Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
den typischen Frauenfiguren von der Akropolis. 1 ) Mit Kalamis verbindet 
ein ßhetor * 2 ) Kallon und Hegias oder Hegesias, welche dagegen ein anderer 
schon mit etwas jüngeren Meistern zusammenstellt. 3 ) Historisches Inter 
esse erweckten die nachmals von Xerxes entführten Tyrannenmörder des 
Atheners Antenor 4 ) und die zungenlose Löwin des Amphikrates, welche 
ebenfalls an den Mord des Hipparchos anknüpfen sollte; 5 ) von Antenor 
kennen wir, wie schon gesagt (S. 533), eine Inschrift, aber keine Statue. 
„Nicht geringer als einer der Daidalosschüler und der attischen Werkstatt“, 
also ein noch altertümlicher Meister war nach Pausanias (5, 25,13) der 
Aginete Onatas, der aber noch 465 arbeitete, wo er für den letzten 
Wagensieg des bereits verstorbenen Hieron das Weihgeschenk machte. 6 ) 
Dies deutet uns eine angesehene Stellung an; nachmals holten die Atta- 
liden einen Koloss nach Pergamon. 7 ) Individuelles wird uns nichts von 
ihm berichtet. Sonst kannte von den Ägineten das grosse Publikum 
höchstens noch Anaxagoras, welchem die künstlerische Verewigung der 
Schlachten von Marathon und Plataiai anvertraut wurde. 8 ) Auch Glaukias 
war aus Aigina. Als Vorläufer der nächsten Generation erscheint der 
Argiver Hagelai'das (Ageladas), der angebliche Lehrer des Phidias und 
Polyklet. Er arbeitete schon mit Kanachos zusammen und für Sieger der 
65. und 66. Olympiade.. 9 ) Eine olympische Inschrift lehrt uns einen Sklaven, 
den er zum selbständigen Bildhauer ausgebildet hatte, kennen. 10 * ) Wie 
Hagelai'das stehen der bereits erwähnte Hegias und die Athener Kritios 
und Nesiotes 11 ) welche schon im Jahre 477/6 die zweite Gruppe der 
Tyrannenmörder fertigten, 12 ) an der Grenze der Generationen. Ausser 
diesen gab es natürlich noch zahlreiche andere Künstler; die Inschriften 
liefern zu den Buchquellen wertvolle Nachträge. Wir finden die Marmor 
orte Paros 13 ) und Athen, 14 ) dazu auch Lakonien 15 ) vertreten und alte 
! ) Von Kalamis werden bei Conze (Beitr. 
z. Gesch. d. griecli. Plastik, Halle 1869, S. 19; 
vgl. Brizio, A. 46, 69 ff.) verschiedene Sta 
tuen abgeleitet. Mit der flügellosen Nike 
in Olympia verbindet Kalkmann (Bonner 
Studien S. 88 ff. T. 4) Eirene auf Münzen der 
epizephyrisclien Lokrer und die Schutzflehende 
Barberini (s. u.). 
2 ) Quintil. 12, 10, 7 ff. Egias schreibt er 
sich in einer Inschrift (Ath. Mitt. 18, 441). 
3 ) Aus Erz Arrian. An. 8,16, 7. 7,19, 2; 
Yal. Max. 2, 10 ext. 1. 
4 ) Lucian. rhet. praec. 9. Uber Hegias 
Furtwängler, Meisterwerke S. 80 f. 
5 ) Ebenfalls aus Erz, am Eingänge der 
Akropolis: Paus. 1, 28, 2; Plin. 84, 72; Plut. 
garrul. 8; Polyaen. 8,45. 
6 ) Paus. 8, 42, 8. 
7 ) Paus. 8, 42, 7. Man glaubte diesen 
Apollo auf einem Medaillon von Pergamon 
zu erkennen, was Overbeck (Kunstmyth., 
Apollon S. 81 f.) ablehnt. Zu seinem Hermes 
Kriophoros führt man archaistische Bild 
werke (Overbeck I 4 278 f.) oder Thon 
figuren an (Conze, A. 1858, 847 ff. T. 0 = Ra. 
n. s. Y T. 8,8; Statuette in Würzburg), die 
aber nichts altertümliches haben. Näher steht 
die Statue Collection Baracco T. 31 u. 31a; 
vgl. die Münzen Num. comm. T. X 11. 12. 
8 ) Paus. 5,23,1; Epigramm des Anakreon 
Anthol. 6,139; vgl.Antigonos bei Diog.L. 2,15. 
9 ) Paus. 6,14,11. 10,6. 8,6. 
10 ) Löwy Nr. 30. Zwischen diesem Ha- 
gelaidas und dem Meister des Zeus von 
Ithome klafft eine unüberbrückbare Kluft. 
Furtwängler führt eine der strengen Apollo 
auffassungen (z. B. im Louvre: Hol- 
leaux, Mon. grecs 19/20, 37 ff. T. 13) auf 
Hagelaidas zurück. Kalkmann, Proportionen 
S. 78, 1 vermutet in dem Omphalos-Apollo 
seinen Herakles Alexikakos. 
n ) Inschriften bei Löwy Nr. 38—40. 
12 ) Parische Marmorchronik Z. 70 f. Pa 
noch keine Übereinstimmung über die Meister 
des Vorbildes erzielt ist, führen wir die er 
haltenen Statuen im allgemeinen Teil auf. 
13 ) Kritonides: Löwy 6; Aristion: das. 
11. 12; Euphron : Hoefmann, epigramm. Nr. 
258 m. Anm. 
14 ) Herme des Strombichos, deren Kopf 
abgebrochen ist: D Ed. 1889 Sp. 1; Euenor: 
Hoffmann, epigramm. Nr. 241. 
lö ) Gorgias: Plin. 34, 49 (zu spät ange 
setzt); CIA. I 353. IV 373, 214.
	        
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