Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VII. Die kunstgewerbl. Arbeiten nach Form u. Verzierung. (§ 234.) 261 
natürlich die Küchenausstattung viel reichhaltiger. ] ) Löffel und besonders 
Gabeln waren in sehr beschränktem Gebrauche und daher Gegenstand des 
Kunsthandwerkes, * 2 ) wogegen dem gewöhnlichen Arbeiter die mit 5—8 
Krallen versehenen Fleischgabeln (xQsayQcu, nsfinwßoXa) zufielen. 
Litteratur: Wieseler, über den delph. Dreifuss, Abh. d. Gott. Ges. XV (1871) mit 
1 T.; M. Greg. I 12, 5. 14, 1. 15, 9; zwei schöne gleichartige Stücke im Museo Gregoriano 
und in Speier; vgl. M. Greg. 83; xQeayQtu: Helbig, das hom. Epos S. 353 11. mit Abb.; Mus. 
Greg. I T. 65. 
234. Dies dürften die Hauptarten der Gefässe sein, über welche wir 
jetzt noch einige allgemeine Bemerkungen beifügen wollen. Die Gefässe 
werden auch im Kleinen zum Spiele für die Kinder hergestellt, 3 ) 'denen 
deshalb Kindergefässe in das Grab folgen. 4 ) Die Grundformen haben 
sich teilweise bis jetzt erhalten (z. B. die Amphora in Teilen Italiens, in 
Griechenland und Spanien, die breite Glasflasche in Griechenland), indes 
die Einzelheiten unterschieden sich nach den Fabriken. Daher die schon 
S. 254 erwähnten Ursprungsnamen, wozu die seltsame Anekdote passt, 
Lysippos habe für das Stadtgebilde einer Königslaune neue Gefässformen 
für den auszuführenden Wein ersinnen müssen. 5 ) Als auch die Hand 
werker Gelehrte sein wollten, zeigten sie ihre Belesenheit unter anderem 
durch Modellierung von Nestors Becher. 6 ) 
Phantasie und Humor haben die Grundformen um seltsame Stücke 
bereichert. Bereits die alten Ägypter und ihre syrischen Nachbarn schufen 
Gefässe in Gestalt von Menschen und noch häufiger von Tieren oder Tier 
köpfen (z.B. Ochsenköpfen); 7 ) der dickbäuchige Gott Besä gab eine Schmink 
büchse ab, eine gebundene Gazelle ein Salbennäpfchen. Daher begleiten 
ähnliche Gebilde die orientalisierende Kultur. 8 ) In Alba Longa schon 
findet sich die jederzeit beliebte Form des Schiffes (axarog, axauov^ xvgßi'ov, 
cymbium ; scaphium ; gaulus). In der Blütezeit des griechischen Kunsthand 
werks häufen sich die hübschen Tierformen z. B. Schwan, Ente, Elephant, 9 ) 
aber auch Statuetten und besonders Büsten oder Doppelbüsten. 10 ) Eine 
andere Gruppe umfasst sozusagen Stillleben: Eicheln, 11 ) Mandeln, Muscheln, 12 ) 
Astragaloi 13 ) u. dgl. Die modernen Fälscher haben übrigens die alten 
] ) MB. 5, 58. 59. 
2 ) Silberne Gabel Boom. 1874 T. 9 = 
Schreiber, kulturliist. Atlas T. 77, 10; schöne 
Löffel: MB. 10, 46: Bch. 6, 353 ff.; Jahresber. 
d. hist. Vereins in Speier II T. 5, 8. 
3 ) Abgeb. in einem pompejanischen Bilde 
MB. 11, 55, 13. 
4 ) Ga. 4, 55. 
5 ) Athen. 11, 465 c. 
6 ) Athen. 11, 781 d. 
7 ) Birch, ancient pottery Nr. 23. 25 p. 
54;, goldener Ochsenkopf bei den Kefa: 
Perrot hist. III S. 751. 
8 ) Z. B. Tier aus Cypern Cesxola-Stern 
T. 15, Ochsenkopf aus Thon: Cypern, J. of 
cypr. studies 1880 T. 1 F. 163; Megara Hy- 
blaia Mon. med. I Sp. 808 m. Abb.; alter 
tümliche Silene als Salbfläschchen: Berl. 
Terr. 1332. 1333. 3954; in Etrurien kleine 
Gefässe in Form einer sitzenden Frau oder 
einer Frauenbüste, z. B. Micali, mon. ined. 
4, 2—5; Büsten von Bronzeblech aus Vulci 
(oft abgeb.) und Welikij-Duki, Gouv. Pskow 
(Mitt. d. anthrop. Ges. in Wien V Fig. 83). 
9 ) Pollux 6, 95 ff.; z. B. ßo/ußvXtog, eXe- 
cpag (missverstanden in der Vase Hope 10 
= Durand 1332), Schwan (B. 1867 S. 81), 
nsXcxQyog, ngioTog, TQaysXacpog; silberne Del 
phine aus dem Nachlass des Attalos Plin. 
33, 147 (nach Urlichs Tische), mehrere Tier 
formen bei Janssen, terrae. T. 10. 
10 ) Z. B. Doppelbüsten: de Witte, A. 1858 
p. 84 f. m. T. EF; AZ. 5 T. 8, 1- 2. 
n ) Heydemann, Pariser Antiken S. 58; 
z. B. aus Kleonai in Athen B. 1868 S. 165. 
12 ) Marmorgefäss in Athen; doppelte 
Muschel schon in Tiryns (Schliemann S. 
75 f.). 
13 ) Hervorragend schönes Gefäss aus
	        
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