Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäoiogie. 1. Denkmälerkunde. 
alle duldet. 1 2 ) Die zweite und dritte Voraussetzung bedingen die Eigenart 
der Frescomalerei. Ihre Farbenskala ist nicht sehr gross, weil man nur 
Lasurfarben nachträglich in Tempera auftragen konnte. 6 ) Der Maler 
musste rasch arbeiten, damit der Verputz nicht trocknete, und seiner Hand 
sicher sein, weil Korrekturen so in die Augen sprangen, dass sie jetzt 
noch wahrnehmbar sind. 3 ) Daher gab es eine eigene Klasse von Wand 
malern. 4 ) Zu grossen Kartons, auf denen der Maler vorher seine Ideen 
in ganzer Grösse hätte anlegen können, fehlte das geeignete Material. Der 
Frescomaler des Altertums musste auf einer Holztafel oder einem Perga 
mentblatt einen kleinen Entwurf aufzeichnen und diesen dann vergrössert 
auf die Wand übertragen, wozu sich die Ägypter eines Quadratnetzes be 
dienten; dieselben legten auch die Konturen rasch mit Rötel an. 5 ) Mancher 
macht sich die Arbeit bequemer, indem er auf seiner Staffelei al fresco 
malte, worauf geschickte Tüncher das fertige Stück in die Wand ein 
fügten. 6 ) 
Litteratur: Mauerformen: Blümner, Technologie 3, 136 ff.; Reliefs: Th. Schrei 
ber, über die Wiener Brunnenreliefs aus Palazzo Grimani, Lpg. 1888; Malereien: G. 
Hermann, de veterum Graecorum pictura parietum, Lpg. 1834; A. de Champeaux, hist, de 
la peinture decorative, Paris 1890, mit 73 Abb.; über die Technik Litteraturverz. bei 
Blümner, Technol. 4, 430 A. 7; dazu Wiegmann, die Malerei der Alten in ihrer Anw. auf 
die Technik, insbes. auf die Dekorationsmalerei, Hann. 1836; Schafhäutl, über pompej. 
Malerei, Allg. Ztg. 1845; Donner bei Helbig, Wandgemälde, Lpg. 1868 S. I-CXXV1I (auch 
separat: Die erhaltenen ant. Wandmalereien in teclin. Beziehung); E. Berger, Beiträge z. 
Entwickelungsgesch. d. Maltechnik, München 1893. Letzterer nimmt Wachsmalerei an; 
wir kommen auf die Frage in Kap. X. zurück. 
276. Der Fussboden bestand zu Anfang aus festgestampfter Erde, 
auf die etwa Matten und Teppiche gelegt wurden. Dem Maueranstrich 
trat mit der Zeit der Bodenanstrich gegenüber, welcher einfärbig weiss 
oder rot 7 ) sein oder farbige Ornamente empfangen konnte. 8 ) Durch Sym 
metrie dagegen wirkt die ährenförmige Anordnung der Ziegel in spitzem 
Winkel (opus spicatum), welche dem Mittelalter die Römer gelehrt haben. 9 ) 
An diesen schliessen sich die in Mörtel eingebetteten Kiesel (S. 303) oder 
Ziegelbrocken (opus Signinum, S. 281), welche die Abnützung hintanhalten 
sollen, an. Der Steinbelag geht wohl von den unter freiem Himmel be 
findlichen Tennen, Traubenpressen 10 ) und Tanzplätzen aus, dringt zunächst 
in die Badezimmer und die hypäthralen Räume ein und entwickelt sich 
vermöge der Polychromie zum opus Alexandrinum und dem Mosaikfuss- 
boden, über welchen schon in § 258 gehandelt ist. Diese Technik dürfte 
zuweilen auf den Schein imitiert worden sein. 11 ) 
Litteratur: Blümner, Technologie 3, 160 ff. 
277. Für die Decke (den Plafond), deren Anlage statische Gründe 
J ) Plin. 35, 49. 
2 ) Für purpurissum bezeugt von Plin. 
35, 45? 
3 ) In Tiryns und Pompeji): Donner, (s. 
Litt.) S. XXIV f. 
4 ) Toi/oy^acpog, pictor parietcirius. 
5 ) Prisse d’Avennes, Text S. 123; Lep- 
sius, Denkm. II T. 65. 
6 ) Donner S. LXIY ff. 
7 ) Z. B. in Felsengräbern, auf Aigina 
| (rot) und wahrscheinlich auch in sicilischen 
Tempeln. 
8 ) Palast von Tiryns. 
9 ) Deutsche Bauztg. 1885 S. 70 ff.; Mitt. 
d. Centralkomm. N. F. 19, 21. 
10 ) Beispiele aus Phönikien bei Renan, 
mission p. 92. 
11 ) Suet. Cal. 18 minio et chrysocollä 
constrato circo.
	        
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