Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
mit der Zeit Schulen unterscheiden können. Kinder sind für den Ägypter 
nur Erwachsene (T. II F. 10), die entsprechend weniger Felder einnehmen. 
Solche Handlungen, welche unendlich oft abgebildet werden müssen und 
auf einen Gott oder König sich beziehen, haben ihr gewisses Schema, z. B. 
das Opfer oder die Tötung eines Feindes durch den Pharao. 1 ) 
Diese Regeln gelten für die traditionellen Bilder; aber so manche 
Spuren zeigen, dass die Ägypter recht wohl das zeichnen konnten, was 
sie sahen. * 2 ) Wie in der Plastik, hatten nur Könige und hohe Würden 
träger das Privilegium der monumentalen Steifheit. Yon Barbaren und 
Komödianten fordert man auch im Bilde den landesüblichen Anstand 
nicht; 3 ) dieser Geringschätzung verdanken wir das schöne Bild der nubi- 
schen Damenkapelle von Benihassan (T. II F. 13). 4 ) Mit wahrer Liebe be 
handelt der ägyptische Künstler die Tiere, welche ihm ja seine Religion 
schätzbar machte; bald da bald dort findet man eine Situation aus dem 
Tierleben humorvoll aufgefasst, mag sie auch manchmal nichts weniger 
als appetitlich sein. 5 ) 
Das Kunsthandwerk ist uns nur durch geschnittene Arbeiten in gla 
siertem Thon oder Stein bekannt; zu den Skarabäen (T. II F. 14) und 
Steinschalen, thönernen und emaillierten Gefässen, Särgen, Sarkophagen 
kommen im mittleren Reich einige Siegelcylinder 6 ) und geschnittene 
Steine. 7 ) Ausserdem geben die Malereien beachtenswerte Nachbildungen 
von Stickereien 8 ) und aus farbigem Stroh geflochtenen mannshohen 
Schilden. 9 ) 
Das persönliche Element fehlt der altägyptischen Kunstgeschichte 
ganz; nur einzelne Grabschriften des mittleren Reiches lernen uns Künstler 
kennen. 1C ) Unter der 11. Dynastie war Mertesen (Mertisen), zugleich Bild 
hauer und Maler, „Vorsteher der Künstler“, welchem nachgerühmt wird, 
dass er das Gehen und Stehen der Figuren gut ausgedrückt habe. 11 ) Wären 
mehr solche Nachrichten vorhanden, so würden die Forscher wohl auf 
merksamer auf die Individualitäten in den ägyptischen Denkmälern achten. 
309. Bevor Babylonien zur Darstellung kommt, muss der spezifisch 
ägyptische Kulturkreis behandelt werden. 12 ) Das westliche Grenzland 
(sitzende Figuren in 15, die stehenden in 16 
Feldern). 78 (19). 282 (28). 
D Ersteres: Erman 2, 536 f.; letzteres: 
Lepsius 2, 89 f. — Erman 2, 586. 
2 ) Schultern im Profil: Lepsius 2, 4; 
Rückenbilder: ders. 2, 9. 64. 
3 ) Semitische Göttin von Kadesch (Per 
rot 480) und Barbaren (Champollion T. 274. 
882) von vorne gezeichnet. 
4 ) Im britt. Museum: Champollion 377 
= Perrot 528; das ganze Bild bei Wilkin- 
son 2, 37; Erman, T. zu 1, 339 (dagegen nach 
Rosellini, mon. II 3, 76 u. Erman aus einem 
thebanischen Grab). 
5 ) Wir verweisen besonders auf das Grab 
des Ti (S. 442, 1); vgl. auch Lepsius 2, 12. 47; 
Löwe und Katze von vorne: Wilkinson 2, 
88; Descr. II T. 45, 14; Fischfang: Lepsius 
2, 9 = Erman 2, 535; Gänseherde: Loftus, 
a ride in Egypt p. 209 u. G. d. b.-a. 1881 
Sept. 
6 ) Birch, hist, of anc. pottery p. 72; 
Pierret, cat. de la salle hist, du Louvre Nr. 
499. 500. 505. 
7 ) Mariette, mon. div. III p. 48 j. u; 
Abydos III Nr. 1383; sehr schöner Intaglio 
im Louvre Nr. 457: Perrot 496. 497. Im 
allgemeinen Birch, guide to mus. p. 70 ff.; 
Pierret a. O. Nr. 457—9 u. ö. 
8 ) Semper, der Stil 1, 196; Denon, voyage 
T. 139, 18. 
9 ) Lepsius 2, 57. 63. 64 _(aus der 5. Dy 
nastie). 
10 ) Baumeister Mentuhotep, unter der 13. 
Dyn. (Brugsch, Gesch. Ägyptens S. 132 ff.). 
n ) Lepsius, Auswahl 9; Prisse, mon. 
7; Brugsch, Gesch. Äg. 170 ; Erman 2, 554. 
12 ) .Schon zur Zeit des mittleren Reiches
	        
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