Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
dürften verschiedene Denkmäler der Kaiserzeit ihrem Erbauer bezeugen, 
dass er auch für den landschaftlichen Rahmen ein offenes Auge gehabt 
habe. Wer das Denkmal des Philopappos, die athenische Hadriansstadt, 
Diokletians Palast und die Stätte der byzantinischen Kaiserburg gesehen 
hat, wird uns verstehen; die malerische Anlage lykischer Grabmonumente 
hat der englische Landschafter William Müller würdigen gelehrt. 1 2 ) 
275. Der Innenbau hat grösstenteils die gleichen Grundgesetze wie 
der Aussenbau; allein er muss auch den Bequemlichkeitsansprüchen ge 
nügen und kann viel reicheren Schmuck als jener erhalten, weil die schäd 
lichen Einflüsse des Wetters hier in Wegfall kommen. Über die antike 
Zimmereinrichtung ist das vorhandene Material kaum lückenlos; jedenfalls 
dürfen wir aus den jetzigen Verhältnissen des Südens und Ostens schliessen, 
dass man die Räume wenig mit Möbeln füllte, dafür aber jene selbst desto 
schöner gestaltete. Die besterhaltene Zimmerdekoration dürfte zur Zeit 
in dem pompejanischen „Hause der Königin Margherita“ zu finden sein. 
Um mit der Zimmerwand zu beginnen, so muss man beachten, dass 
sie von hohen Möbeln ziemlich frei war und der Öfen oder Kamine ent 
behrte. a ) Wohl aber zogen sich häufig hölzerne Regale herum. 3 ) Unter 
den an Nägeln aufgehängten Gegenständen verdienen die Gefässe Auf 
merksamkeit, die man an den Henkeln oder mittelst durchgebohrter Löcher 
anbrachte. 4 ) Von den Schilden, welche kriegerische Männer gerne in 
ihrer Nähe wussten, ist schon gesprochen worden. 5 * ) Von beiden leitet 
sich der kreisrunde Wandschmuck in Farbe, farbigem Stoff oder Relief 
ab. Der äusserste Ausläufer dieser Gewohnheit sind die mehrfach erhal 
tenen Amazonenschilde (Peiten) aus Marmor. 0 ) Am reichsten waren ge 
wiss die Tempelwände behängt, weil die Verwalter die Kränze und viele 
andere W r eihgeschenke nicht anders unterzubringen wussten. 7 ) 
Die eigentliche Verzierung der Wand an sich beginnt mit dem ein 
fachen Verputz (S. 300) und mit geflochtenen Matten, welche die Lehm 
wände verhüllen. An deren Stelle treten bei den Reichen die Wand 
teppiche oder Gobelins (S. 171 f.). Da^ Material für sich allein kann durch 
geschickte, symmetrische Anordnung einen gefälligen Eindruck machen. 
Im Stein hat der Quaderbau mit seinen verschiedenen Arten (S. 285 f.) Be 
deutung, sodann das opus reticulatum mit netzartig sich kreuzenden Steinen. 8 ) 
Letzteres kommt im Backsteinbau selten vor. 9 ) Ausnahmsweise erfahren 
Quadern durch farbigen Eugenstrich eine Hervorhebung, z. B. am Hone 
haus bei Robern (Baden). 10 ) Die Kunst greift zuerst mit Wandreliefs ein, 
welche bei den Ägyptern häufig vorkamen und nach der Gründung Ale 
xandriens von dort sich weiter verbreiteten. Aus Bequemlichkeit sind 
diese Reliefplatten für sich gearbeitet und dann eingesetzt worden; nur 
’) Muther, Gesch. d. Malerei im 19. 
Jahrh. 2, 315 f. 
2 ) Doch in phrygischen Gräbern: Jhst. 
10,176 f. m. Abb. 
3 ) Öfter in Pompeji (z. B. Casa diMeleagro). 
4 ) Wie z. B. die Phineusschale und zahl 
reiche Vasen der Akropolis; in rotfigurigen 
Yasenbildern öfters abgebildet. 
5 ) Sittl, Jahrb. 2, 190. 
6 ) Benndorf und Schöne, Lateran S. 90. 
7 ) Die delischen Inventare (Bch. 6, 107) 
geben darüber Aufschluss. 
8 ) Z. B. an einer Wasserleitung von 
Lyon und Ruinen von Autun. 
9 ) Nissen, pompej. Studien S. 59 f. 
10 ) Golden in Kyzikos: Plin. 36, 98.
	        
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