Kap. IX. Die Werke der Baukunst. (§ 284.)
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welches Varro beschrieb, * 1 ) das „Grabmal der Horatier und Curiatier“, 2 )
das Monument von Nimrud-Dagh (S. 83), das Denkmal von Antiochos
Philopappos (114/6 n. Chr. in Athen errichtet), welches ein Marmorfries,
Marmorverkleidung und Statuen zierten, 3 ) das sogenannte „Grab von Ver
gib 4 ) und das originelle Denkmal des römischen Bäckers Eurysakes, dessen
Leitmotiv Schichten von Getreideschäffeln bilden. 5 )
Viele dieser Denkmäler lagen in einem Baumgarten, 6 ) waren mit
Statuen geziert 7 ) und hatten eigene A^ächter. Auch hier spielt die Heroen
verehrung mit; denn weil die Angehörigen sich zu Leichenmählern zu
sammenfanden, brauchten sie Wächter-, Küchen- und Speiseräume, Säulen
hallen und Lustgärten. 8 ) Gab es doch auch offene Säulenhallen, die man
geradezu Grabkapellen nennen könnte. Mit den Ägyptern der letzten
selbständigen Periode 9 ) begegnen sich darin die Sikyonier. 10 )
284. Endlich bleiben noch die Denkmäler zu erwähnen übrig, die
nichts weiter als Denkmäler sind. Ich meine z. B. die Grabsäulen, welche
auf einen staffelförmigen Unterbau von meist drei Stufen gestellt werden, 11 )
und die Sarkophage, welchen nicht bloss die gleiche Auszeichnung zu Teil
wird; 12 ) in Bithynien und Lykien trägt sie sogar ein hoher Pfeiler. 13 ) Da
mit hängt die architektonische Gestaltung des Sarkophages zusammen,
welcher daher im Anhang zu diesem Abschnitte behandelt w T erden soll.
Auch bei den griechischen Familiengräbern 14 ) und den staatlichen Soldaten
gräbern (wie in Chaironeia 15 ) und wohl auch in Leuktra) scheint die Krepis
die Hauptsache, wozu freilich plastischer Schmuck (z. B. trauernde Diene
rinnen 16 ) oder ein Löwe) 17 ) kam.
Wir reihen diesen Denkmälern noch eine grössere Zahl kunstloser
Male der Vorzeit an, über deren Bestimmung keine Schriftquelle Auskunft
gibt. In der Bretagne hat man zuerst auf die ungefügen bis über 22 m
messenden Steinpfeiler geachtet und ihnen den bretonischen Namen Menhir
(langer Stein) gegeben. 18 ) Sie stehen meistens nicht allein, sondern z. B.
einer auf dem Grabe selbst und zwei zu seinen Seiten. 19 ) Bei grösserer
J ) Plin. 86, 91 ff.; Rekonstruktion M.
I 18.
2 ) M. II 89, vgl. A. 9 H. 2, 50 ff. (vier
Kegel an den Ecken, in der Mitte Cylinder).
3 ) Stuart und Revett, ath. Altert. II
440 f. (engl. III 2 K. 5 T. 29-84); Atlas v.
Athen Lief. 11 T. 11. 12. Lief. 12 T. 1—9.
4 ) Bartoli T. 78; Fendt, monum. se-
pulcr. 1574 T. 10.
5 ) M. II 58. 59. A. 1888 S. 281 ff. T. MN;
Canina, edif. 278; Phot.; Probe bei Durm,
Bauk. der Etr. 260. Vgl. noch z. B. Plut.
Cat. min. 11; Suet. Ner. 50.
6 ) Krjnoxacpog Sterret, Wolfe exped.
621; vgl. Christ. Albr. Erck, sepulcrorum
in hortis ex antiquitate sacra et profana re-
censs. V, Meiningen 1788—41.
2 ) Vgl. Vitruv. 2, 7, 4.
8 ) Inschrift bei Sterret, Wolfe expedi-
tion 518.
9 ) Amasis’ Grab: Herod. 2, 169; abgeb.
Maspero, archeol. 278.
10 ) Paus. 2, 7, 2; auf dortigen Münzen
Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. VT,.
abgebildet: Imhoof, numism. comment. 28, 1;
ähnlicher Sarg in einer Katakombe v. Kertsch
abgebildet: Kondakof, antiq. p. 212.
]1 ) S. 345; zwei Stufen: Collignon 658.
12 ) Z. B. zu Balat (Blaudos): Le Bas,
mon. fig. T. 51.
13 ) Bithynien: Graf, Ath. Mitt. 17, 80 ff.
m. T. 5; Lykien: Fellows, Reisen T. 4.
12. 13.
14 ) Z. B. in Lamptrai: Ath. Mitt. 12, 2.
15 ) Plan: naqvaoaog 5, 88; Phot, des
Inst.
16 ) Vgl. Brückner, Ornament u. Form
der Grabstelen S. 35.
17 ) Z. B. auf Kerkyra, bei Sunion u. s. w.
18 ) Auch peulvan (Pfeilerstein); die fran
zösische Terminologie schwankt; lat. petra
ficta: Reinach, Ac. des inscr. s. IV t. 20
p. 310 u. Ra. III 21, 41 f. Schon Caylus, re-
cueil VI T. 115. 120 teilt Abbildungen mit.
19 ) Bei Danzig, Anthrop. Corresp. 1875
Vers. S. 28.
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