Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. IX. Die Werke der Baukunst. (§ 282.) 
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starke Druck der Erdmasse die Wölbung der Decke; wenn auch die vier 
eckige Kammer mit falschem Gewölbe, z. B. in einem der bekanntesten 
Fundorte der Krim 1 ) sich vorfindet, liegt doch nun die runde Form, welche 
mit der Gestalt der Hügelbasis übereinstimmt, näher; ihre vollkommenste 
Gestalt ähnelt dem Bienenkörbe (S. 321) und ist in den Grabhügeln der 
mykenischen Zeit durchgeführt. 2 ) 
Hügelgräber sind bisher beobachtet in Phönikien (bei Tortosa, in Berek-et-Tell und 
Ras-el-Ain, immer neben Quellen), Syrien /Ibei Aleppo), Persien {tappe genannt, Mitt. der 
anthrop. Ges. in Wien 19, 25 f.) und Kleinasien (türkisch meist mal-tepe geheissen), ganz 
besonders in Lydien (bei Alt-Smyrna, zu Belevi mit Ummauerung: F. TnrERsen, über das 
Grabmal des Alyattes, Berlin 1888) und der Troas (S. 92), dann sehr zahlreich in den 
Ebenen von Thrakien, Mösien und Südrussland Die jüngeren tumuli von Pergamon und 
Pydna beschreiben Curtius (Beiträge) und Heuzey (§ 82). Auf griechischem Boden haben 
sie die Schriftsteller seit Homer den Heroen und Amazonen (Paus. 8, 11, 4. 12, 5. 16, 3 
u. s. w.), auch wohl den phrygischen Begleitern des Pelops (Athen. 14, 625 f) zugeschrie 
ben und die Kuppelgräber für Schatzhäuser erklärt (Schatzhaus des Minyas in Orchomenos, 
des Atreus in Mykene). 3 ) Wie sich Aischylos das Grab des Dareios vorstellte, ist noch 
von archäologischer Seite zu untersuchen. Das Volk nennt die Hügelgräber jetzt magitla 
(alban. — Frauenbrust) oder tumba. Die meisten hat sowohl Thessalien als Böotien in den 
Ebenen aufzuweisen (z. B. Pilav-tepe bei Volo; ein paar riesige bei Lebadeia: Ross, Kö- 
nigsr.); in Attika ist eine Gruppe bei Velanidezza und Vurvä; Grab der „Antiope“ süd 
westlich von Athen (von Fauvel untersucht, s. Walpole, memoirs I.). Der Peloponnes 
besitzt wenige (Prokesch, Denkwürd. 2, 740. 765). Über die Kuppelgräber vgl. Chr. Belger, 
Beiträge zur Kenntnis d. griech. K., Berlin 1887 und den historischen Teil. Wir nennen 
noch Syme, Rhodos (s. o.), Kyrene; Italien ist durch Etrurien vertreten; dann folgt Öster 
reich (z. B. viele Hügelgräber bei Mureck in Steiermark, vgl. Mitt. des hist. Vereins 10, 
179 ff.; auch bei Ehrenhausen: das. 38, 189 ff.; Böhmen S. 158; Krain [gomile]: Deschmann, 
die Hügelgräber v. Rowische, 7. Ber. d. prähist. Komm. d. k. Akad. d. Wiss. in Wien 1883; 
Riesentumulus bei Gritsch). Was Deutschland anlangt, vgl. z. B. Naue, d. Hügelgräber 
zw. Ammer- u. Staffelsee, Stuttg. 1887, m. 59 T.; Popp, Abh. über alte Grabhügel bei Amberg, 
Ingolstadt 1821. Frankreich besitzt in der Bretagne (Morbihan), Normandie (Calvados) und 
anderen Landesteilen zahlreiche Hügelgräber (tombelles) (vgl. z. B. A. Bertrand, les tumu- 
les gaulois de la commune de Magny-Lambert; Castan, les tombelles celtiques et rom. 
d’Alaise, BesanQon 1859; französische und englische bei Gatlhabaud I 1, 27—37). Sie fehlen 
auch in England (barrows) und Skandinavien nicht und haben sich bis nach Südafrika und 
Amerika verbreitet. Vgl. im allgemeinen B. de la soc. scient. et lit. du Limbourg I fase. 
3 (1853); J. B. Waring, stone monuments, tumuli and Ornaments of remote ages, London 
1870, f.; über die Namen Reinach, Ra. III 21, 46 f. 
282. Wegen der geringen Dauerhaftigkeit der Erdhügel mochten 
sorgsame Bauherrn einen Steinmantel herumlegen oder gleich einen Stein 
hügel errichten lassen. Da jedoch in diesem Stoffe ein grosser Kegel 
schwer herzustellen war, bot sich die kantige Form der Pyramide so 
ungesucht, dass wir weder das Vorbild von den pyramidalen Granitfelsen 
zwischen Abusimbel und Assuan herzuholen 4 ) noch eine tiefere Idee in der 
Form zu suchen brauchen. 5 ) Die berühmten Pyramiden des Gräberfeldes 
von Memphis (§ 64) gehören in die Zeit des alten Reiches, dessen Mo 
narchen darin ruhen; eine jüngere Gruppe, die sich geographisch bis nach 
Äthiopien hinein erstreckt, ist aus Ziegeln erbaut. Hin und wieder (in 
Meidüm und Sakkara) ist man bei der uneigentlichen Pyramide, welche 
staffelförmig aufsteigt, (Stufenpyramide) stehen geblieben. Die technische 
T ) Jus-Oba CR. 1860 T. 6, 2 = Schrei 
ber, Atlas T. 95, 1. 
2 ) Viel primitiver sind die aus Platten 
zusammengesetzten runden Kammern von 
Albano: A. 1871, 242 ff. T. U 2. 3. 
3 ) Vgl. auch Varro 1. 1. 7, 17 thesauri 
specie, vom Omphalos. 
4 ) Ritter, Erdkunde I 2 628 f. 
5 ) Aus dem Sonnenkultus erklärt die 
Pyramiden Ern. Schiaparelli , il signif. 
simbolico delle piramidi egiz., Rom 1884, 
m. 1 T.
	        
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