Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
In anderen Fällen sieht jeder, dass die Luft eine Farbe verändert hat, 
z. B. Gelb in Bot und Blau in Grün. Indes hat die Atmosphäre des Südens 
doch den Einfluss, dass lebhafte Farben, welche unter unserem Himmel 
grell erscheinen, das Auge angenehm berühren. Daher die auffallende 
Vorliebe für die rote Farbe, welche schon für sich allein zu einem Bilde 
genügt. 1 ) Bei der Wahl der Farbe hatte es der alte Künstler nicht so 
bequem wie der Ölmaler; denn weil die mit Wasser oder einem anderen 
Bindemittel verbundenen Farben durch Verflüchtigung des Zusatzes sich 
ändern, muss er nicht das Aussehen der angemachten Farbe, sondern ihr 
künftiges in Betracht ziehen. Nicht jeder verstand sich ganz darauf, und 
so haben sich manche Farben wesentlich verändert, z. B. Rot in Schwarz 
oder Dunkelviolett, Blau in Schwarz oder Grün, Gelb in Braun. * 2 ) Man 
schützte schon frühzeitig die Farben durch einen Firniss aus Harz, der im 
Laufe der Zeit nachgedunkelt hat. 3 ) Licht und Schatten wurden natürlich 
durch die Farbe unterschieden; 4 ) doch waren grelle Beleuchtung und 
leichter Schatten schon ein Fortschritt der Kunst. 5 ) Wagte man auch 
mehrere Lichtquellen einzuführen ? Philostratos’ Beschreibungen sind leider 
zu rhetorisch, in der Freskomalerei dagegen, die wir durch Originale kennen, 
sind Beleuchtungseffekte durch die Technik sehr erschwert. 
Die Malerei hat im Altertum, weil sie am wenigsten rohe Körper 
kraft beansprucht, stets zu den angesehensten Künsten 6 ) gezählt und dank 
diesem Ansehen auch am längsten sich auf der Höhe behauptet. Aber 
dass sie ein Handwerk sei, vergass man doch nicht. Der Begriff der 
Malerei ist ausserordentlich vag und schliesst selbst Stickereien und 
Buntwebereien ein; 7 ) freilich hat auch Raffael Vorlagen zu solchen ge 
schaffen. 
Litteratur: Über die Technik der Malerei Blümner, Technologie 4, 414 ff. (S. 414 
Literaturverzeichnis); 0. Jahn, Ber. d. sächs. Ges. 1856 S. 284 f.; über die Farben 
Blümner a. 0. S. 468 ff. (Litteratur S. 464 f.); über die ägyptischen: Becke, Transact. of the 
r. soc. of litt., London 1848; Prisse d’Avennes, hist, de l’art eg % p. 292 ff.; Merimee, diss. 
s. Temploi des couleurs, des vernis et des emaux dans l’anc. Eg., gedruckt hinter dem 
Katalog von Passalacqua (S. 80) p. 258 ff.; Farbenmischung: Ilg zum Heraclius S. 147 ff.; 
Enkaustik: Litteratur bei Blümner S. 442, dazu G. Turnbull, a treatise on ancient 
painting, London 1740, m. T.; F. Walter, die wiederhergestellte Mahlerkunst der Alten, 
Berlin 1820; F. H. Fernbach, d. enkaustische Malerei, München 1845; vgl. besonders H. 
Cros et Ch. Henry, l’encaustique, Paris 1884; O. Donner, über Technisches in der Malerei 
der Alten, München 1865 und bei Graul, d. ant. Porträtgemälde, Lpg. 1888 S. 19 ff.; Aus 
stellung f. Maltechnik" in München 1898, offizieller Katalog S. 80 ff. (Donner). 85 ff. (Berger); 
Berger, Beitr. z. Entwicklungsgesch. d. Maltechnik, München 1893 (Techn. Mitt. f. Malerei X.) 
300. Nachdem Plastik und Malerei sich nicht gegenseitig aus- 
schliessen, sondern meistens Zusammenwirken, ergeben sich je nach der 
und blaue Farbe göttlicher Wesen hat an 
dere Gründe. 
’) Monochrome; [xdtonaQyoi II. B 637; 
Lexika unter fxdr(o, Mennig sig xd dvögsi- 
xshoc Theophr. lap. 51; Zinnober erwähnt 
Anaxandrides im tcoygdcpog (Fr. 14 M.). 
2 ) Schwarz statt Rot: Monochrome von 
Herculaneum; Dunkelviolett: Pallas von Vel- 
letri im Louvre Nr. 114. 
3 ) An verschiedenen ägyptischen Wand 
malereien und Mumienkästen; dies ist natür 
lich auch das feine atramentum der Bilder 
des Apelles (Plin. 35, 97). Nussöl erwähnt 
Aotios 
4 ) ’piin. 35, 29. 33,160; Quintil. 12, 
10, 4. 
5 ) Plin. 35, 29. 
6 ) Z. B. noch bei Firmicus math. 4, 20, 
6. Die Anekdotenchronik kennt Atelier 
besuche bei Malern, aber nicht bei Bild 
hauern. 
7 ) Plato Euthyphr. 6 c vom panathenäi- 
schen Peplos; Yarro bei Non. u. plumarium; 
Plut. Per. 12 twyQaopoi, ßacpecg, noixdxcd.
	        
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