Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. IX. Die dritte hellenistische Periode: Königszeit. (§ 344.) 
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düng 1 ) Wert. Blühendes Gewerbe fand der erwähnte chinesische Reisende 
in dem Kophenlande, der Gegend von Dschellalabad und zwar Schnitz 
arbeit, Baukunst, Weberei, Stickerei, Arbeit in Gold, Silber, Kupfer und 
Zinn. Echt einheimisch war nur die Industrie in Elfenbein und Ebenholz, 
den kostbaren Landesprodukten. * 2 ) 
344. Karthago hat ohne Zweifel auch für die Kunst glänzendes 
gethan; wenn in Hannibals Gefolge griechische Schriftsteller waren, wird 
auch mehr als ein hellenischer Künstler nach Karthago gezogen sein. Im 
Vergleich mit dem Babylonier Diogenes kann das karthagische Bürgerrecht 
des Boethos nicht auffallen. 3 ) In der reichen Kaufmannsstadt fand er 
besonders als Ciseleur zu thun. 4 ) Was ihn aber in die Kunstgeschichte 
brachte, war seine eherne Gruppe eines Knaben, der im Scherz eine Gans 
würgt — ein Motiv, das von den Terrakottafiguren herstammte; 5 ) eine 
gleichartige Marmorgruppe sah Herondas im Tempel des Asklepios. 6 ) Ge 
legentlich hören wir von punischen Mosaikböden und Säulen, welch’ 
letztere wohl von gelbem numidischem Steine waren, 7 ) sowie dass Han- 
nibal eherne Götterbilder bei sich hatte. 8 ) Vorläufig ist wenig gefunden, 9 ) 
aber weitere Nachforschungen sind aussichtsreich; denn ein Tempel zu 
Schemtu und das Mausoleum von Dugga veranschaulichen noch den grie 
chischen Einfluss, welchen Henkel rhodischer Amphoren inschriftlich be 
stätigen. 10 ) Auch Masinissa, der die Berberstämme Numidiens zu civili- 
sieren versuchte, huldigte dem Hellenismus und errichtete eine modische 
Hofhaltung. 11 ) 
Weit besser sind wir über Unteritalien unterrichtet. Die samni- 
tischen Offensiv- und Defensivkriege, Agathokles’ Herrschaft, die Gewalt 
tätigkeit der Republik Tarent und ähnliche Umstände wirkten dahin zu 
sammen, dass die Völkergrenzen verwirrt und die nationale Widerstands 
kraft geschwächt wurde. Die Münzen zeigen, wie selbst die kleinsten 
Städte in Ost- und Mittelsicilien, in Bruttium, Lukanien, Kalabrien, Apulien 
und Kampanien im dritten Jahrhundert sich ein griechisches Air gaben. 12 ) 
Lukanien, Apulien und Kalabrien waren die besten Absatzgebiete für 
schöne griechische Erzeugnisse, teuere Juwelierarbeiten nicht ausgeschlossen. 
Der hannibalische Krieg untergrub den Wohlstand dieser Gebiete und sie 
sanken mit Ausnahme des gesegneten Kampaniens wieder in bäuerliche 
9 Euhemeros K. 45. 46; Megasthenes 
fr. 37; Curtius 8, 9, 21; Schuhe: Arrian. Ind. 
16, 5; gestickte Kleider: das. 9; Frauen 
schmuck: Diod. 19, 34, 4. Die buddhistische 
Legende von den 7 Kleinodien des Königs 
Cakravartin ist besonders im Lalita-Vistara 
erzählt; an erster Stelle steht das „Rad“ 
{cakra, vgl. S. 483). 
2 ) Tische aus Elfenbein: Epist. Alex. p. 
215, 11; Messer aus Ebenholz: das. Z. 12; 
teuere Ohrringe und Pferdegebisse: Arrian. 
Ind. 16, 3. 11. 
3 ) Paus. 5, 17, 4. 
4 ) Plin. 33, 154. 
5 ) Vgl. CR. 1876 T. 6, 9. 
6 ) 4, 31; Blümner (Philol. 51, 123) be 
tont, dass der x r l va ^ nr l^ vornehmlich in 
Ägypten vorkommt. Ein in Olympia ge 
fundener Kinderarm (Wolters 327) stammt 
vielleicht von einer Statue des Boethos. 
7 ) Cato bei Festus p. 242, 22; Propert. 
2, 23, 3. 
8 ) Corn. Nepos Hannib. 9, 3. 
9 ) Terrakottamaske: Perrot III F. 340. 
10 ) R. de l’art chrötien 32, 149. 
1 9 Ptolemaios bei Athen. 6, 229 d. 
12 ) Über Nola zu Alexanders Zeit Dion. 
Hai. ant. 15, 5.
	        
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