Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VIII. Die Baukunst nach Material und Technik. (§ 269.) 
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nistischen Baumeister auf das Privathaus übertrugen, 1 ) führt bei den Römern 
den Namen Basilica. 
Wir brauchen nicht zu sagen, dass das Material die Erscheinung des 
Daches wesentlich beeinflusst. Über dem gewöhnlichen Ziegel steht der 
Marmorziegel (S. 296); für den schönsten scheint der Bronzeziegel zu 
gelten, 2 ) welcher auf dem Kapitol sogar vergoldet wurde. Schönheit 
zeichnete dagegen das später in die Mode kommende Bleidach (S. 202) 
nicht eben aus, gar nicht zu re^en von dem Strohdach, welches nach 
alten Zeugnissen 3 ) und der Etymologie (cuhnus, culmen) einst in Italien 
vorherrschte und in der Kaiserzeit noch den westlichen Provinzen eigen 
war, 4 ) wo es mit dem ebenso bescheidenen Schindeldach abwechselte. 5 ) 
Litteratur: Vitr. VI 3; über die Ausgüsse Dörpfeld etc., Terrakotten S. 20; Da- 
remberg-Saglio, dict. s. v. aquae; Hypätbraltempel: K. Fr. Hermann, die H. des Altertums, 
Göttingen 1844; C. Bötticher, der H., Potsdam 1847 u. A. 
269. Die Wand an sich hat verschiedene konstruktive Erscheinungs 
formen: einfach senkrecht, in Trapezform schräg vorspringend (Ägypten), 
durch Strebepfeiler verstärkt (häufig in Babylonien), unten geböscht (was 
sich für Festungsmauern sehr gut eignet). Ihre Fläche wird durch Fenster 
öffnungen durchbrochen, die aber, wie gesagt, im antiken Bau keine sehr 
bedeutende Rolle spielen, oder, was die Architekten der Kaiserzeit bevor 
zugen, durch viereckige oder halbrunde Nischen abwechslungsreich ge 
gliedert. Diese Nischen, welche der Innenwand wie der Aussenwand zu 
kommen, haben nur dann einen rechten Sinn, wenn sie etwas aufnehmen; 
in der That wissen wir von den grossen Kaiserbauten und anderen Ge 
bäuden, dass Statuen in den Nischen standen. Die Nischen selbst waren 
manchmal mit Mosaik und Muscheln ausgelegt 6 ) oder sonst reich verziert. 7 ) 
Mit der Plastik standen die Konsolen ebenfalls in Zusammenhang, welche 
jetzt an der FaQade römischer Gebäude, ohne etwas zu tragen oder einen 
Balken zu markieren, erscheinen. Dieselben dürften jedoch häufig Figuren 
getragen haben 8 ) oder sie hoben die früher erwähnten Masken (S. 326) 
weiter aus der Wandfläche heraus. 9 ) Andererseits stehen sie mit den 
gleich zu besprechenden Fa<jadensäulen und -Pfeilern in Zusammenhang, 
indem sie solche stützen (wie an der goldenen Pforte zu Spalato) 10 ) oder 
umgekehrt deren Kapitelle Konsolen vertreten (Amphitheater von Pola). 
Die äusseren Kanten der Fa<jade erfahren hin und wieder eine künstle 
rische Behandlung, z. B. werden sie durch Anfügung stabartiger Säulchen 
x ) Oeci Aegijptii: Vitr. 6, 5, 8, vgl. auch 
6, 8, 2. 
2 ) Am Pantheon; /(dxoareyig in der 
Appendix Probi. 
3 ) Orbilms bei Suet. gramm. 9; Biba- 
culus bei dems. c. 11; Vitr. 2, 1, 5; Vergib 
Aen. 7, 512; Ovid. am. 2, 9, 18; Sen. ep. 19; 
in Bithynien Galen. XVIII a 518 Kühn ; 
ebenso in Sardes Herod. 5, 101. 
4 ) Plin. 16, 156. 
5 ) In Gallien und Spanien Vitr. 2, 1, 4; 
in Rom bis zum Pyrrhuskriege nach Corne 
lius Nepos bei Plin. 16, 37 (vgl. allerdings 
Nissen, pompej. Studien S. 23 f.); ländlich 
Pallad. 1, 22. 
6 ) S. 302; in Pompeji und Bajae (AA. 
22, 167). 
7 ) Bartoli, sepolcri T. 7. 8. 15. 40; Cam- 
pana, due sepolcri T. 10. 
8 ) Abgebildet in einem Wandgemälde 
MB. 9, 4. 
9 ) Geflügelte Köpfe an Konsolen in Spa 
lato: Abb. Adamy, Architektur der altchristl. 
Zeit S. 43. 
lü ) Abb. bei Adamy a. O. S. 43,
	        
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