Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
gia H Thjyrj aus der Zeit Justinians.Es verrät einen sonderbaren Ge 
schmack, dass man die Worte des hohen Liedes (1, 5) „Schwarz bin ich 
und schön“ wörtlich nahm. Bilder von Christus und den Aposteln werden 
schon im vierten Jahrhundert erwähnt. * 2 ) Dann folgen die Bilder von 
Heiligen und gefeierten Theologen. 3 ) Dankbarere Stoffe fand aber der 
Maler in der Bibel, den Martyrien und Heiligenleben; 4 ) die Darstellung 
des Martyriums der hl. Euphemia, welche Asterios ausführlich schildert, 
verdient besondere Beachtung. 5 ) Pedantische Vorschriften, wie sie die 
bekannten Malerbücher vom Athos geben, hat man in der oströmischen 
Zeit schwerlich gekannt. 
Wie im vorigen Zeitalter, erfahren wir nur gelegentlich Namen von 
Malern. 6 ) Auf die eigenen Werke setzten die Maler vielleicht nur unter be 
sonderen Umständen ihre Namen, im künstlerischen Wetteifer die Zeichner, 
unter welche Basilios II. die Miniaturen seines Menologiums verteilt hatte, 
aus Nationalstolz Basilius, der für „Franken“ malte. 7 ) Den geschäfts- 
mässigen Betrieb scheint auch dies anzuzeigen, dass man von Bilderkopien 
wie von etwas gewöhnlichem redet. 8 ) 
376. In technischer Beziehung scheint innerhalb der Tafelmalerei 
noch die Enkaustik zu herrschen; 9 ) man kennt auch die Elfenbeinmalerei 
noch, 10 ) es kommt eine Art von Reliefmalerei vor, aus welcher dann die 
Sitte der griechischen Kirche hervorging, Hauptteile des Bildes, z. B. das 
Gesicht, mit getriebenem Silberblech zu bedecken. 11 ) Doch nahm jetzt die 
Aquarellmalerei auf Pergament und Papier den grössten Aufschwung; wir 
pflegen bekanntlich die in den Codices enthaltenen Malereien Miniaturen 
zu nennen. 12 ) Doch vereinigt dieser unglückliche Name sehr verschiedene 
Malarten. Um eigentliche Aquarellgemälde handelt es sich nur bei der 
grossen Rolle der vatikanischen Bibliothek, welche den Inhalt des Buches 
Josue mit erläuternden Beischriften abbildet; letztere gehören dem zehnten 
q Auf Gemme: abg. Kraus, Realencykl. 
2, 864. 
2 ) Euseb. h. eccl. 7, 18, 4. 
3 ) Z. B. Anon. Bandur. 60. 
4 ) Prud. dittochaeon; P. Diac Langob. 4, 
17; Opfer Isaaks: Greg. Nyss. or. de deitate fil. 
et sp. s.; „Bestattung des hl. Ephraim“ in 
der vatikanischen Bibliothek, angeblich aus 
dem 11. Jahrh.: d’Agincourt, peinture T. 82. 
5 ) Combefis, auctarium novum 1,209 ff. 
6 ) Grabstein des Aurelius Felix aus dem 
Jahre 882: Rossi, inscr. urbis Romae I 318; 
Lucillus: Symmachus ep. 6, 50. 
7 ) Lateinisches Psalter für die Königin 
Mathilde von Jerusalem (f 1161) im britti- 
schen Museum (Egerton 1139): Probe bei 
Du Somerard, les arts au moyen äge, Album 
8 s. T. 12—16; Mosaikbilder der Geburts 
kirche zu Bethlehem: Christi. Kunstblatt 
1885 S. 133. 
8 ) Basil. ep. II p. 73 e = 2, 3 col. 229 a; 
Greg. Naz. or. 43, 1. 
9 ) S. 407; Chrysost. Aoy. slg xdv vmxrjQa. 
10 ) Diehl, Byz. Ztsch. 1, 479 ff. 
n ) Bernh. Schmidt, Volksleben der Neu 
griechen I 49, 1. 72, 7; S. 417,2. 
12 ) Vom paläographischen Standpunkte: 
Montfaucon, bibliotheca Coisliniana; Gardt- 
hausen, Paläographie S. 93 f.; kunstgeschicht 
lich: Kugler, Gesch. d. Malerei I 2 135 ff.; 
A. Woltmann, d. Gesch. d. byz. Malerei in 
d. Miniaturen, Im neuen Reich 1877 Nr. 46 
S. 711—74; besonders Kondakoff (s. Litt.); 
Brockhaus, d. Kunst in d. Athos-Klöstern 
S. 196 ff.; Bilderwerke: A. de Bastard, peintures 
et ornements de manuscrits, Paris 1835 ff. 
20 Lief, ä 8 färb. T.; W. R. Tymms a. Wyatt, 
the art of illuminating, London 1860, mit 
100 T.; J. O. Westwood, palaeographia sacra 
pictoria, London 1845, m. 50 T.; einzelnes in 
den Prachtwerken von Curmers, Lab arte, 
Lacroix, Louandre und Du Sommerard über 
das Mittelalter; St. Beissel, vatikanische 
Miniaturen, Freiburg 1893, m. 30 Lichtdr.-T.; 
Bordier, descr. des peintures et autres orne 
ments contenus dans les manuscr. grecs de 
la Bibi, nat., Paris 1883; angekündigt Mi- 
niatures de man. de la bibl. nat., Abt.: Man. 
grecs, p. p. H. Omont, 50 T.
	        
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