Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. I. Die Schicksale der Denkmäler. (§ 6.) 
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die alles ruinenhafte nicht leiden konnten, wie König Theodorich, werden 
vielen Schaden gestiftet haben; letzterer gab selbst zerfallende Bronze 
statuen in die Kur. 1 ) 
Die Abänderung wird schon bedenklicher, wenn sie sich nach neuen 
Bedürfnissen oder einem neuen Geschmacke richtet. Dieser Gesichts 
punkt findet seine nächste Anwendung auf alles private Eigentum, nicht 
so sehr auf das staatliche. Doch sind die Festungswerke bis in die neuere 
Zeit herein selten ungenutzt geblieben, sondern immer wieder ausgeflickt 
worden; 2 ) so gibt es zu Argos, in Thessalien, Arkadien, Epirus (z. B. Gü- 
mana) Burgmauern, deren unterste Schicht aus dem Altertum, hin und 
wieder sogar aus sehr frühen Zeiten stammt. Auch mühevolle gemein 
nützige Werke, wie Wasserleitungen oder Leuchttürme sind gerne wieder 
in Stand gesetzt worden. 3 ) Die konfiszierten Tempel verwandelten sich, 
wenn der Fiskus sie hergab, nach den nötigen Umbauten in christliche 
Kirchen, 4 ) wie in Rom das Pantheon, der Tempel des Antoninus und der 
Faustina, sowie der der Fortuna virilis, 5 6 ) in Athen der Parthenon, welcher 
nachmals zu einer Moschee diente (Altertümer von Athen II. K. 1 T. 1), 
Erechtheion und Theseion; 0 ) doch verwechsle man damit nicht die Ver 
wendung der Plattform eines abgetragenen Tempels für die Grundfesten 
eines neuen Monumentalbaus, was sehr häufig vorkommt. Ebenso ist 
nicht jeder antike Bau, welcher zu einer Kirche diente, ein Tempel ge 
wesen, sondern etwa ein Staatsbau oder eine grosse Grabanlage. 7 ) Grab 
kammern nahmen oft andere Tote auf (z. B. das sogenannte Grab des 
Kimon bei Athen) und empfingen dann neuen Schmuck. 8 ) Antike Grab 
steine sind in den Landfriedhöfen Griechenlands und noch mehr Klein 
asiens, wo die Mohammedaner sie gerne nach ihren Bräuchen umarbeiten, 
häufig 9 ) und auf dem Grabe des Minnesängers Ulrichs von Lichtenstein 
steht ein Römerwerk (Die österreichisch-ungarische Monarchie, Steiermark 
S. 278 Abb.) Karl der Grosse und andere Würdenträger des Staates und 
der Kirche ruhen in römischen Sarkophagen, 10 ) wie man sie in verfallenen 
Städten fand. Mancher marmorne Sitz diente in der Kirche einem Bischof 
als cathedra, so in S. Marco und S. Stefano rotondo zu Rom. Von kleinen 
P Cassiocl. var. 1, 25. 2, 39. 4, 24. 80. 
10, 30. 
2 ) Vgl. z. B. die Cronaca di Morea p. 426. 
3 ) So der Leuchtturm des Caligula in 
Boulogne von Karl dem Grossen. 
4 ) Euagrios 1, 16; Theodoretos v. d. 
Märtyrern 8 p. 606; Procop. aedif. p. 328 
Dindorf; Chron. Paschale J. 379; Johannes 
v. Damaskos imag. 2, 11; Combefis, origines 
p. 1; Oros. 7, 27,14; von Gregor dem Grossen 
für England empfohlen, ep. 9, 4, 71; über 
trieben von Kedrenos 1 p. 428 (Bonn) und 
vielen Neueren. 
5 ) Anderes bei Fiorillo , Geschichte 
der zeichnenden Künste 1, 9 Anm. n. 
6 ) Strzygowski, Ath. Mitth. 14, 271 ff.; 
Ztsch. f. bildende Kunst 22, 370. 
Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VI, 
7 ) S. Urbano bei Rom; s. auch Gilbert 
a. a. O. 
8 ) Mosaiken in einem etruskischen Grab 
bei Corneto (Mem. de l’acad. des inscr. 13, 
762). 
9 ) Sterret, leaflets from the notebook 
etc. p. 6 f.; griechisches Beispiel abgeb. in 
einer Photographie des arch. Instit., Athen 
varia 51. 
10 ) Karl der Grosse: Abgeb. bei Dahn, 
Urgeschichte der germ. u. rom. Völker 3, 
1165; Bischof Simpertus v. Augsburg (f 807): 
im dortigen Museum; Erzbischöfe von Pa 
lermo: Äl. Cassano, del sotterraneo della 
chiesa cattedrale di Palermo, Pal. 1849 m. 
T. — Ein Sarkophag in Ruinen geradezu 
gesucht: Beda hist. 4, 19. 
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