Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. XI. Die oströmische Zeit: Erneute Herrschaft des Orients. (§ 374.) 777 
Säule herabblickte. 1 ) Ausser den Kaisern sah die Öffentlichkeit das Bild 
der Tyche, welcher nach dem Untergang des Heidentums der Aberglaube 
merkwürdig zugethan war. 2 ) 
Der Grundsatz, dass die Statuen dazu bestimmt seien, sich in einen 
architektonischen Rahmen einzufügen, erschien immer selbstverständlicher. 
Das Zeuxippos-Gymnasium, welches Konstantin 328 erbaute, wurde ein 
wahres Museum (S. 34); andere Statuen beanspruchte sein Hippodrom. 3 ) 
Die Panegyriker rühmten von den Kaisern, dass sie Märkte und Kirchen 
mit Werken von Elfenbein, Marmor, Erz, Edelstein und Gemälden gefüllt 
haben. Die öffentlichen Bäder nahmen Statuen in Menge auf, 4 ) darunter 
nach altem Brauche Aphroditen; 5 ) dagegen stellte man jetzt auf Brunnen 
den guten Hirten oder Daniel unter den Löwen. 6 ) Nach altorientalischem 
Brauche standen manchen Orts steinerne Löwen und Rinder. 7 ) 
Das 2. Konzil von Nicaea gestattete in seiner siebenten Sitzung die 
kirchliche Plastik und sie hat auch selbst im oströmischen Reiche einigen 
Umfang gehabt. 8 ) Vielleicht am häufigsten wurde die Figur des Hirten 
in Stein ausgeführt, doch meist so, dass man sie an der Wand befestigte, 9 ) 
der Ambon von Thessalonike aus dem 4. bis 5. Jahrhundert hat Nischen 
für Statuen. 10 ) Sehr alt war auch das Erlöserbild von Paneas. 11 ) Man darf 
aber nicht vergessen, dass für eine unterdrückte und verfolgte Gemein 
schaft wie die Christen die Steinmetzarbeit zu langwierig und geräusch 
voll war. Kein Wunder, dass die Fertigkeit der Meisseiarbeit auffällig 
zurückging. An Grabsteinen begnügten sich die in den Katakomben hau 
senden Christen mit dem Einritzen von Konturen, welche durch rote oder 
auch schwarze Farbe hervorgehoben wurden; diese Zeichnungen waren 
flüchtig, fast kindlich. 12 ) Auch später hat man auf Grabsteine wenig Mühe 
verwendet; 13 ) die Deckplatten grosser Grüfte tragen ornamentalen Schmuck, 14 ) 
in Karthago liebt man sogar da farbige Muster, z. B. schwarze Würfel 
auf weissem Grunde. 15 ) Papst Damasus begünstigt die bescheidene Kunst 
der Steinkalligraphie, welche Philocalus betreibt. 16 ) Die einsetzbaren Re 
liefs nehmen jetzt ebenfalls ab. 17 ) Die skulpierten Altäre hören, wenn 
auch für Kirchen marmorne Altäre gefertigt wurden, mit dem Heidentum 
auf, 18 ) wogegen die Schranken (transennae) der Märtyrergräber sorgfältige 
*) Wichtige Beschreibung in Georgios’ 
progymnasm. 11 (Walz, rhetores 1, 578 ff.). 
l ) Strzygowski, Analecta Graeciensia 
S. 14 ff. 
3 ) Glykas 4, 467. 
4 ) Procop. aedif. 1, 11 S. 205; Bad der 
Blachernen: Anon. Bandur. 40; S. 776, n. 
5 ) Agathias Anthol. 9, 619. 
6 ) Euseb. vit. Const. 3, 49. 
7 ) Ducange zu Anna Comn. p. 72 C. 
8 ) S. Litteratur. 
9 ) Rossi, Bcrist. 1887, 136 ff.; Ficker, 
altchristl. Bildw. im christl. Museum des La 
terans S. 36 ff.; Strzygowski, Röm. Quartal 
schrift 4, 96 ff. m. T. 4. Die zwei ältesten 
Exemplare werden vor Konstantin angesetzt. 
10 ) B. des de. fran«?. 1, 255. 
u ) Vita S. Artemii 10 u. ö. 
12 ) Z. B. Röm. Quart. I T. 2, 3. 2, 31 ff. 
T. 1; mehreres in Phot. Parker. 
13 ) Man sehe jedoch den hübschen Grab 
stein des Gerontius aus der Nereuskata 
kombe (Phot. Parker). 
14 ) Bruchstücke vom Grabe des heil. 
Martin, abg. Ra. n. s. 31, 112. 
15 ) R. de Part ehr. 33, 131 f. 
16 ) Inschrift aus den Calixtuskatakomben 
photogr. 
17 ) Betende Maria mit griechischer In 
schrift, in S. Maria in Porto (Ravenna): abg. 
Bayet S. 187; Medaillon mit Porträt des 
Asketen Paulos (10. Jahrh.). 
18 ) Altar zu Ehren des Konsuls von 334: 
Louvre Nr. 237 (CIL. VI 1682), vgl. Heyde-
	        
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