Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Die zweite orientalisierende Periode der Weltgeschichte. (§ B27.) 545 
geschnitten, wie in Ägypten aus Holz geschnitzt (S. 493). ^ In kleineren 
Zieraten tritt an die Stelle von Bronze Gold. 2 ) Beinplatten eignen sich, 
wie wir heim Kypseloskasten sahen, ebenfalls zur Anheftung; wir finden 
hier wieder eingerahmte Vierecke mit einzelnen Figuren. 3 ) Endlich wirkt 
die babylonische Technik auf die Ausschmückung der Tempel dahin ein, dass 
bemalte und gebrannte Terrakottastücke verschiedene Teile des Gebälks 
verkleideten. Man findet sie, wenngleich in verschiedenem Umfang, an 
ziemlich allen archaischen Tempeln. 4 ) In die Plastik fügen sich am ehesten 
die Stirnziegel und sonstigen Antefixe ein, welche häufig ein Antlitz, z. B. 
ein Gorgoneion darstellen. 5 ) Darauf beschränkt sich jedoch die Terrakotta 
dekoration nicht, sie tritt für die Bronze in völlig gleicher Weise ein. Ganz 
naturgemäss erhielten sich von diesen Arbeiten nur vereinzelte, kleinere 
Stücke. Wir haben noch Figuren, welche ehemals an Spitzen und Ecken 
aufgesteckt waren (z. B. Klagefrauen und Sphinxe). Den Bronzeschilden 
entsprechen bemalte Terrakotten, welche die Form von Schüsseln oder 
flachen Schalen haben und, wie jene an der Wand aufgehängt werden 
(S. 334, 4). Den getriebenen Platten stehen die bei der Malerei erwähnten 
Plättchen gegenüber. Sogar die ä jour gearbeiteten Bronzen finden Nach 
ahmung in den sogenannten „melischen Reliefs“, deren älteste Exemplare 
jedenfalls in diese Periode heraufreichen; z. B. kamen damals die geflü 
gelten Sphinxe auf. 6 ) Vereinzelt ist die orientalische Sitte, Strausseneier 
von der Decke herabzuhängen, überliefert. 7 ) Nicht einmal die Prachtbäume 
Babyloniens mögen gefehlt haben. 8 ) Endlich diene zur Charakteristik der 
Zeit, dass auch diese Periode ihr Seitenstück zu dem, wie es scheint, unter 
Psammetich I. erneuerten Labyrinth hatte und zwar auf Lemnos. 
327. Das Kunstgewerbe ist es vor allem, das den Namen Griechen 
lands zuerst weithin berühmt gemacht hat. Freilich standen die Hellenen 
bei ihrer Einwanderung ohne Zweifel auf dem Standpunkt der Hausindu 
strie ; was darüber hinausging, hatten sie alles neu zu lernen. Anfänglich 
herrschten also die Muster des Auslandes vor, bis Griechenland seinen 
eigenen Stil gefunden hatte. Im Interesse der Übersichtlichkeit gehen 
wir diesmal nicht von den einzelnen Zweigen des Kunstgewerbes, sondern 
von dem Kunststile aus. Bei Naukratis (S. 493 f.) geschah bereits ein 
Hinweis auf die beiden Dekorationsweisen, die neben einander Vorkommen, 
ohne dass wir bisher ihre Entstehungsweise zuverlässig bestimmen könnten; 
Gr. ant. 34); über Olympia überhaupt: Furt- 
wärgler, Bronzefunde S. 91 ff.; Wolters 
57. 58; Olympia IV S. 45 ff. 98 ff. T. 89, 101 
—8; Akropolis: Ath. Mitt. 12, 123, 3; Jhst. 
13, 232 ff. m. T. 8. 9; Ptoion : Holleaux, Bch. 
11, 347 ff. T. 10. 11. 14. 15; Dodona: Cara- 
panos T. 16, 2. 3; aus der Gegend von Sparta: 
Ath. Mitt. 1878 T. I 2; Graffito: Gerhard, 
ant. Bildw. T. 80, 1. 
9 Athene von der Akropolis: Bruckm. 
Nr. 81a; Gruppe aus Kreta, in Berlin: Milch- 
höfer, A. 1880, 213 ff. T. T u. Anfänge S. 169 
(Abguss). 
2 ) Plättchen aus Böotien: Jahrb. 3, 362; 
ferner AA. 1889 S. 104. 
Handbuch der blass, Altertumswissenschaft. VI. 
3 ) Drei aus Sparta in Dhimitzana: Jhst. 
12, 41 ff. m. T. 11; zwei auf der Akropolis: 
das. S. 42 abgeb. 
4 ) In Olympia S. 299 f.; Sicilien u. Unter 
italien; Aktion; Heraion bei Argos: Wald 
stein, excavations T. 8. 
5 ) Groteskes Gorgoneion von der Akro 
polis: Ross, archäol. Aufsätze I T. 8; farbi 
ger Abg. 
6 ) Z. B. Athen, Archäol. Ges. Nr. 1490. 
1681. 
7 ) Paus. 3, 16, 1. 
8 ) Palmbaum, in einem Schatzhaus zu 
Delphi: Plut. sept. sap. 21. 
35
	        
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