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Klassische Kunstarchäoiogie. 1. Denkmälerkunde.
alle duldet. 1 2 ) Die zweite und dritte Voraussetzung bedingen die Eigenart
der Frescomalerei. Ihre Farbenskala ist nicht sehr gross, weil man nur
Lasurfarben nachträglich in Tempera auftragen konnte. 6 ) Der Maler
musste rasch arbeiten, damit der Verputz nicht trocknete, und seiner Hand
sicher sein, weil Korrekturen so in die Augen sprangen, dass sie jetzt
noch wahrnehmbar sind. 3 ) Daher gab es eine eigene Klasse von Wand
malern. 4 ) Zu grossen Kartons, auf denen der Maler vorher seine Ideen
in ganzer Grösse hätte anlegen können, fehlte das geeignete Material. Der
Frescomaler des Altertums musste auf einer Holztafel oder einem Perga
mentblatt einen kleinen Entwurf aufzeichnen und diesen dann vergrössert
auf die Wand übertragen, wozu sich die Ägypter eines Quadratnetzes be
dienten; dieselben legten auch die Konturen rasch mit Rötel an. 5 ) Mancher
macht sich die Arbeit bequemer, indem er auf seiner Staffelei al fresco
malte, worauf geschickte Tüncher das fertige Stück in die Wand ein
fügten. 6 )
Litteratur: Mauerformen: Blümner, Technologie 3, 136 ff.; Reliefs: Th. Schrei
ber, über die Wiener Brunnenreliefs aus Palazzo Grimani, Lpg. 1888; Malereien: G.
Hermann, de veterum Graecorum pictura parietum, Lpg. 1834; A. de Champeaux, hist, de
la peinture decorative, Paris 1890, mit 73 Abb.; über die Technik Litteraturverz. bei
Blümner, Technol. 4, 430 A. 7; dazu Wiegmann, die Malerei der Alten in ihrer Anw. auf
die Technik, insbes. auf die Dekorationsmalerei, Hann. 1836; Schafhäutl, über pompej.
Malerei, Allg. Ztg. 1845; Donner bei Helbig, Wandgemälde, Lpg. 1868 S. I-CXXV1I (auch
separat: Die erhaltenen ant. Wandmalereien in teclin. Beziehung); E. Berger, Beiträge z.
Entwickelungsgesch. d. Maltechnik, München 1893. Letzterer nimmt Wachsmalerei an;
wir kommen auf die Frage in Kap. X. zurück.
276. Der Fussboden bestand zu Anfang aus festgestampfter Erde,
auf die etwa Matten und Teppiche gelegt wurden. Dem Maueranstrich
trat mit der Zeit der Bodenanstrich gegenüber, welcher einfärbig weiss
oder rot 7 ) sein oder farbige Ornamente empfangen konnte. 8 ) Durch Sym
metrie dagegen wirkt die ährenförmige Anordnung der Ziegel in spitzem
Winkel (opus spicatum), welche dem Mittelalter die Römer gelehrt haben. 9 )
An diesen schliessen sich die in Mörtel eingebetteten Kiesel (S. 303) oder
Ziegelbrocken (opus Signinum, S. 281), welche die Abnützung hintanhalten
sollen, an. Der Steinbelag geht wohl von den unter freiem Himmel be
findlichen Tennen, Traubenpressen 10 ) und Tanzplätzen aus, dringt zunächst
in die Badezimmer und die hypäthralen Räume ein und entwickelt sich
vermöge der Polychromie zum opus Alexandrinum und dem Mosaikfuss-
boden, über welchen schon in § 258 gehandelt ist. Diese Technik dürfte
zuweilen auf den Schein imitiert worden sein. 11 )
Litteratur: Blümner, Technologie 3, 160 ff.
277. Für die Decke (den Plafond), deren Anlage statische Gründe
J ) Plin. 35, 49.
2 ) Für purpurissum bezeugt von Plin.
35, 45?
3 ) In Tiryns und Pompeji): Donner, (s.
Litt.) S. XXIV f.
4 ) Toi/oy^acpog, pictor parietcirius.
5 ) Prisse d’Avennes, Text S. 123; Lep-
sius, Denkm. II T. 65.
6 ) Donner S. LXIY ff.
7 ) Z. B. in Felsengräbern, auf Aigina
| (rot) und wahrscheinlich auch in sicilischen
Tempeln.
8 ) Palast von Tiryns.
9 ) Deutsche Bauztg. 1885 S. 70 ff.; Mitt.
d. Centralkomm. N. F. 19, 21.
10 ) Beispiele aus Phönikien bei Renan,
mission p. 92.
11 ) Suet. Cal. 18 minio et chrysocollä
constrato circo.