Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

374 Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
fernt. Im alten Böhmen hat es statt dessen Wachtberge (sträz) gegeben. 
Pässe, Bergzungen und Landengen werden durch Barrikaden (Abschnitts 
wälle, Sperren) gesperrt. Völker, die mit ihren Nachbarn schlecht stehen, 
nehmen die grosse Mühe auf sich, ihre ganze Grenze durch Landwehren 
zu sperren, wie sie die Römer in Nordgermanien fanden. Letztere selbst 
stellen rationeller nach den Regeln der Feldmesserkunst einen diagonal 
laufenden lim es her. Der grösste dieser Gattung ist bekanntlich gegen 
Germanien errichtet (S. 147). Aus den Zufluchtsorten schaffen die Mili 
tärs die Kastelle, welche für eine ständige Besatzung berechnet sind. 
Schon vor der Kaiserzeit sind sie (griechisch genannt) weit ver 
breitet gewesen und manche (z. B. das historische von Phyle) noch wohl 
erhalten (S. 107). Die Römer dagegen behandelten sie als stehende Lager, 
nach deren Regeln sie die Castelle anlegten; die Saalburg bei Homburg 
gewährt jedenfalls das anschaulichste Bild dieser wichtigen Befestigungs 
gruppe. 
Litteratur: Von den antiken Kriegsscliriftstellern sind die sogenannten Poliorke- 
tiker heranzuziehen, namentlich Philon hinsichtlich des 4. und 5. Buches seiner ^rj/anarj 
ovvxaiig (Philonis mech. syntaxis 11. IV. et V. ed. Schöne, Berlin 1893); Rochas d’Aiglun, 
principes de la fortification antique, Paris 1881; G. de la Noe, principes de la fortification 
antique (B. de geogr. hist. 1888), Paris 1890 I. fort, prehistorique et gauloise, II. fort, ro- 
maine, m. T.; A. v. Cohausen, die Befestigungsweisen der Vorzeit und des Mittelalters, 
Wiesbaden 1893, m. T.; Ägypten: über die Thore Bötticher, Hissarlik wie es ist V S. 88; 
Susa: Dieulafoy (S. 86); Baalbek: S. 83; Hissarlyk, Tiryns u. Mykene: Schröder, Archiv 
f. d. Artillerie- u. Ingenieuroff. des deutschen Reichsheeres 1888 S. 145 ff. 232 ff. 300 ff.; 
griechische Mauern: verzeichnet bei Droysen, Heerwesen und Kriegführung der Griechen, 
Freiburg 1889 S. 232 ff.; Italien: Zu den Ruinen kommen auch Abbildungen z. B. an Aschen 
urnen (Volterra Nr. 371 [Durm, Bauk. der Etr. S. 17J und 436); über Rom 0. Richter, die 
Befestigung des Janiculum, Berlin 1882; A. Nibby, le mura di Roma disegn. da Sir W. 
Gell, Rom 1820, m. 31 T.; J. H. Parker, archaeology of Rome I. the primitive fortifications 
2. Ausg. m. Suppl., Oxford 1876—8, m. 59 T. (1874 2 Tie. m. 85 T.); Beschreibung der 
Honoriusmauer hinter dem Einsiedler Itinerar (O. Richter, Topogr. von Rom § 6); Stadt 
mauer von Pompeji: Nissen, pompej. Studien S. 457 ff.; Germanien und Böhmen: Littera- 
turverzeichnis in den Mitt. der k. k. Centralkomm. N. F. 19, 19 f.; z. B. Oskar Schuster, 
die Heidenschanzen Deutschlands, Dresden 1869, neuestens Schuchhardt, Anthrop. Corresp. 
1893 S. 95 f.; Ansicht einer Wallburg: Nassauische Annalen 15 T. 7. — Thore: Ausser 
den schon erwähnten sind bemerkenswert Porte Saint-Andre und d’Arroux in Autun und 
de Mars in Rheims; Rekonstruktion des Nordthores in Köln: Leipz. Illustr. Ztg. 1893 
S. 633; zahlreiche Abbildungen auf Münzen der Kaiserzeit. — Warttürme: Droysen a. 0. 
S. 257 ff.; Castelle: Saalburg S. 150; J. Becker, castellum Mattiacorum, Wiesbaden 1863, 
m. 1 T.; A. Duncker, d. Römercastell und das Todtenfeld in der Kinzigniederung, Hanau 
1873, m. 5 T. Über die letzte Periode: Krieg v. Hochfelden, Gesch. der Militärarchitektur 
des früheren Mittelalters, Stuttg. 1859. 
292. Wenden wir uns von den kriegerischen Anstalten zu den fried 
lichen, so ist der Ort, wo das Leben am frischesten pulsiert, der Markt 
platz (ayoQa 5 forum). Sein Grundplan richtet sich gewöhnlich nach dem 
der gesamten Stadt. In alten Städten ist er ziemlich unregelmässig (z. B. 
forum trianguläre in Pompeji), dagegen in neuen Anlagen und bei Erwei 
terungsbauten viereckig, später kreisrund. 1 ) Was die Einfassungen des 
Marktes betrifft, so soll Tarquinius Priscus (offene) Werkstätten und Vor 
dächer um den Markt gebaut haben. * 2 ) Aus diesen pergulae entwickeln 
sich die Säulenhallen oder Lauben, welche mindestens eine Seite des 
! ) Letzteres in Konstantinopel (Zosim. 2, 30). 
2 ) Dion. Habe. 3, 67, 4.
	        
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