Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

350 Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
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Einrichtung der ägyptischen Pyramiden, ihre Grabkammern, Zugänge und 
Verschlüsse sind besonders von Vyse und Petrie, sowie von Chipiez im 
I. Bande von Perrot’s histoire ausführlich erörtert und durch Illustrationen 
beleuchtet. Von archäologischer Seite ist zu betonen, dass die Pyramide 
nicht eigentlich freilag, sondern mit einem Heiligtum verbunden war und 
eine steinerne Umfriedigung hatte, 1 ) dann dass der heutige Zustand sich 
nicht mit dem einstigen deckt. Die Pyramiden waren nämlich ganz mit 
geglätteten Platten, auf welchen Hieroglyphen standen, belegt und endeten 
in eine Plattform, wo man ein Bild des innen beigesetzten Königs auf 
stellen konnte. 2 ) Da die ägyptischen Pyramiden vor der Zeit der inter 
nationalen Kulturströmungen liegen, sind sie zunächst auf ihre Heimat 
beschränkt geblieben. Erst gegen die Zeit Alexanders, als man von Welt 
wundern zu sprechen begann, lässt sich nachweisen, dass Griechen die 
ägyptischen Wunderbauten in bescheidenem Maasstabe nachahmten. Sici- 
lien, Argolis und Babylonien liefern Beispiele aus Ziegeln oder Stein mit 
Mörtel. 3 ) Mit der berühmten Pyramide des Cestius, die unter Augustus 
vor der Hauptstadt erbaut wurde, scheint die Reihe zu schliessen. 4 ) Die 
plattgedrückte Pyramide ergibt die Mastaba’'s (arab. Bänke), in welchen die 
Hofchargen des alten Reiches um ihre Herrscher Cercle bilden (S. 81). 5 ) 
Die kürzlich gefundene Mastaba des Mera, welche aus der 6. Dynastie 
stammt, ist die grösste der bisher bekannten; sie enthält nämlich 27 Säle 
und Gänge. 
Litteratur: § 44; Wiedemann, ägypt. Geschichte 1, 178 ff. 
283. Weitaus häufiger wirkt die Vorstellung ein, dass der Tote eine 
Wohnung brauche. Den Wohnhöhlen entsprechen die Grabhöhlen, 
welche schon sehr früh in zerklüfteten Kalksteingebirgen Vorkommen. 
Später wurden manche mit Mauern abgeschlossen oder mit einem Thore 
versehen. 6 ) 
In der Zeit der entwickelten Baukunst legte man diese Grabhöhlen, 
deren Name manchmal noch bestehen blieb, 7 ) künstlich an, gab ihnen je 
doch dabei eine regelmässige Form. Die Grabkammer, welche mit einer 
Thüre verschliessbar ist, erhält eine nach nach der Beisetzungsweise ver 
schiedene Einrichtung. Das kürzeste Verfahren ist, die Leiche einfach 
auf den Boden zu legen, nächstdem ihr dort eine Vertiefung auszu- 
*) Z. B. Gizeh: Plan bei Perrot I 156, 
am deutlichsten in Abusir (Perrot I 158). 
2 ) Vgl. Herod. 2, 149; Diod. 1, 68, 8; 
in Abbildungen finden wir ein Kreissegment 
(Perrot I 188. 189) oder einen Querstrich 
(ders. 198) als Abschluss. 
3 ) Zur Zeit Timoleons: Diod. 16, 88 a. 
E.; in Agrigent auf den Gräbern mehrerer 
Pferde: Plin. 8, 155; drei bei Jerusalem 
von einer Königin Adiabene’s erbaut: Joseph, 
ant. 20, 95; Grab der „Rachel“ in Hebron : 
Brocard. cap. 9; erhalten bei Kenchreai (Exp. 
de Moree II T. 55; Ross, Reisen im Pelop. 
T. 4; Reber, Archit. S. 179 u. ö.); bei Lessa 
(Liguriö) Exp. de Moree II T. 76 (steinerner 
Grundbau); Grab des Belus: Expöd. en Me- 
sopotamie T. 19 (restauriert), vgl. Strab. 16, 
1, 5; vielleicht auch zur Zeit Lucians? (Cha 
ron 22). 
4 ) Alte Ansicht vonSANDRART; Nimrüd- 
Dagh bei Edessa; Masius bei Mardin; Mas 
sengrab von Cravanche bei Beifort: Ra. n. s. 
81, 289 ff.; auf Sicilien in der jüngeren Stein 
zeit: Pigorini, B. 1882 p. 70 f.; Grab des 
Endymion: Strab. 14, 1, 8. 
5 ) Abb. bei Perrot I Eig. 147. 
6 ) Ersteres auf Kasos: Phot, des Inst., 
Sporaden 18; letzteres an der Akropolis von 
Eleusis. Künstliche Grabhöhle in Trimelin 
(Finistere): Materiaux p. l’hist. 22, 161 ff. m. 
2 Abb. 
7 ) In Palmyra anr{kcaov\ Sterret, Wolfe 
expedition Nr. 648.
	        
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