Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VIII. Die Baukunst nach Material und Technik. (§ 268.) 
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setztes Dreieck. Dadurch, dass man diese Auffassung kenntlich machte, 
entstand das Giebelfeld (Tympanon oder aexa^ict, weil es mit einem 
schwebenden Adler verglichen wurde). Pindar glaubte den ältesten Tempel 
mit Giebelfeld in Korinth gesehen zu haben,*) eine Ansicht, die sich durch 
die Gräber von Benihassan und das assyrische Tempelbild erledigt. Jene 
Gräber zeigen auch, dass das Giebelfeld nicht ausschliesslich oder ursprüng 
lich den Tempeln zukommt und das es ein Missbrauch ist, wenn man zu 
sagen pflegt, die monumentalen Gräber von Lykien, Rhodos, Kyrene, 
Petra, Etrurien (Felsengräber von Sovana, Norchia und Castel d'Asso) 
oder das Grab des Bibulus in Rom * 2 * ) hätten eine „Teinpelfacjade“. Der 
Der einfachste Schmuck des Giebelfeldes (ivvusTia)*) ist ein in der Mitte 
angebrachter Schild im Original oder Reliefbild 4 ) oder überhaupt irgend 
eine Verzierung des Mittelpunktes, mag sie nun in einem Ornament, In 
signien, einem Tier (z. B. ein Adler, der auf den Namen anspielt) oder 
einem menschlichen Kopf bestehen. 5 ) Die bemalten Giebelreliefs, welche den 
ganzen Giebel füllen, sind bisher nur an archaischen Bauwerken Griechen 
lands (Tempeln der Akropolis und dem megarischen Schatzhause in Olym 
pia) nachgewiesen. Daraus entwickeln sich die frei gearbeiteten Giebel 
gruppen, welche sich für den entfernter stehenden Beschauer wenig von 
den Reliefs unterscheiden, nur dass sie sorgfältiger gearbeitet sind; wie 
jene heben sie sich von einem dunkelblauen oder roten Hintergründe deut 
lich ab (S. 300). Die dreieckige Gestalt des Raumes nötigt die Figuren 
in verschiedenen Stellungen einzufügen, so dass von der übermenschlichen 
stehenden Figur des Mittelpunktes bis zu der liegenden in der Ecke die 
Kopflinie fast regelmässig absteigt; nur geschmacklosere Künstler wagen 
die Figuren etwas zu verkürzen. 6 ) Die Rückseite der Figuren wird selten 
(in Aigina) ganz fertig gearbeitet, sondern aus dem Rohen herausge 
hauen (Olympia und Tegea); da dies in der Werkstätte geschah, kam es 
vor, dass manche Figuren an Ort und Stelle erst eingepasst wurden, was 
an den beiden letztgenannten Orten wahrzunehmen ist. 7 ) Hin und wieder 
sicherten Standplatten die Stellung. 8 ) Das Giebelfeld war nicht der ein 
zige Teil, welcher Schmuck empfing. Die Giebelenden (axQcoT-rjQia) hatten 
eherne Becken und Dreifüsse zum Schmucke, z. B. an den Haupttempeln 
von Delphi und Olympia. 9 ) Von Figuren waren dort die fliegenden am 
Platze, also Niken (in Olympia, 10 ) wo die Basis himmelblau war und der 
0 Ol. 18, 21 (daraus Plin. n. h. 85, 152). 
2 ) Auch römisches Grab hei Chiusi A. 
1877 S. 81. 
8 ) CIA. IV S. 87, 297 b. 
4 ) An einem Tempel (?) auf Melos: Ross, 
Inselr. 8, 7; öfter in Abbildungen römischer 
Reliefs. 
5 ) Scheibe oder ähnliches: Münze von 
Delphi, Brit. Mus. T. 4, 22; Overbeck, Gal- 
lerie T. 2, 9. 8, 10; Schreiber, Relief bilder 
T. 108; Münze unter Septimius Severus, 
Brit. Mus. Pontus T. 5,6; Attribute: Schreiber 
a. 0. T. 89; ders. T. 94; Kupfermünze des 
illyrischen Apollonia, unter Julia Domna 
Brit. Mus. T. 28, 8, von Marcianopolis Brit. 
Mus., Thracia 30; Büste an den Propyläen 
des Appius in Eleusis; Schild zwischen zwei 
Niken, in Ilion: Imhoof, griech. Münzen 
T. 8, 3; Sonne ?, an der Bühne von Aspen- 
dos: Lanckoroäski I S. 115. 
6 ) Spuren finden sich in Lykien und 
Etrurien. 
7 ) Olympia: Jahrb. 4, 272 A. 7. 285. 
8 ) Oinomaos u. Hippodameia in Olympia. 
9 ) Delphi? Theopomp bei Athen. 6,231 f; 
Olympia: Paus. 5, 10,4; Parthenon?: Callim. 
fr. 112. — Palmetten? auf Münzen von 
Marcianopolis und Nikopolis (Brit. Mus. 
Thracia 30. 41). 
10 ) Paus. 5, 10, 4; an allen drei Enden,
	        
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