Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassischö Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
etruskischen Urnenreliefs, welche seltener Hochzeiten oder einen anderen 
Vorgang aus dem Leben, weitaus häufiger jedoch griechische Sagen dar 
stellten. 1 ) Altar- und Brunnenreliefs machen keine unbedeutende Zahl 
aus. Um zu den eigentlichen Bauten überzugehen, so sind Fries-, 
Giebel- und Metopenreliefs nicht mehr in der Mode. * 2 ) Dagegen werden 
nun — wohl nach alexandrinischer Manier — die inneren Wände mit 
eingelassenen Reliefplatten geschmückt, welche, weil sie Gemälde ver 
treten, auch in der Art von Tafelbildern angelegt sind. 3 ) Als vorzüg 
liches Beispiel mag das Relief „Perseus und Andromeda“ 4 ) dienen. 
Pfeiler 5 ) und Säulen können ebenfalls Reliefs haben, wovon sich das selt 
same Wagnis herschreibt, dass eine ganze Denksäule mit einem spiral 
förmig emporlaufenden Reliefbande bedeckt wird. In dieser Weise tragen 
die Trajans- und die Antoninssäule enorme historische Darstellungen, 
welche für die Zeitgenossen nur stückweise geniessbar waren. Auch die 
Reliefs der Triumphbögen seien nicht vergessen. 
Die Geschichte des römischen Reliefs ist noch nicht geschrieben; 
man pflegt gewöhnlich zu lehren, die Kunst habe sich bis zu Trajans Zeit 
auf einer gewissen Höhe erhalten um dann rasch zu sinken. Zur Klärung 
wird eine Zusammenstellung einiger zeitlich bestimmbaren Reliefs beitragen. 
Augustus hat ausserordentlich viel gebaut, wovon jedoch weniges auf uns 
gekommen ist; 6 ) zur offiziellen Kunst gehört das Reliefbruchstück zu San 
Vitale in Ravenna (Augustus mit seinen Angehörigen darstellend). 7 ) Zu 
seiner Zeit erbaute Tiberius Latinius (f 19) in Aricia einen reichge 
schmückten Porticus. In Tiberius’ Regierung fällt der Altar mit den Per 
sonifikationen asiatischer Städte; 8 ) auch seine Nachfolger haben wenig 
bedeutende Denkmäler hinterlassen. 9 ) Von den Flaviern hat der kurz 
lebige Titus ein schönes Monument an dem marmornen Titusbogen, dessen 
Reliefstreifen den Triumphzug über die Juden zeigen; schöner sind die 
Viktorien in den Bogenfüllungen. 10 ) Aus Nervas Zeit stammen ein paar 
Forumreliefs. Trajanus ist der grösste Bauherr unter den Kaisern; aber 
etwas spezifisch römisches darf man darin nicht suchen, denn dem spani- 
’) Alte Sammlung von Bartoli et Bel- 
lori, icones et segmenta illustrium e marmore 
tabularum quae Romae exstant, Rom 1645; 
dann bei Winckelmann (S. 126) und Zoega 
(S. 44); Corpus von Robert (S. 5); siehe 
auch Robert, der Pasiphaesarkophag, Hall. 
Winckelm.-Pr. 1890. 
2 ) Merkwürdige Metopenreliefs mit Ken 
taurenkampf, statt der Triglyphen Bäume: 
In der Sala delle Muse des Vatikans; Giebel 
reliefs an Tempeln: Stat. Theb. 7, 55 f. 
3 ) Dio Chrys. 7,117; Schreiber(S.725,io). 
4 ) Schreiber T. 12. Lukian (dial. mar. 8) 
und der Maler Nicolas de Heit benützten 
das malerische Motiv. 
5 ) Z. B. im Vatikan: Brunn, exeget. 
Beitr. 4., München 1881; schöne im Lateran 
(Phot. Parker). 
6 ) Vielleicht stammen manche Barbaren 
statuen aus seinem Porticus „ad nationes“ 
(Ps. Serv. Verg. Aen. 8, 721). 
7 ) Dütschke, ein röm. Relief mit Darst. 
der Familie des Augustus, Pr. d. Joh. in 
Hamburg 1880; Conze, d. Familie des Aug., 
Halle 1867; J. Friedländer, AZ. 1867, 110 ff. 
Votivaltar: Guattani, mon. ined. 1785, Mag- 
gio T. 1—8; vierseitiger Altar: das. 1786 
Dec. T. 1 — 8; Reste eines Frieses, die in 
den Uffizien und in Rom zerstreut sind. 
8 ) Aus Puteoli in Neapel; wahrschein 
lich auch ein Relief von Capri (Mars und 
Venus gefesselt): Guattani, mon. ined. 1805 
T. 20. 
9 ) Fragmente von einem Triumphbogen 
des Claudius in der Villa Borghese; Grab 
altar eines Volusiers im Cortile des Vatikan 
Nr. 84 (vgl. CIL. VI 2 p. 1043 f). 
10 ) S. 391; Phot.; S. Reinach, l’arc de 
Titus et les depouilles du temple de Jeru 
salem, Paris 1890, m. 1 T.
	        
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