Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

378 
Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
zusammen kamen. 1 ) Letztere wird in römischen Inschriften oft erwähnt, 
scheint aber noch nicht sicher festgestellt zu sein. * 2 ) Andererseits kommen 
mehrere noch unbenannte Gebäudetypen vor, z. B. verschiedene Anlagen, 
die mit der Basilika einiges gemeinsam haben, wie „die einschiffigen Ba 
siliken“, geschlossene Räume ohne Säulen, aber mit Apsis, in Aquinum 
und Praeneste, 3 ) oder das „Praetorium“ von Müsmieh in Syrien. 4 ) Gerade 
die nüchternsten Staatsgebäude kennen wir am besten. Die dreischiffige, 
aber nicht basilikenartige Skeuothek des Piraeus wird durch den inschrift 
lich erhaltenen Baukontrakt des Architekten Philon beleuchtet (S. 277); 
die wichtigen Getreidekästen (Kastengebäude, horred) sind durch ägyptische 
Abbildungen und Modelle, wie durch römische Grundrisse und Ruinen zur 
Genüge bekannt. 5 ) Die Gattung der Gefängnisse hat wenigstens das grausig 
imposante Tullianum in Rom aufzuweisen; 6 ) angeblich war es ein Quell 
haus gewesen, freilich dienten sonst nur unterirdische Steinbrüche (wie in 
Syrakus) 7 ) oder Keller als Gefängnis. Zu den Gefängnissen gehörten im 
Grunde auch die Gladiatorenkasernen, welche uns wieder Pompeji veran 
schaulicht. Bei den öffentlichen Gebäuden darf man auch die der aner 
kannten Vereine nicht vergessen, welche ihre Versammlungshäuser und 
selbst Rathäuser besassen. 8 ) 
Litteratur: über das Buleuterion von Olympia: Ausgr. IV T. 1—B. 35. 36; Lesche: 
K. Lange, Haus u. Halle S. 120 ff.; Curia: Nissen, pompej. Studien S. 303 ff.; Maceilum: 
ders. S. 275 ff.; Saepta: ders. S. 185 ff.; Praetorium: Peeizonius, de praetorio, Franeck. 1690; 
Gladiatorenkaserne: Nissen a. 0. S. 253 ff. 
293. Sind diese Gebäude vorwiegend dem geschäftlichen Verkehre 
gewidmet, so zielen andere auf das geistige und leibliche Wohl der Be 
völkerung ab. Den Anstoss zu diesen Anlagen geben allerdings nicht po 
litische Erwägungen, sondern die Religion oder besser gesagt der Kultus 
ab; denn die Spiele jeglicher Art knüpften sich an irgend ein Götterfest. 
Tanzlustig wie die Griechen waren, brauchten sie vor allem Tanzplätze. 
Selten bot die Örtlichkeit von sich aus einen runden ebenen Platz, gewiss 
häufiger musste eine oqyr^xqa {%oq6q) künstlich mit Schutt geebnet und 
mit Sand bestreut werden (xovlgtqu, z. B. in Epidauros); zum Schutze 
gegen Abnützung und Feuchtigkeit kam dann das Pflaster hinzu, das durch 
verschiedene Farbe der Steine die Tanzfiguren erleichtern konnte (Athen), 
J ) Od. a 329; Hes. E. 493; in Delphi 
Paus. 10, 25, 1 (oixTjfxcc); in Athen: voreukli 
dische Inschrift, J AQxcao'k. delxiov 1892 S. 3. 
Möglicherweise hat man in Ikaria eine Lesche 
aufgedeckt (Am. J. 5, 177). 
2 ) Vgl. Lange, Haus u. Halle S. 291 ff.; 
de Rossi, B. crist. 1864 p. 57 ff.; Gilbeet, 
Geschichte der Stadt Rom 3, 341 f.; in Pom 
peji am Forum vermutet; a/o/\rj TvqcIvvov 
Apostelgesch. 19, 9. 
3 ) Lange a. O. S. 236. 241; das spätere 
S. Andrea in Rom: de Rossi, B. crist. 1871 
p. 5 ff. 
4 ) Abgeb. R. de Part chretien XXXII 
p. 249. 
5 ) Abbild. Peeeot, hist. 1, 281 f.; Modelle 
aus Gräbern: Eeman, Ägypten 1, 240 m. A. 1 
u. Abb.; kapitolinischer Stadtplan: Duem S. 
329; angeblich alte Abbildung bei Belloet, 
ichnographia veteris Romae (= Duem S. 330); 
Ruinen: Gilbeet, Gesch. der Stadt Rom 3, 
284 ff. Auch im persischen Reiche waren 
Speicher an den Reichsstrassen: Ps. Aristot. 
oecon. II 1253 a 24 f. Zu Messene war die 
Staatskasse in einem Kellerraum: Liv. 39, 50, 
vgl. Plut. Philop. 19. 
6 ) Sallust. Catil. 55; Foechhammer, B. 
1839 S. 29 ff. (Brunnenhaus); Kunstblatt 1839 
Nr. 93; Canina, Cere antica T. 10. 
7 ) Auch am Kapitol: Liv. 37, 3. 
8 ) Haus der Jtovvaiaotcd im Piraeus, 
aus dem 2. oder 3. Jahrh. v. Chr.: Ath. Mitt. 
9, 280 ff. T. 13; Tetrastyla: Inschrift von 
Rom, B. 1890 p. 287 ff.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.