Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
zwar der Empfindung nach aus dem vierten Jahrhundert sein könnte, 
Parallelen aber auf Seleukidenmünzen (S. 683) Vorkommen. Der Kopf ist 
mit dem Steinhäuser’sehen in Basel, welchem die Haarschleife fehlt, enge 
verwandt, 1 ) ohne dass er als Kopie desselben zu bezeichnen wäre; der 
übrige Körper hat an den Extremitäten bedeutende moderne Ergänzungen. * 2 ) 
Was Apollo in den Händen hielt, darüber wird gestritten; die Bronze 
Stroganoff, welche auf eine Aegis in der linken Hand hinzuführen schien, 
ist jetzt als unzuverlässig nachgewiesen. 3 ) Als Grundlage für eine Er 
klärung muss die Bewegung des Rumpfes dienen: Apollo scheidet von 
einem Orte, indem er einen stolzen Blick geradeaus zurückwirft; am 
nächsten liegt es also, an Hektors Tod zu denken. 4 ) 
353. Dies sind die Schulen der Kaiserzeit, nach ihren Vorbildern 
betrachtet; die örtlichen Schulen werden dadurch in ihren Grenzen ver 
wirrt, weil an keinem Orte eine einzige Richtung unversehrt herrscht. 
Die athenische Bildhauerei hatte noch in der Diadochenzeit viel An 
sehen und fand für die Königshöfe genügenden Ersatz in Rom, teils weil 
der Name Athens den Römern imponierte, teils weil der Freihafen Delos 
von den athenischen Künstlern beherrscht war (S. 671). Die Athener 
nennen sich, ihres Rufes wegen, gerne mit Namen, aber sie gehören den 
verschiedensten Richtungen an. Antiochos, welcher eine Athena nach 
Pheidias machte, 5 ) Apollonios, Sohn des Archias, an einer polykletischen 
Bronzeherme von Herculaneum genannt 6 ) und Diogenes, der Meister der 
Karyatiden des Pantheon (S. 725) sind „Atticisten“. Auch Kriton und Ni- 
kolaos fertigten zusammen eine Karyatide. 7 ) Hervorragende Beispiele des 
Kontaminationsstiles sind der Marmorkrater des Salpion 8 ) und die Am 
phora des Sosibios, 9 ) denen Pontios’ Rhyton anzureihen ist. 10 * ) An einen 
älteren Typus schliesst sich Kleomenes Kleomenus mit seinem überlegenden 
Hermes, der Porträtzüge hat, („Germanicus“) an. 11 ) Ein Motiv der ale- 
J ) Phot.; M. 1867 T. 89. 40, ygl. Kekule, 
A. 89, 124 ff.; Woltees 1525. 
2 ) Nicht oder nur teilweise ergänzt zei 
gen ihn alte Stiche, z. B. der Marcantons 
(Thode, d. Antiken in den Stichen Marcan 
tons S. 18 f. T. 1); s. Peteksen, AA. 1890, 
50 f.; Winter, Jahrb. 1892, 160; Freericks 
(A. 4). 
3 ) Ygl. Stephani, Apollon Boedromios, 
Petersb. 1860; Gherardini, Bm. 1889, 407 ff.; 
Furtwängler, AZ. 40, 247 ff.; Kieseritzky, 
AZ. 41, 27 ff.; Th. Schreiber, Lit. Centralbl. 
1891, 273 f. 
4 ) Ein fester Moment wurde nur von 
Oyerbeck (zuletzt Plastik II 4 368 ff.) ins 
Auge gefasst, welcher den Apollo mit dem 
Galliereinfall (S. 676) in Verbindung brachte. 
Die anderen seit Winckelmann gegebenen 
Deutungen verschwimmen etwas in ästheti 
schen Allgemeinheiten. Ygl. Feuerbach, der 
vatikanische Apollo, Nürnberg 1833, 2. Aufl. 
Stuttg. 1855; Brunn, Verh. d. Phil.-Vers. in 
Würzburg, Lpg. 1869; G. Saloman, d. Statue 
d. belvederischen oder vatik. Apollo, Stockh. 
1882, m. 7 T.; Merz, d. ästhet. Formgesetz 
der Plastik S. 158 ff.; Weizsäcker, Süd 
deutsche Blätter 1894 Nr. 1; Herm. Free 
ricks, der Apoll von Belvedere, Paderborn 
1894. 
5 ) Im Museo Boncompagni: Phot. Bruckm. 
253; Kopf: Arndt-Bruckm. Einzelverk. 274/5; 
Overbeck, Abh. d. sächs. Ges. VIII T. II B 
1. 2 Lichtdr.; Löwy 342; die Ergänzung des 
Namens ist allerdings nicht sicher; ein An 
tiochos arbeitete für Asinius Pollio (Plin. 
36, 33). 
6 ) Ant. d’Erc. Y T. 45. 46 u. ö.; Phot. 
Sommer; Löwy Nr. 341. 
7 ) An der Via Appia gefunden, in der 
Villa Albani: Phot. Bruckm. 254; Löwy Nr. 
346; Wolters 1555—6. 
8 ) Aus Formiae in Neapel: Phot. Bruckm. 
345; Löwy Nr. 338. 
9 ) Aus Rom im Louvre: Löwy Nr. 340; 
Phot. Bruckm. 60. 
10 ) Vom Esquilin, im kapitolinischen 
Museum: Löwy Nr. 339; Bcom. 1875, 118 ff. 
T. 12. 13. 
u ) Im Louvre: Löwy 344; Wolters 
1630; Phot. Bruckm. 69; Statue und Kopf
	        
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