Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Die zweite orientalisierende Periode der Weltgeschichte. (§ 831.) 581 
riss: Th. Seemann, d. Kunst d. Etrusker, Dresden 1891, m. 16 T.; Periodeneinteilung nach 
Brunn Leop. v. Scheffler, Epochen der etrusk. Kunst, Altenburg 1882; kulturhistorisch 
Cu. Casati, fortis Etruria. La civilisation etrusque d’apres les mon., Paris 1885. Zu dieser 
Periode Brunn, griech. Kunstgesch. 1, 98 ff. (über das Grab Regulini-Galassi). Über Be 
ziehungen zu Kleinasien Noel des Vergers, l’Etrurie 1, 185 ff. 
331. Etrurien hat im Norden eine natürliche Grenze an den Apen- 
ninen, über welche nirgends ein guter Weg führt; während daher der 
Osten mit Etrurien zusammengehört, bildet der Norden in diesem Zeit 
alter noch ein selbständiges Gebiet. Es ist das Hinterland der Adria, 
welches zunächst Emilia, Lombardei, Yenetien, sowie Österreich und Bayern 
südlich der Donau umfasst und seinen Einfluss auf Piemont, *) die Schweiz, 
Kroatien, Ungarn und Bosnien ausdehnt. Hier hat der fremde Pinfluss 
eine so abgeschlossene Kultur hervorgerufen, dass sie, wenigstens zeitweise, 
mit politischer Einheit zusammengegangen sein muss. Nur einem ansehn 
lichen Reiche konnte es gelingen, den gewaltigen Po zu kanalisieren. 2 ) 
Wie wir den hier herrschenden Yolksstamm benennen sollen, deutet die 
gleichzeitige griechische Litteratur an, welche von Umbrern und Illyriern 
schweigt, dagegen venetische Rennpferde rühmt. Die Yen et er also waren 
die Träger jener Kultur, und ihr der fremden Gesittung erschlossenes 
Reich gibt die Staffage für die griechische Antenorsage. Ihnen wird auch 
die Yariation der etruskischen Schrift 3 ) zugehören. 
Die eigentliche Plastik hat keine Geschichte; denn über die ganz 
rohen Figuren von Menschen und Tieren aus Bronze, Eisen und Blei, 
welche von gewöhnlichen Schmieden stammen, 4 ) lässt sich nichts fest 
stellen, soweit sie nicht Anklänge an die allgemeinen Typen der Plastik 
aufweisen. 5 ) An den erstgenannten fällt, wie bei den sardinischen und 
manchen etruskischen, die Gestrecktheit der Form auf. 6 ) Marzabotto in 
der Emilia liefert zwar zahlreiche Bronzen, 7 ) aber die roheren sind eben 
falls zeitlos und die besseren, unter denen wir die Typen des sog. Apollo 
und der Akropolisfrau (S. 530. 532) bemerken, gelten für griechischen Im 
port; jedenfalls sind sie nicht lange vor dem Ausgange der Periode ent 
standen. Wir wollen nicht ganz verschweigen, dass nach dem aristotelischen 
Wunderbuche (K. 82) an der Adria zwei uralte liegende Statuen, die eine 
von Zinn, die andere von Kupfer sich befanden. Eine Baukunst scheint 
es noch nicht gegeben zu haben ausser höchstens an dem Südrande des 
Gebietes. Die Stätte der Gräber bezeichneten in Bologna und Marzabotto 8 ) 
manchmal Grabstelen aus Kalkstein, in welche auf der einen Seite oder 
1 ) Nekropole von Velleja (Notizie d. 
scavi comm. alla acc. deiLincei 1877, 157 ff.). 
2 ) Ein Werk der Etrusker nach Plinius 
(3,120), weil er, wie andere, annimmt, diese 
hätten zuerst in Oberitalien gewohnt. 
3 ) C. Pauli, die Veneter, Lpg. 1891. 
4 ) S. 211; Hampel, Bronzezeit T. 68. 69; 
Thonfiguren das. T. 71. 
6 ) Reiter in Angriffsstellung: Hampel 
T. 68,5; ebenso nackter Mann (Gott?) zu 
Puss: T. 68, 2. 
6 ) Zannoni, arc. abitazioni di Bol. T. 16, 
75 ff. 
7 ) Micali, mon. ined. T. 18; Fibel in 
Form eines Reiters: Samml. Ancona p. 50 
Nr. 489; mit mehreren Reitern, in Ober 
italien; Dreigespann und Wagenlenker aus 
St. Lucia; Tierfibeln aus Este und Lucia; 
Ente in Bazzano (Crespellani, del sepol- 
creto T. IV 38). Die einen Mann im Pelz 
rock darstellende Bronzefigur von Hallstatt 
(Simony T. 7, 8) ist mittelalterlich, ebenso 
eine aus Speier (Harster S. 80) und Ülzen 
(Estorff, heidn. Altertümer T. 1, 1). 
8 ) Bologna: Zannoni S. 153 ff. T. 15. 16; 
20. 22. 150; Marzabotto: Gozzadini (S. 133) 
1871 S. 10. 13. 15 f. (wohl später); andere 
sind bildlos (Gozzadini T. 3, 4. 10).
	        
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