Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. IX. Die dritte hellenistische Periode: Königszeit. (§ 342.) 685 
maskenförmige Stirnziegel, dann weiter unten einen ornamentalen Fries; 
die eine Langseite und die Schmalseite zeigen eine Jagd auf Löwen und 
Hirsche, an welcher Griechen und Perser einträchtig beteiligt sind, während 
die Hauptdarstellung einen Kampf von Makedoniern und Persern abbildet. 
Der Führer der ersteren scheint Alexander der Grosse, aber, wenn er es 
wirklich ist, als zweiter Herakles mit dem Löwenfell ausgezeichnet, wie 
er von dem baktrischen König Agathokles in der zweiten Hälfte des dritten 
Jahrhunderts dargestellt wurde. 1 ) Die Bilder sind, ähnlich wie die von 
Trysa, nicht für den Platz, den sie jetzt einnehmen, komponiert; was die 
Ausführung anlangt, so ist sie von fast übertriebener Sorgfalt sowohl im 
Relief als in der Bemalung, welche wegen der ausgezeichneten Technik 
sich ungewöhnlich gut erhalten hat. Das eigentümlich bunte Kolorit mag 
von den sidonischen Glasfabriken herkommen; gelbe Weinranken auf vio 
lettem Grunde z. B. wirken wie ein zweifarbiges Gefäss aus Glasfluss. 
Das Kunstgewerbe Syriens konnte mit demjenigen anderer Königreiche 
den Vergleich gut aushalten. Die Ciselierarbeiten scheinen zur Seleukiden- 
zeit schwunghaft betrieben worden zu sein; * 2 ) einige emblemata (d. h. zum 
Einsetzen in Gefässe bestimmte Medaillons mit Figuren), deren Zeit nicht 
näher festzusetzen ist, entgingen der Einschmelzung. 3 ) Die Verschwen 
dung von Edelmetall war überhaupt gross. 4 ) Bronzen erhielten gleich 
falls künstlerisch schöne Form. 5 ) Antiochos Epiphanes sass, wie der 
olympische Zeus, auf elfenbeinernem Thron. 6 ) Im syrischen Feldlager 
gab es Zelte mit eingewirkten Figuren. 7 ) Die Münzbilder gehören unter 
den Seleukiden zu den schönsten ihrer Zeit, verraten jedoch ihrerseits 
auch verschiedene Neigungen der Zeichner, wenn man z. B. die fechtende 
Athena mit dem ruhenden Apollo vergleicht. Die Glasindustrie nahm 
ihren Fortgang. 8 ) Alle Künste wirkten zusammen bei dem grossen Fest 
zuge, welchen Antiochos IV. veranstaltete. 9 ) 
342. Kommagene vorläufig bei Seite lassend, soll unser Bericht jetzt 
Ägypten behandeln. Durch die neueren Ausgrabungen dürfte es klar 
gestellt sein, dass wir im Ägypten der Ptolemäerzeit drei Kulturschichten 
zu unterscheiden haben, welche auf der altägyptischen Religion, dem 
griechischmakedonischen Hofe und dem seltsam gemischten Volkstum be 
ruhen. Die gebildeten Griechen kamen nach Ägypten mit dem von den 
Philosophen eingeimpften Vorurteil, die ägyptischen Priester seien im Be 
sitze aller Geheimnisse des Himmels und der Erde, so dass nach den un 
duldsamen Persern die makedonischen Könige wie Erlöser erschienen. Da 
sie die ägyptische Religion durch freigebige Zuwendungen beförderten, 
4 ) Num. chron. 1880 T. 10, 1. 
2 ) \4Qyv()oxonsLoc in Antiochien unter 
Antiochos Epiphanes : Athen. 5, 193 d; viel 
Goldgeschirr 173 v. Chr. aus Syrien ge 
schickt: Liv. 42, 6 ; s. auch Cic. Verr. 4, 62; 
kostbar war jedenfalls auch der Becher, 
wegen dessen Entwendung Euphorion die 
0 jQcd dichtete; Kandelaber mit Edelsteinen: 
Cic. Yerr. 4, 64; cpaXaga Joseph, ant. 14, 45. 
3 ) Ga. VI T. 23. 24 S. 138 ff. 
4 ) Stiefel der Soldaten mit goldenen 
Nägeln, Küchengeräte aus Silber unter Anti 
ochos VII.: Justin. 38, 10, 3 f. S. auch Joseph, 
ant. 14, 34. 106. 107 u. ö. 
5 ) Trinkhorn in Gestalt einer Sphinx: 
abgeb. AA. 1891, 122. 
6 ) Polyb. 26, 1 bei Athen. 5, 193 f. 
7 ) Val. M. 9, 1 ext. 4. 
8 ) Amuletindustrie: 2 Makk. 12, 40. 
9 ) Athen. 5 ? 194 c ff.
	        
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