Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VIII. Die Baukunst nach Material und Technik. (§§ 247—248.) 281 
zweiten Jahrhundert n. Chr. so hohe Erfolge erzielten. Allerdings ist erst 
noch zu untersuchen, wie viel den Römern selbst zukommt, ob sie selbst 
den monumentalen Backsteinbau (wie am Amphitheatrum Castrense, dem so 
genannten Tempel des Deus rediculus in der Campagna und an anderen 
Orten) ausbildeten, ob sie auch die Technik noch weiter vervollkommneten. 
Die Dachanlage erforderte besondere Formen (Flach- und Deck- oder Hohl 
ziegel, tegulae und imbrices)0) die aber bereits den Griechen wohlbekannt 
waren; * 2 ) bei der Luftheizung kamen halb- oder viertelkreisförmige Ziegel 
zur Anwendung. Wir notieren dann beispielsweise, dass die Ziegel häufig 
eingeritzt wurden, damit der Mörtel besser haftete. Die Ziegelfabrikation 
wurde jedenfalls von den Römern so grossartig betrieben wie sonst nie, 
worüber die Ziegelstempel genügende Auskunft geben; ausser den Fabrik 
herrn, unter denen sich die besten Namen der Aristokratie finden, treten 
am häufigsten die Stempel von Truppenteilen auf, da die römischen Sol 
daten in Friedenszeiten zur Ziegelanfertigung herangezogen wurden. Um 
somehr fiel diesen auf, dass ihre germanischen Gegner Ziegel und Mörtel 
nicht kannten. 3 ) 
Litteratur: Chabat et Monmory (s. o.); Dörpfeld (s. S. 280); Masse von Ziegeln: 
aus Ägypten The domestic remains of anc. Egypt p. 16; Petrie, Nebesheh p. 18; Assyrien 
und Babylonien: Reber, Ztsch. f. Assyriol. 1, 146; Dieulafoy, l’art ant. de la Perse II S. 10; 
Tiryns: Schliemann S. 296; Vurvä: Ath. Mitt. 14,326; Ziegelstempel: aus Veleja CIL. 
I 777 ff., aus Rom CTL. VI. Abt. 6 (in Vorbereitung), vgl. vorläufig H. Dressel, Unters, über 
die Chronologie der Ziegelstempel der Gens Domitia, Berlin 1886; A. Geffroy, marques 
de briques rom., Paris 1880; B. epigr. 1883 Mars-Avr.; G. Wolff, Archiv f. Frankfurts 
Gesch. 3. F. III 212 ff. m. 6 T. (Ziegel von Höchst a. M.); über Versetzmarken siehe 
zu § 254. 
Eigentümliche Spielarten des Backsteinbaus sind sekundär, d. h. aus 
gebranntem Thon, der ursprünglich andere Verwendung hatte, hergestellt. 
Amphoren, mit Erde angefüllt, dienten in der Zeit des Augustus zur Auf 
füllung des Bodens (in Pola) und selbst zur Errichtung sehr starker Mauern 
(in Karthago). Aus Brocken von Ziegelsteinen wurde das opus signinum 
hergestellt; in dieser Manier sind in Pompeji Gehwege gepflastert. 4 ) 
248. Da der Backsteinbau unbedingt ein Bindemittel erfordert, 
müssen wir schon hier darauf eingehen. Die Babylonier verwendeten natür 
lich jederzeit den einheimischen Asphalt, 5 ) wie die auf vulkanischem Boden 
wohnenden Italer die treffliche Puzzolanerde. An anderen Orten musste 
man künstlichen Mörtel her stellen. Dass eine Mischung von Kalk und Sand 
die Ziegel fest verbinde, war schon früh bekannt. 6 ) An den römischen 
Bauten bewundern die Sachverständigen den ausgezeichneten Mörtel, zu 
*) Hefeer, Westerndorf S. 66. 
2 ) Dörpfeld etc., Verwendung von Terra 
kotten S. 16 ff.; angeblicbe imbrices sind von 
C. Robert, Ecp. 1893, 247 als ovoi oder 
enirrjTQa nachgewiesen, welche die Frauen 
beim Weben auf den Knieen hatten. 
3 ) Tac. Germ. 16. 
4 ) Offenbar auch in Alexandrien (rudere 
Bell. Alex. 1, 3); Ziegelschutt scheint schon 
in der Zeit Nabuchodonosors zum Aufschüt 
ten verwendet worden zu sein (Ztsch. f. As 
syriol. 1, 42). Vgl. auch Mitt. d. k. k. Cen 
tralkomm. N. F. 17, 137. 
5 ) Herod. 1, 179; Strab. 16, 1, 15; Diod. 
2, 7, 4; Genesis 11, 3; Zosim. 3, 17 a. E.; in 
der Ruine El-Mugheir (Ur) und an den Strebe 
pfeilern der Buwarieh in Warka; unter dem 
Islam: Archaeologia XIV T. 10, 1; in späte 
rer Zeit wurde daneben allerdings Mörtel 
verwendet (Zosim. a. 0.); Kalk und Asche in 
einigen Überresten von Mugheir. 
6 ) In Vurvä (Athen. Mitt. 14, 326). Vgl. 
Theophr. lap. 66. 67; Thuc. 1,93,5; Arrian. 
An. 2, 21, 4.
	        
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