Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
Griechen rechneten das Volk mit den Kelten zusammen, weil es an der 
keltischen Völkerwanderung kämpfend und kolonisierend teilnahm. 1 ) So 
findet man auch in Serbien manche Thonfiguren, * 2 ) sodann einige Bronzen, 
wie denn die „illyrische“ Form von Erzgefässen schon in dem Parthenon 
inventar von Ol. 89, 3 vorkommt. Die La T^ne-Kultur wurde durch die 
alten Eisengruben von Bosnien begünstigt. Auch in das Herzen der Balkan 
halbinsel sind archäologisch wichtige Sitten der Kelten eingedrungen, z. B. 
der goldene Schulterschmuck. 3 ) Im Osten an der unteren Donau waren 
die Völker sehr zurückgeblieben. Bei den Geten mangelte selbst um 300 
noch der Getreidebau. 4 ) Die griechischen Kolonien rangen um ihre eigene 
Existenz; Apollonia, welches zahlreiche Vasen, darunter kostbare, wenn 
auch kleine Gefässe mit Vergoldung 5 ) geliefert hat, bezeichnet an der 
Westküste des schwarzen Meeres die Nordgrenze des kräftigen Helle 
nismus. 
349. Es ist ungemein schwer, aus diesen Einzelheiten heraus den 
Geist der alexandrinischen Zeit zu erfassen, weil ihr die Schlicht 
heit fehlt. Im ganzen darf man aber behaupten, dass alles, was wir über 
die neuen Ideen des vierten Jahrhunderts sagten, jetzt voll entwickelt ist. 
Auf der einen Seite Neigung zu allem kraftvollen und gewaltthätigen oder, 
um das Ideal der italienischen Renaissance, da die Condottieri schon da 
mals nicht fehlten, hiemit zu vergleichen, dem Terribile/ 6 ) Der männliche 
Körper findet daher sein Ideal in dem von Muskeln strotzenden Leibe des 
Faustkämpfers; dies hat wieder die Folge, dass sich die Künstler mit den 
Muskeln und Sehnen näher beschäftigen müssen. Wir sehen jetzt eckige 
Muskeln hervortreten und die Sägemuskeln sachkundig angedeutet. Die 
Haare sind etwas länger und nicht regelmässig gekämmt, sondern haben 
Neigung sich zu sträuben; 7 ) das emporstreb ende Stirnhaar gilt, Alexander 
zu Ehren, für löwenhaft. Sein Porträt übt auch auf das ideale Profil 
dieser Zeit seinen Einfluss aus. Von ihm stammt jedenfalls die starke 
Pro tuberanz des Stirnknochens, welcher das Auge überschattet; 8 ) dazu 
kommt die energisch geschwungene Nase und im Zusammenhang damit 
das Zurückweichen der oberen Stirnpartie. 9 ) Die Zeit ist gross in inter 
essanten, realistischen Männerporträten, 10 ) deren Züge meistens durch 
Rasieren stark markiert hervortreten, 11 ) während nicht die Athener allein 
von den Göttern das frevelnde Wort gedacht haben werden: „Die Götter 
9 Appian. Illyr. 2. 4. 5. 
2 ) Anthrop. Korresp. 1891, 54. 
8 ) Plin. 88, 40. 
4 ) Diod. 21, 12, 6; Dacus asper Hör. c. 
1, 85, 9. 
5 ) Reihe in Würzburg. 
6 ) Bion 14. [AOQcpu xhykvteQyGL neheb 
xcchov, avEQi cP aXxd. 
7 ) Stachelartig an dem Bronzekopf Wol 
ters 505. 
8 ) Auf makedonischen Drachmen, einigen 
ägyptischen Münzen und dem pompejanischen 
Mosaik. 
9 ) Friedländer, AZ. 1869, 98; Kekcjle, 
AZ. 1878, 7; z. B. Heydemann, Mitt. S. 82 
T. 4, 1. Stark karrikiert in einer italischen 
Terrakotte: Daremberg, dict. 1 F. 596 = 
Pottier, statuettes Fig. 78. 
10 ) Ausser Münzen s. z. B. das S. 696 
erwähnte römische Porträt und den Kopf 
aus den Tempelruinen von Priene: Liitzows 
Kunstblatt 1872, 212. 
n ) Früher glaubte man, dass zuerst Ari 
stoteles unbärtig dargestellt sei, aber mit 
der Benennung der Statue Spada fällt diese 
Annahme (Gercke, Rom. Mitt. 5, 15 f.). Bärte 
werden auch später noch getragen (Dütschke, 
AZ. 85, 71 f.).
	        
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