraus, 
Kepert. f. Kunstw. 17, 50 sind die Felder 
Nr. 15 und 17 später und oströmisch. In 
Tyros liess der Bischof Paulinus im Jahre 
314 sehr schöne geschnitzte Altarschranken 
machen. 
2 ) Cassiod. var. 7, 5. 
3 ) Über die ostgothischen Verhältnisse: 
Cassiod. var. 7, 15. 
4 ) Cassiod. a. 0. a. E.; Symmachus „anti- 
quorum diligentissimus imitator“ (Cassiod. 
var. 4, 51). Darum ist uns Vitruv erhalten. 
5 ) Anicierpalast in Rom: Secund. ep. 3 
(Corpus script. eccl. 25,895); Symmachus: 
A. 4; vgl. Sulp. Sev. v. S. Mart. 17, 5. 19, 4. 
Über das südliche Frankreich belehren Auso- 
nius und Apollinaris Sidonius. 
6 ) Epist. II 18. 
7 ) S. 98; Labarte, le palais imperial 
de Constantinople, Paris 1861; D. Beljajev, 
Byzantina I., Petersb. 1891 (Mem. de la soc. 
archeol. russe V.). 
8 ) Biographie K. 9. 
9 ) Biographie von Konstantinos Por- 
phryrogennetos K. 89. 
10 ) Treppe von 72 Stufen: Mazaris p. 141. 
1 ] ) Simpor, Tr. b. a. 6, 323 ff.; Weber 
das. 7, 226 ff.; Falkener das. 7, 241 ff. 
12 ) De la Blanchere (§ 184).
	        
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