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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
Verhältnisse zurück. 1 ) Die Steinplastik, dieser Prüfstein der wahren Kunst 
blüte, scheint nur in Capua gepflegt worden zu sein, wo man den ein 
heimischen Tuff benützte. * 2 ) An Bronzen besitzen wir vereinzelte schöne 
Werke 3 ) und desto zahlreichere Votivfiguren sehr mittelmässiger oder 
roher Arbeit. 4 ) Die Terrakottaplastik hat ähnliche Verhältnisse, 5 ) wenn 
auch Paestum und Lokroi (S. 117) keine sonderlichen Vorbilder lieferten. 
Die Baukunst mag, wenn wir aus den *thönernen Antefixen von Luceria 
schliessen dürfen, am meisten lokales gehabt haben. 6 ) An Ort und 
Stelle sind jedenfalls die Freskobilder gemalt, welche Grabkammern von 
Capua, Nola, Paestum und Canosa zieren; 7 ) aber sie stehen unter dem 
Einflüsse der unteritalischen Malerei (S. 668), wenn auch die Trachten 
von den griechischen abweichen. Das Kunstgewerbe ist von dem Importe 
kaum zu sondern; Brennöfen müssen darthun, dass auch in nichtgriechi 
schen Städten bemalte Vasen angefertigt wurden. 8 ) Andere Gefässe mit 
schwarzem Firniss, Reliefverzierung und einfacher, hauptsächlich weisser 
Bemalung haben lateinische Aufschriften, welche ihre Fabrikation in der 
kampanischen Stadt Cales darthun; die hervorragendste Exportfirma war 
die der Canoleji. 9 ) Die alteinheimische Bronzeindustrie dauerte in Kam 
panien fort, von wo Novios Plautios nach Rom eingewandert zu sein 
scheint, 10 ) aus dessen Fabrik die ficoronische Ciste hervorgegangen 
ist. 11 ) Unter ihm machten zwei verschiedene Arbeiter die plumpe Figuren 
gruppe auf dem Deckel und die feine gravierte Zeichnung „Polydeukes’ 
Sieg über König Amykos“, welche den Leib umgibt. Im Osten Unter 
italiens wurde der einheimische Bernstein zu kleinen Gegenständen und 
Figuren verarbeitet. 12 ) 
345. Rom hatte bisher an allen Kulturbewegungen teilgenommen, 
wenn auch nur unter den Tarquiniern in hervorstechender Weise. Je mehr 
es emporstieg, desto mehr hatte es die Pflicht, auch im geistigen Leben 
eine Rolle zu spielen. Aber den Machthabern wurde das glänzende Leben, 
dessen Vorbilder von den Königshöfen ausgingen, unheimlich, weshalb sie 
den republikanischen Geist durch Polizeimassregeln erhalten zu müssen 
glaubten: Über das Notwendige hinausgehen sollte man wohl für den 
q Vgl. Hör. c. 3, 30. 
2 ) Berlin Nr. 161—67 (im Katalog die 
Litteratur). 
3 ) Z. B. Rindskopf aus Lucanien B. 
1830, 25. 
4 ) Z. B. viele aus dem Fucinersee und 
aus Pietrabbondante (B. 1860, 8); Bronzi 
d’Ercol. II 1; Bn. 7, 8. 
5 ) Weibliche Büste aus Canosa, Samml. 
Castellani (Helbig, Unters. S. 40); Athena, 
aus Rocca Aspromonte: Clarac III 457, 847; 
Mommsen, unterital. Dialekte T. 9 S. 175; 
Terrakotten von Capua, Pompeji u. a.; Armen- 
tum: B. 30, 27; ungriechische Gruppe aus 
Atena: Lenormant, R. crit. 1882 S. 440. 
6 ) Ga. 9, 12 ff. 
7 ) Capua: eines in Neapel (B. nap. n. s. 
II 10 f. 13 f.), ein anderes in Dresden Nr. 
248; Canosa: S. 119; Nola: AZ. 1850 T. 14; 
Paestum: A. 37, 262 ff. T. NO m. M. VIII 
21; Ga. 8, 335 ff. T. 46-48. 
8 ) S. auch S. 669. 
9 ) Benndorf, B. 1866, 242 ff.; Wilmanns, 
Eph. ep. 1872, 9 ff.; Fröhner, les musees de 
France p. 48 ff.; Dilthey, AZ. 1874, 78 ff.; 
Gori, mus. etr. 1141; Ritschl, priscae Lat. mon. 
epigr. T. 5 ff.; ein Stempel 1874, 82 ff. Relief 
vase des Bassus aus Capua: Fröhner, choix 
de vases grecs p. 43 ff. 
10 ) Nach dem d in feced. 
n ) Claus Bröndsted, de cista aenea 
Praeneste reperta, Havn. 1834; O. Jahn, die 
ficoronische Cista, Lpg. 1852; Wiener Vor- 
legebl. 1889 T. 12; Phot, der Deckelgruppe. 
12 ) S. 199; Relief aus Ruvo: Panofka, 
cabinet Pourtales T. 20 (ganz ähnlich Micali, 
ant. pop. ital. T. 118, 2); aus Lukanien in 
Berlin: AZ. 1872 Sp. 19 f.