Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
logisch zu einem Anhängsel Etruriens und die Ausgrabungen ergeben 
ebenfalls zahlreiche Figuren und Geräte von Bronze und schwarz- oder 
rotfigurige athenische Vasen. Nördlich des Po dagegen scheint man die 
frühere Industrie fortgeführt zu haben; vielleicht trat damals die S. 584 
erwähnte Zersetzung des orientalischen Dekorationsstiles ein. 
Für die Alpenländer ist es von Wichtigkeit, dass die Massalioten 
ihre Handelsstrasse bis nach Südtirol, wo sich ihre Münzen auffallend 
häufig finden, ausgedehnt haben. Hallstatt liefert eine gravierte Schwert 
scheide, deren Festdarstellung einen eigenen Ausläufer der orientalisierenden 
Kunst repräsentiert. 1 ) 
Von allen Nordländern sind nur die Skythen auf die griechischen 
Neuerungen eingegangen; der über die Perser davongetragene Erfolg 
musste sie ja vom Orient abwenden und den Perserfeinden zuführen. 
Indem ihnen das Griechische besser gefiel, gaben sie das Herkömmliche 
doch nicht ganz auf, so dass eine merkwürdige Mischkunst entstand. Wie 
wohl sie erst in der folgenden Periode zur gänzlichen Entfaltung gelangte, 
könnten ältere Denkmäler wohl vorhanden sein, 2 ) doch wagen wir nicht, 
ein bestimmtes Urteil auszusprechen. 
Das internationale Bild dieser Periode weist notwendig viele Lücken 
auf, denn eine Zeit der Neuerungen tritt am klarsten an Individuen, nicht 
an Völkern hervor. Individuelle Künstler jedoch hat nur Griechenland in 
grösserer Zahl aufzuweisen; in zweiter Linie kommt Etrurien. Sonst 
haben die Menschen dieser Zeit nur in dekorativen Werken etwas be 
deutendes geleistet und das schönste, wie sich versteht, im Dienste des 
mächtigsten Königs der Könige. Aber wie verschieden sich auch die 
Völker zu dem Neuen verhielten, die Welt war in Bewegung gekommen 
wie Herakleitos schon gefühlt hatte: „Alles fliesst“. 
Kap. VIII. Die zweite hellenistische Periode: Freiheit der Kunst. 
(445—331.) 
T. 11. 12. 13. 
337. Die Vorteile des Perserkrieges waren den Athenern zugefallen, 
die rücksichtslos ihre günstige Lage ausnützten. Darüber konnte kein 
Zweifel sein, dass, wenn auch die stärkere physische Macht bei Sparta 
blieb, Athen allen Achtung und Interesse einflösste. Eine Blüte des Geistes 
lebens vermögen aber die günstigsten Umstände nicht zu schaffen, wenn 
die Mittel des Staates nicht von einem verständnisvollen Mann auf den 
rechten Punkt hingelenkt werden. Die Generation des Pheidias hatte 
Kimon an der Spitze gesehen, der mit seinen Gesinnungsgenossen, wie 
ein Fürst, lieber selbst die Kosten übernahm. Perikles* Politik musste 
demgegenüber die Mittel des Staates aufbieten, um der demokratischen 
Verwaltung den gleichen Glanz zu verleihen; denn die Masse der Bevöl 
kerung wollte schon damals, dass man, nach innen sparend, nach aussen 
prunke. Perikies, ein Mann des alten Athen, wie ihn seine altmodischen 
Bilder zeigen (S. 607 u.), sprach wohl nach Thukydides den berühmten Grund- 
0 Abgeb. bei Hörnes, Urgeschichte 2, I 2 ) Vgl. Furtwängler, Goldfnnd v. Vet- 
571. | tersfelde S. 17 (dazu Roschers Lex. 1, 1771).
	        
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