Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
ist, um angesteckt zu werden. Der Palstab (vom altnordischen päll 
Spaten, Hacke) gleicht einem kurzen dicken Meissei oder Stemmeisen und 
ist mit der keilförmig zulaufenden Seite in einen Schaft eingefügt. Die 
Hammeraxt ist nach vorn zugespitzt und hat ein Stielloch, das zwischen 
scharf ausgearbeiteten Ecken liegt. Bronzene Beile mit zwei Ösen scheinen 
Westeuropa eigentümlich. 1 ) Die Beile mit gekrümmter Schneide sind ihrem 
Ursprünge nach ägyptisch. 2 ) Das Doppelbeil scheint eine asiatische Waffe 
zu sein, ohne dass es die Europäer verschmäht hätten. 3 ) 
Litteratur: H. Schreiber, die ehernen Streitkeile zumal in Deutschland, Freiburg 
1842; W. Osborne, das Beil u. seine typischen Formen in der vorhistorischen Zeit, Dresden 
1887 f. m. 19 T. Aus Moscardi’s Museum (T. 9) wurden bronzene Celte als Katapultenstücke 
veröffentlicht. 
Seltenere Waffen sind die Streithämmer, 4 ) die bronzenen Morgen 
sterne 5 ) und gar die ostafrikanischen Wurf eisen, welche im Altertum nur 
durch ägyptische Abbildungen belegt sind. 6 ) 
Die Lanze hat mit dem Schwerte in der Blattform 7 ) Verwandschaft, 
doch weicht diese in der Kaiserzeit fast ganz der kantigen. Bei den 
Etrusken finden sich manche Eigentümlichkeiten. Die Entwicklung der 
Pfeilspitzen 8 ) verläuft parallel. 
229. Besseren Anlass zu reichem Schmucke ergaben die Schutzwaffen. 
Den Schild schmücken als technische Ornamente die konzentrisch ange 
ordneten Nägel oder Buckel und der die Mitte verstärkende Schildbuckel, 
welcher den Träger wappenmässig kennzeichnet und meist zugleich die 
Feinde schreckt oder verhöhnt. 9 ) Über die Schildzeichen geben die Vasen 
bilder und die Dichter 16 ) genügenden Aufschluss. Ausgehend von jenen 
konzentrischen Nägelreihen, teilte man das Rund des Schildes in konzen 
trische Kreise, welche zur Zeit orientalischen Geschmackes mit Tierreihen 
oder anderen Figuren ausgefüllt wurden. Der pseudohesiodische Schild 
liegt noch innerhalb der Grenzen der Möglichkeit, der homerische aber 
bereits jenseits. Die erhaltenen Schilde sind zumeist Wandzierden oder 
Votivstücke, daher aus Blech mit Holzunterlage gearbeitet. Nach Ab 
bildungen trugen manche Schilde an der Innenseite Malereien. 11 ) 
Litteratur: Hübner, Arch.-epigr. Mitt. 2, 105 ff. vgl. CIL. VII 495 (Schildbuckeln); 
G. H. Fuchs, de ratione quam veteres artifices, inprimis vasorum pictores in clipeis ima- 
ginibus exornandis adkibuerint, Göttingen 1852; Massieu, degli scudi votivi 1748. 
] ) Am häufigsten in Andalusien, dann 
Portugal (Anthr. Corresp. 1882 S. 35), Eng 
land und Irland (Evans, the ancient bronze 
implements, London 1881 Fig. 86 — 88. 92. 
106 f.); seltener in Frankreich: Evans a. 0. 
S. 96. 105. 
2 ) Max Müller, Asien u. Europa S. 9. 
s ) Z. B. war die lipennis nach Silius 
(4, 15) römische Waffe im zweiten punischen 
Kriege. 
4 ) Viele von Stein in den nordischen 
Museen: Worsaae S. 13 Nr. 38. 14 Nr. 45, 
in Bronze S. 25 Nr. 104 f. 26 Nr. 106 ff.; ab 
gebildet am Hünengrab von Merseburg, Anthr. 
Corr. 1881 S. 51. 
5 ) Mehrere in Steiermark gefunden, jetzt 
in Graz. 
6 ) Max Müller, Asien u. Europa S. 6 
m. Abb. 
7 ) Z. B. unter Ptolemaios Euergetes: 
Brit. Mus. Ptolem. T. 17, 1. 2. 
8 ) Über eine eigentümliche Form Löschcke, 
AZ. 34, 109 A. 3. 
9 ) O. Jahn, Ber. d. sächs. Ges. 1855 S. 
57 f. 63 f.; Hübner, Arch.-ep. Mitt. 2, 105 ff. 
T. 6. 
10 ) Z. B. ausser Homer Stesichoros 70; 
Aischylos, Sieben 525; Vergil Aen. 7, 789 ff. 
n ) Gigantenvasen aus Melos M. grecs 
1875 T. 1 und Tanagra ’Ecp. ag%. 1883 T. 7 
(dazu Tsuntas Sp. 174, 1).
	        
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