Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstärchäolögie. I. Denkmälerkulide. 
drückt sich in den Hüttenurnen des vorrömischen Mittelitaliens aus, 1 ) 
deren Motiv noch spät sich erhalten hat. 2 ) Mit der Entwicklung der 
Steinmetzkunst bildet sich der architektonische Steinsarkophag in Vorder 
asien, Griechenland und Etrurien aus. 3 ) Von den wirklichen Bauten ent 
lehnt der Künstler viele Einzelheiten, z. B. ist die Dachform des Deckels 
manchmal so weit getrieben, dass die Flach- und Hohlziegel nachgebil 
det werden. 4 ) Solche Sarkophage waren ein Monument für sich und konn 
ten unter freiem Himmel aufgestellt werden (S. 353). Da es sich über 
dies empfahl, einen Stein auszuhöhlen, finden wir Sarkophage aus leben 
digem Stein. 5 ) Der Grab türm ist ebenfalls nicht ohne Gegenstück unter 
den etruskischen Aschenurnen. 6 7 ) Die von einem Löwen bekrönten Sarko 
phage 2 ) spiegeln die S. 353 besprochenen Denkmale wieder. Dieser archi 
tektonische Stil vermischt sich begreiflicher Weise mit der eigentlichen 
Sarggattung, wofür ein Sarkophag von Kephissia mit lectus und Kopf 
kissen einerseits, Krepis und Eckkaryatiden andererseits einen sprechen 
den Beweis abgibt. 8 ) In der Kaiserzeit schwindet die architektonische 
Auffassung immer mehr oder wird äusserlicher. Der Sarkophag gilt nur 
mehr für eine äussere Umhüllung der Aschenurne und so genügt schliess 
lich eine einfache Steinwanne (iabellum). 9 ) Das Material des Sarges scheint 
bei der Form nichts auszumachen. Hölzerne Särge sind wohl ausserhalb 
Ägyptens bis auf die metallenen Teile fast ganz verschwunden, 10 ) indes 
waren neben den steinernen doch auch die thönernen Sarkophage ziemlich 
verbreitet. 11 ) 
Gleich den Grabsteinen erhielten die Sarkophage oft Blumenschmuck, 12 ) 
welcher dann in plastischen Guirlanden dauernd festgehalten wird. Die 
Plastik beschäftigt sich sonst besonders mit dem Deckel, wovon bereits 
die Rede war; schon in ägyptischer Zeit wurden hier geschnitzte Figuren 
von Sperbern und Schakalen aufgestellt, 13 ) ebenso verschönerte man be 
reits damals die vier Eckkanten. Von einfachen Pfeilern schreiten die 
Künstler zu Tierköpfen, Karyatiden, Kanephoren, Amoretten, Sphinxen 
u. ä. vor. 14 ) Die Flächen selbst erhalten in Ägypten bunten malerischen 
Nr. 29); aus dem mittleren Reich von 
Mentuhötep in Berlin; s. auch Erman , 
Ägypten 1, 245 f. 
3 Z. B. Archaeologia 42, 1, 99 ff. m. T. 
9; A. 1871 T. U 9. 10; s. auch Virchow, 
Abh. d. preuss. Akad. 1883 S. 985 ff. 
2 ) Kcdvßfj Authol. 7, 179. 
3 ) Z. B. in Lykien: Benndorf, Heroon 
v. Trysa S. 220 ff. T. 30-84 und Reisen I 
S. 103 f. II S. 30; Sarkophag von Patras: 
AZ. 30 T. 59; von Saloniki: Clarac T. 117a; 
Caere: Dennis, cities I 3 246. 
4 ) Mitt. d. k. k. Centralkomm. N. F. 
14, 57. 
5 ) üvechos (pvrij, Inschrift von Nikome- 
deia CIG. 3777. 
6 ) Zwei in Montepulciano: Fabretti, 
supplemento I 146. 149. 
7 ) Z. B. STERRET,Wolfeexpeditionp. 184. 
8 ) ürlichs, Beiträge T. 17. 18. 
9 ) Z. B. angeblicher Sarkophag der Re- 
gilla: Piranesi, ant. III 52; Bartoli, se- 
polcri T. 38; Canina, edif. IV" t. 290, 2. 
10 ) Eiserne Nägel in Attika, Cumae, 
Judica, Megara Hyblaia u. Suessula: Duhn, 
Röm. Mitt. 2, 256; Orsi, mon. ined. I S. 770 
A. 1; Nägel und Handgriff: Herrmann, das 
Gräberfeld v. Marion S. 8. 11; Reste von 
cypressenen Särgen aus Carthago: Ra. 1889 
I S. 177; andere in Attika: Pervanoglu, 
Grabsteine S. 8. 
n ) In Babylonien, Kolophon, Athen 
(Staokelberg , Gräber T. 7 = Schreiber, 
Atlas T. 96, 10—12), Etrurien nnd Aquileja 
(zarra). 
12 ) Daher die Nägel, um Kränze aufzu 
hängen: Arch.-ep. Mitt. 11, 178. 
13 ) Holzsarg in Bologna. 
1! ) Tierköpfe: Benndorf, Heroon S. 70 
A. 1; ITsener, de carmine quodam Phocaico 
p. 15, 3; Karyatiden; in Kephissia, s. A. 8; 
Kanephoren: in Bordeaux, Millin, g. m.
	        
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