Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
Die Plastik hat jedenfalls Tempel- und Votivstatuen hervorgebracht; 
aber von den kleinen Statuetten abgesehen, liegt die Entwicklung zur 
Freiheit nur in den Sarkophagstatuen, d. h. den liegenden Rundfiguren, 
welche mit den Sarkophag- und Urnendeckeln verbunden sind, klar vor; 
die ägyptischen Mumiensarkophage stehen am Anfang dieser Reihe. Ein be 
malter Thonsarkophag aus Caere (früher bei Castellani, jetzt in London) ] ) stellt 
ein Ehepaar etwas derb, aber voll Kraft und Leben dar; an den Seiten 
wänden befinden sich Genrebilder in Relief. Etwas minder soll die Arbeit 
eines zweiten Caeretaner Sarkophages zu Paris sein. * 2 ) Weit weniger be 
deutend sind die gleichzeitigen Marmorsarkophage Caeres, 3 ) wie auch die 
Deckelfiguren von Aschenkisten. 4 ) Aus vorgeschrittenerer Zeit kennen wir 
eine kopflose Bronzestatue. 5 ) Die Chimaira von Arezzo dürfte hier einzu 
reihen sein. 6 ) Später hat man jedoch als „tyrrhenische“ Bronzen die 
altertümlichen Werke bezeichnet. 7 ) Die Steinreliefs nehmen an Zahl 
wesentlich zu, 8 ) gehören aber meistens zu jenen Sarkophagen und Urnen; 
die Grenze gegen die vorige Periode (S. 573) ist kaum zu ziehen, weil 
verschiedene Manieren herrschen: Hier Anlehnung an das Griechische, dort 
schlotterige Fortsetzung des archaischen Stils 9 ) und anderswo, dieser 
gleichend, kleinstädtische Schwerfälligkeit. 10 * ) In der Terrakottaverzierung 
erscheinen jetzt ansehnliche Figurengruppen. 1! ) Den grössten Aufschwung 
nimmt die Wandmalerei, deren Entwicklung durch zahlreiche Gräber, 
grösstenteils um Tarquinii herumliegend, veranschaulicht ist. Diese Ge 
mälde repräsentieren verschiedene Stile, 12 ) in der Hauptsache zwei, wo 
von der eine die Fortsetzung des älteren einheimischen halb gebundenen, 
halb realistischen Stiles darstellt, 13 ) wogegen der andere mit den rot 
figurigen Vasenmalereien sich berührt. 14 ) Nachdem die Ansichten über 
*) Phot, hei Newton, the Castellani Col 
lection ; Dennis 1 3 227; Inschrift sehr zweifel 
haft: Fabretti, supplem. III 37 ff.; Martha 
p. 350, 1 zweifelt den ganzen Sarkophag an. 
2 ) M. 6, 59; vgl. Brunn A. 1861, 391 ff.; 
Musee Nap. III T. 80 (farbig). 
3 ) Canina, Etr. maritt. 1, 192 T. 60—1. 
4 ) Z. B. Abeken S. 367; Mus. Greg. 46,1. 
5 j Im Museo Etrusco zu Florenz: Phot. 
Brogi, danach Kalkmann, Jahrb. 1892, 132; 
griechisch nach Furtwängler, Meisterwerke 
S. 676. 
6 ) In Florenz: Phot. Bruckm. 319; Mar 
tha Fig. 208; vgl. A. 1874, 7. 
7 ) Plin. 34, 18. 27; vgl. Tertull. apol. 
25; Horat. epist. 2,2,180; Strab. 16,306; 
Quintil. inst. 12, 10, 1. 7. 
8 ) Z. B. Micali, mon. ined. T. 18. 22; 
Conestabile T. 31—35; Martha F. 235—7. 
9 ) Z. B. Micali, mon. ined. T. 23. 16. 17. 
24; Conestabile T. 40. 
10 ) In der Sammlung Casuccini: A. XXXVI 
T. AB. 
1 q Herakles und Athena : Martha F. 221 ; 
sinnreicher ist an dem luftigen Platze die 
geflügelte Eos mitKephalos: AZ. XL T. 15. 
12 ) Brunn, A. 1859, 325 ff. 1866, 422 ff.; 
Helbig, A. 1863, 336 ff. 1870, 5 ff.; vom 
Standpunkte der Antiquitäten Sittl, A. 1885, 
136 ff. 
13 ) In Tarquini Tomba degli auguri e 
della caccia: Keck, A. 1881, 5 ff. m. T. A u. 
M. XI 25. 26, über die Inschriften Gamur- 
rini, suppl. 792 ff.; Grotta del Pulcinella 
(Bajetti): Brizio, B. 1873, 73 ff. (er rechnet 
sie noch zur ersten Periode); Grotta del 
vecchio: Helbig, A. 1870, 14 ff. M. IX 14; 
Gr. del moribondo [morente): Brizio, B. 1873, 
196 ff.; T. de’ cacciatori (della pesca e della 
caccia): B. 1873, 79 ff. 97 f.; A. 1885, 132 ff. 
M. XII T. 13. 14. 14 a; T. dei vasi dipinti: 
Helbig, A. 1870, 8 ff. 45 ff. 72. M. IX T. 13 
— 13 c; in Chiusi T. della scimia: Braun, 
A. e M. 1850, 251 ff. T. 14—16; T. del colle 
Casuccini: Museo Chiusino T. 181—5; M. 5, 
32—4; Micali, mon. ined. T. 58, vgl. A. 1835, 
19 ff. 1851, 255 ff.; Deposito de’ Dei: Dennis 
II 3 243 ff.; wahrscheinlich auch bei Poggio 
Montolli: Gori, mus. Etr. 3, 84 ff. cl. II T. 6. 
14 ) Gr. del citaredo: A. 1863, 344 ff. M. 
VI 79; einzelne Köpfe A. 35 T. M; Gr. del 
triclinio (Marzij: M. I 32; Mus. Greg. 102; 
Canina T. II 81; Kopien im brittischen Mu 
seum; Gr. Querciola: M. Greg. I T. 104; Gr.
	        
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