Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VIII. Die zweite hellenistische Periode: Freiheit der Kunst. (§ 338.) 661 
Süden schwer beeinträchtigt. Dem Rheinland verblieb noch die Verbin 
dung mit Massalia, welches manche feine Bronzearbeit sandte, während 
das eigentliche Germanenland in der Kultur zurückging. 
338. Nachdem wir nun die Ausbreitung des eleganten Stiles verfolgt, 
wollen wir noch einen Blick auf das Kunstgewerbe der Periode werfen. 
Die Vasenmalerei hat ihren Höhepunkt bereits überschritten. Das ge 
mischte Alphabet der letzten voreuklidischen Jahrzehnte gebrauchen nur 
wenige Vasenmaler, hauptsächlich Aristophanes, Egias und Polygnotos. x ) 
Äusserlich sind die rotfigurigen Vasen weit verbreitet, zwischen der Krim, 
Kyrene * 2 ) und Kampanien; allein es geht mit der Technik abwärts. In 
Kampanien besonders ist der Thon gelblich, der Firniss bräunlich, man be 
schränkt sich darauf, eine einzige Figur auszusparen. Manche Töpfer finden, 
dass es rascher geht, wenn sie die ganze Vase schwarz firnissen und dann 
ein paar Figuren mit rötlicher Farbe aufpinseln. 3 ) Die Dekoration sinkt 
hie und da zu einem Alphabete, 4 ) einigen Linien, einem Kranze u. dgl. 
herab. Die Gefässbildner brauchen neue Gedanken. Den einen finden sie 
in der plastischen Form der Vase. Ganz neu war diese Idee freilich nicht. 
Von Ägypten hatten die Griechen bereits vor den Perserkriegen die Form 
des behelmten Kopfes empfangen; 5 ) mehrere Fabrikanten 6 ) bildeten dann 
bärtige oder Frauenköpfe, Phintias eine Lekythos in Muschelform. 7 ) Allein 
man darf annehmen, dass die anziehende Reihe plastischer Gefässe erst 
gegen das Ende des fünften Jahrhunderts beginnt. 8 ) Hier liegt die Quelle 
der tanagräischen Figuren. Wann die Vorliebe für Polychromie sich neu 
belebte, ist kaum festzustellen; wir verschieben die buntfarbigen Vasen 
malereien besser auf die alexandrinische Epoche. Wie die Blüte der 
Vasenmalerei ehemals die republikanische Einfachheit bezeichnet hatte, 
so schwand sie mit der Zunahme des privaten Luxus, während nun die 
Griechen begannen, dem Oriente auch auf dem Gebiete der Luxus waren 
Konkurrenz zu machen. Der tonangebende Alkibiades kleidet sich per 
sisch; 9 ) persische Schuhe u. dgl. kommen schon bei Aristophanes vor. Die 
Festgewänder werden wieder bunt. 10 ) Die jungen Ritter halten auf kunst 
reiche Ausstattung ihrer Waffen und Pferde; 11 ) ausser dem schon er 
wähnten Bogenbehälter (S. 658) ist unter den Bronzen von Siris das be 
rühmte Paar von getriebenen Wangenschilden erhalten, ein wahres Kunst 
werk. 12 ) Prächtige Schmucksachen gab es jetzt auch in Privatbesitz; 13 ) 
man meldet uns die frühesten Namen berühmter Silberziseleure. u ) Zu an- 
x ) Aristophanes: Klein S. 184 ff.; Egias: 
ders. S. 186; Polygnotos: ders. S. 199 f. 
2 ) Vgl. Klein, Meistersignatnren S. 2 31 f. 
3 ) Vgl. Heydemann, Jahrb. 1, 285. 
4 ) Kalinka, Ath. Mitt. 17, 101 ff. 
5 ) S. 261; bronzene Lekythos des Koios: 
Jhst. 1881, 69 f. 
6 ) Klein S. 214 ff. 
7 ) J E«. 1885 T. 9. 10. 
8 ) Vgl. oben S. 261 f.; z. B. Sphinx: Jhst. 
VIII T. 72. 
9 ) Athen. 12, 535 e. 
10 ) Enr. IT. 1149. 
11 ) Alkibiades hat einen goldelfenbei 
nernen Schild mit einem Eros (Athen. 12, 
534 e); das Pferd des Idaios trägt sehr schöne 
Phalara (Xen. Hell. 4, 1, 39). 
12 ) S. 118; neue Nachzeichnung der Ama 
zone und des Griechen Am. J. I T. 6; Brönd- 
sted fand den Stil lysippisch und suchte 
einen Zusammenhang mit Pyrrhos. Andere 
erkennen den Stil des Skopas; Lenormant 
erinnert an Alexander von Epirus. 
13 ) Z. B. Ael. y. h. 12,1 p. 121, 3 ff. 
14 j Athen. 11, 781 e.
	        
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