Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. X. Die griechisch-römische Zeit. (§ 364.) 
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daher starke Bemalung (hauptsächlich in Rot und Grün) verlangten; x ) der 
Odenwald lieferte aber harten Basalt, der am Felsberg gebrochen wurde. * 2 ) 
Marmor wurde nicht häufig eingeführt. Sehr häufig fertigte man aus 
einem einzigen Stein (ohne stets den Hintergrund zu durchbrechen) das 
kleine Rundbild eines Reiters, der einen schlangenfüssigen „Giganten“ zu 
Boden geworfen hat; diese „Gigantensäulen“ 3 ) sind wohl mit einem orien 
talischen Glauben in die Rheingegend gekommen. Sie interessieren nur 
als Denkmäler religiöser Kunst, wie die Viergöttersteine 4 ) und die Votive 
der Matronae deae. 5 ) Die Grabsteine haben meist einen strengmilitäri 
schen Charakter, indem sie den Legionär in Paradestellung und den Reiter 
im Gefecht ordonnanzmässig ausgerüstet und mit allen Dekorationen zeigen. 
Interessant sind bloss (wenn wir das Kriegswesen bei Seite lassen) einige 
Grabsteine von Zivilisten, z. B. der des Schiffers Plussus in Mainz. Die 
Bronzeplastik muss ansehnlich und mannigfaltig gewesen sein, wofür wir 
die Knabenstatue von Xanten, 6 ) die nach einem älteren Typus gearbeitete 
Apollofigur in Speier 7 8 ) und Idole wie man sie in Gallien hat, citieren.2) Ein 
hölzernes Götterbild scheint durch den Sand von Nymwegen in Versteine 
rung erhalten. Terrakottafiguren haben mehrmals den Fabrikstempel „ad 
cantunas novas“ u. dgl. 9 ) und weisen je nach ihrer religiösen Bedeutung 
verschiedene Stile, namentlich den gallischen und griechisch-römischen, 
auf; jenem wird man die Sitzstellung mit auseinander gespreizten Knien 
zuschreiben dürfen. 10 ) Beiläufig seien noch die Spielereien von Steinmetzen 
und Bergknappen genannt. 11 ) Die römischen Offiziere und Beamten er 
bauten sich zahlreiche Villen, welche ebenso geschmackvoll als komfor 
tabel eingerichtet waren; 12 ) daher die grosse Menge ansehnlicher Mosaik 
böden, die zumal in der Villa zu Nennig und überhaupt im Mosellande 
Vorkommen. 13 ) Unter den pyramidenartigen Grabbauten ragt die „Igel 
säule“ der Secundiner hervor, 11 ) deren Reliefs nach einem neuen Prinzip 
') Hettner, Verh. d. Trierer Philologen- 
vers. 1879, Lpz. 1880 S. 26 f. 
2 ) S. 296; Rest einer basaltnen Kaiser 
statue vor der Saalburg. 
3 ) Trevedy, le cavalier et Panguipede, 
Laval 1889; AA. 1890, 63 ff.; Fkeidhof, d. 
sog. Gigantensäulen, Metz 1892, m. 8 T.; B. 
Florschütz, d. Gigantensäule v. Schlierstein, 
Wiesb. 1890, m. 2 T.; mythologisch s. M. Mayer, 
Verh. d. Görlitzer Phil.Vers. 1889, 886 ff. 
4 ) Verzeichnet von Haug, Westdeutsche 
Ztsch. 10, 9 ff. 
5 ) K. Friederichs, Matronarum monu- 
menta, Bonn 1867; Ihm, Rhein. Jahrbb. H. 83. 
S. 177 ff. 266 ff. H. 84, 73 ff.; Friedländer, 
Wochenschr. f. klass. Phil. 5, 12 ff. 
6 ) In Berlin Nr. 4: E. aus’m Weerth, die 
Bronzestatue von X., Bonn 1858, m. 1 T.; 
K. Friederichs, die Xantener Erzfigur, Berlin 
1860, m. 2 T.; Abg. 
7 ) Stark, Rhein. Jahrbb. H. 61. 
8 ) Rhein. Jahrbb. 13, 118 f. T. 1. 
9 ) Rhein. Jahrbb. 1879, 178; Anthr. 
Corr. 1885, 60. Im allg. s. Freudenberg, 
Terrakotten aus Ülmen, Rhein. Jahrbb. 18, 
97 ff. 
10 ) Vgl. S. 704; mehrere in Homburg; 
ebenso am Grabsteine des Schiffers Plussus 
in Mainz. 
J1 ) Stein bei St. Goar: Anthr. Corr. 1878, 
66; komische Darstellungen in einem Blei 
bergwerke in Roggendorf a. d. Eifel: das. 
S. 153; Pferd in einem Keller auf dem Alt 
heck. 
12 ) S. 149. 
1S ) S. 149; J. N. Wilmowsky, röm. Mo 
saiken aus Trier u. Umgegend, Trier 1888, 
m. 9 T. (mit Einleitung Hettners über die 
Zeitbestimmung); Mosaik von Rottweil: 
Jahreshefte des württemb. Altertumsvereins 
l. Stuttgart 1884; Vilbel: Archiv f. hess. 
Altertumsk. X m. 4 T.; AZ. 1860, 113 ff. 
14 ) Pirkheimeri opera ed. Goldast S. 93 f. 
T. 3; Neurohr, Abb. d. röm. Monum. in I., 
gez. u. lith. v. Hawich, Trier 1826 f. m. 5 T.; 
L. Schorn, Erkl. der Bildw. an dem röm. 
Denkmale zu I. bei Trier, München 1835(47) 
m. 1 T.; Zumpft u. Osterwald, d. röm. Denk-
	        
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