Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
fest gestampft wird. 1 ) Lehmmauern bedürfen übrigens stets einer Bedachung, 
die sie gegen die Feuchtigkeit schützt, zum mindestens einer Reisigdecke, 
wie die Gartenmauern des Peloponnes. 
Litteratur: über Lehmbau bei den Griechen Dörpfeld, Hist. u. philol. Aufsätze 
E. Curtius gewidmet, Berlin 1884 S. 187 ff.; Marsh, Am. J. 1, 46 ff. 
247. Lehmwände mögen nach ihrer Errichtung manchmal durch Feuer 
äusserlich gehärtet worden sein; für Assyrien wird dies wegen der Ober 
flächlichkeit der Glasur angenommen. 2 ) Schon an dem ältesten Palaste 
Babyloniens sind gebrannte Lehmziegel (Backsteine) verwendet und die 
Griechen führen die Backsteinhäuser gar bis auf Prometheus oder Kinyras 
zurück. 3 ) Im Euphratlande ist die Ziegelarchitektur für alle Zeiten be 
gründet worden. Die Ziegelbrennerei wurde wegen der Häufigkeit der 
Staatsbauten in weitem Umfange verstaatlicht; diese Ziegel pflegten daher 
mit dem Namen des Herrschers oder des Beamten bezeichnet zu werden (so 
in Babylonien, Assyrien und Pergamon. 4 ) Daher haben sie an orientali 
schen und älteren griechischen Bauten augenscheinlich festgesetzte Masse. 
Die Grösse übersteigt in Olympia und Gela oft die bei uns übliche weit, 
z. B. gibt es Ziegel von 1,20 Meter Länge. 5 ) Manche Formen trugen 
ihren Namen von den Ursprungsorten. 6 ) Da die Griechen den Stein weit 
höher schätzten, tritt bei ihnen der Ziegelbau zurück, was zur Folge hat, 
dass man jetzt Ziegelruinen kurzweg den Römern zuzuschreiben pflegt. 
Allein das griechische Privathaus baute man seit alter Zeit aus Ziegeln in 
Verbindung mit Holz, wobei die Wände gewöhnlich aus Luftziegeln, das 
Dach aus Backsteinen bestanden zu haben scheint, während der Stein 
höchstens ein Accessorium war. 7 ) Daher kann es nicht auffallen, dass 
auch mehrere Tempel und öffentliche Gebäude aus Luftziegeln oder Back 
steinen erbaut wurden, zumal in den marmorarmen Gegenden. 8 ) Von den 
Baumeistern der alexandrinischen Zeit 9 ) dürften die Römer die kunst- 
mässige Behandlung des Ziegelbaues gelernt haben, worin sie seit dem 
0 Plin. 85, 169; noch von Maimonides 
erwähnt (Tr. bibl. arch. 8, 409). 
2 ) Semper, kleine Schriften S. 289 f. 
3 ) Aesch. Prom. 452; Gellius bei Plin. 
7, 195. 
4 ) In Assyrien stand das Ziegelbrennen 
unter einem Beamten (Rawlinson, monarch. 
II 81, 88a). 
5 ) In Selinus; bei der Anlage von Bag 
dad wurden ellenlange Ziegel verwendet 
(Kremer, Kulturgesch. des Orients 2, 48). 
6 ) Eine Inschrift des Nabopolassar spricht 
von der Ziegelbereitung nach Art der Kassier 
(Ztsch. f. Assyriol. 4, 109); die zu Vitruvs Zeit 
gebräuchliche Ziegelform (l l /a : 1') heisst ly- 
disch (2, 8, 8; Plin. n. h. 35, 171); er nennt 
ausserdem noch zwei Arten: nevradwQov für 
die öffentlichen, reTQcc&toQov für die Privat 
hauten der Griechen. 
7 ) Holz und zweierlei Ziegel: Xenoph. 
mem. 3, 1, 7; Aristot. part. anim. 1,5 p. 644 a 
34; Plut. conv. sept. sap. 12 p. 155b, vgl. 
Aesch. Prom. 450 ff.; Galen. V p. 890, 11; 
Wand: Demosthenes hei Plut. Dem. 11; Plin. 
35, 172; Dach: Aristoph. Kwxcchog 5 M. 
(329 K.); Vesp. 206; Anthol. 2, 71, 3; Galen, 
de artic. 3, 23; vgl. auch Plin. 7, 194 (Zie 
gelhau von Euryalos und Hyperhios in Athen 
erfunden); Straß. 8, 375. Stein: Xen.u. Galen. 
а. O. Die steinernen Häuser von Rhodos 
waren etwas ungewöhnliches: Diod. 19, 45,7. 
8 ) Heiligtümer aus Luftziegeln: P. 5, 5, 
б. 10, 4, 4. 35, 10; aus Backsteinen der alte 
Apollotempel in Megara (P. 1, 42, 5) und der 
Persephones in Argos, sowie der Kern des 
Heraions und Philippeions in Olympia; Ziegel 
hauten in Sparta (Vitr. 2, 8, 9); die Cella 
in einem Tempel von Patrai (Vitr. das.); 
Ziegeldach an Tempeln: Xen. Hell. 6, 5, 9 ; 
Strab. 14, 1, 23, ebenso in Elateia; Mauer in 
Arretium: Vitr. 2, 8, 9; Plin. 35, 173. 
9 ) In diese gehört sicher das Priester 
haus zu Tralles (Vitr. 2, 8, 9); Hephaistions 
Grab mag von dem Orte (Babylon) beein 
flusst sein (Diod. 17, 115).
	        
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