Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
Saphir, und smaragdenem Laube, woraus goldene Orangen und Quitten 
hervorglänzten. 1 ) An der Decke des Saales, wo der König Recht sprach, 
schwebten vier goldene Vögel, „die Zungen der Götter“. 2 ) Die Tiara war 
ein mit vielen Edelsteinen besetzter Widderkopf von Gold. 3 ) Mehr als 
ein silberner Becher veranschaulicht durch seine vergoldeten oder farbig 
eingelegten Bilder die sassanidische Ciselierkunst; 4 ) auch in Persien scheinen 
Thonimitationen mit Reliefs vorgekommen zu sein. 5 ) Über Persien ging 
der Edelsteinhandel, 6 ) weshalb auch die Kunst, die Steine zu schneiden, 
fleissig betrieben wurde; hiedurch sind zahlreiche Siegelsteine und einige 
Cameen geblieben, 7 ) freilich muss man die zahlreichen Fälschungen aus 
sondern. Gleich dem Abendlande verwendet der Orient den Schmelz 
reichlich zum Schmuck. 8 ) Bunte Gewänder und Teppiche waren noch der 
Stolz Babylons, 9 ) hier erschien überhaupt der König im höchsten äusseren 
Glanze. 10 ) 
371. Der Osten hängt mit dem Sassanidenreiche enge zusammen, 
weil die zoroastrische Religion, der Glaube der Mandäer und der Bud 
dhismus um die Völker ein gemeinsames Band schlangen. Am Anfang 
dieser Periode ist von Alexanders Werk nicht viel mehr als der blosse 
Name der Javanas geblieben. 11 ) Dafür knüpfen nun die Römer Verbin 
dungen an, deren älteste unter Augustus statthatten; denn ein grosser 
Teil des Indienhandels ging über Alexandrien. Auf diesem Wege entsteht 
in Indien eine Kunstrichtung, welche, fälschlich indogriechisch genannt, 
an die Kunst der Kaiserzeit sich anschliesst. 12 ) Die selbständige Rund 
plastik bringt fast nur Buddhafiguren hervor; wenn sie auch die Lehren 
der Buddhapriester, welche allmählich 32 grosse und 80 kleine Körper 
schönheiten des vergötterten Meisters austüfteln, 13 ) nicht ganz missachten 
darf, schwebten den indischen Künstlern doch augenscheinlich Knaben 
statuen des Abendlandes vor, nur dass die meisten nach indischer Art 
mit untergeschlagenen Beinen dasitzen und die Warze über der Nase 
haben. 14 ) Jedenfalls hat man Buddha schon damals aus Bronze und Mes 
sing gebildet. 15 ) Manche Steinfiguren mögen zu Bauten in Beziehung ge- 
0 Firdusi Xll 17. 
2 ) Philostr. y. Apoll. 1, 25. 
3 ) Ammian. 19, 1, 3. 
4 ) Im Louvre, Jagd des Chosroes II., 
aus der Zeit des Königs Firu9 (458—88): 
Longperier, A. 15, 98 ff. mit M. III41; Ra. 1, 
264 m. Abb.; Dieulafoy, Part 5, 103 (ver 
goldet); Chosroes thronend zwischen reli 
giösen Symbolen: Dieulafoy V T. 22 farbig 
(rot, grün und weiss auf Gold). 
5 ) Propert. 4, 5, 26 pocula Parthis focis 
6 ) Octavianus Anth. 211, 104; S. 193. 
7 ) Siegelsteine: Gobineau, Ra. n. s. 27, 
111 f. T. 4. 5. 28, 37 f.; Lajard, culte de 
Mitlira ö. bes. T. 43 f.; E. Thomas, J. r. as. s. s. 
13, 414 ff. T. 3; Dieulafoy V 124; Berliner 
Museen: Mitteil, aus den oriental. Samml., 
4. H. (v. G. Steindorff) 1891 m. Tafeln; 
Cameo mit dem gefangenen Valerian im 
Pariser Cabinet des medailles: Babelon, 
cab. (S. 52). 
8 ) De Linas, les origines de l’emaillerie 
cloisonnee I T. 1, vgl. 2, 465. 
v ') Plin. 8, 74; Xen. Ephes. 1, 8, 2. 3; 
Herodian. 4, 11, 3; Nonn. Dion. 40, 301 f.; 
vgl. Riegl, altorientalische Teppiche, 1891 
S. 109 ff. 
10 ) Adrianos, fxs'ksrrj 4. 
n ) Felseninschriften aus dem 1. Jahr 
hundert n. Chr.: Arch. survey of Western 
India X 32. 43. 55. 
12 ) Curtius, AZ. 1875, 90 ff.; V. Smith, 
J. as. s. of Bengal 58, 1, 107 ff.; Grünwedel, 
buddhistische Kunst S. 73 ff. (er nennt die 
Arbeiten Gändhära-Skulpturen nach dem 
Hauptfundorte); Proben in Berlin u. Leipzig. 
]3 ) E. Burnouf, Lotus p. 553 ff.; Grün 
wedel a. O. S. 120 f. 
14 ) Grünwedel Fig. 48. 49. 50. 54. 57. 
68. 70. 
15 ) Die S. 692 erwähnten kupfernen Fi-
	        
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