Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§§ 210—211.) 213 
geschirr besessen. 1 ) An letzterem fanden die Griechen seit den beute 
reichen Perserkriegen Gefallen, aber erst in den drei letzten Jahrhunderten 
v. Chr. ist es das Kennzeichen eines wohlhabenden Hauses und bei den 
Griechen, * 2 3 ) wie auch bei den südlichen Galliern 4 ) und den Etruskern 5 ) in 
Masse vorhanden. Der Günstling eines syrischen Königs lässt bei einem 
Festzuge tausend Trägerlasten schweren Silberzeuges paradieren. 6 ) In 
Rom, wo ehedem nur ein silbernes Salzfass und ein Opferschälchen auf 
den Tisch gekommen waren und der ganze Senat angeblich nur eine Tafel 
garnitur besessen, wurde der Luxus auf die Spitze getrieben. Bis zum 
Nachttopf 7 ) herab war alles von Silber, doch verband sich mit der Wert 
schätzung des blossen Metalles die Sammelleidenschaft für getriebene 
Arbeiten, worüber später. 8 ) Die Inschriften und Schriftquellen genügen, 
um einige Hauptorte der Silberarbeit nachzuweisen. Während der früheren 
Zeiten treten Phönizien und Karthago, 9 ) Iberien 10 ) und Etrurien 11 ) beson 
ders hervor, während der Diadochenperiode ausser den Residenzen La- 
konien 12 ) und dann Rom. 13 ) Die Silb erarbeit er haben schon damals ihre Fa 
brikmarken gehabt. 14 ) Silbergeschirre sind verhältnismässig zahlreich noch 
erhalten, zumeist in grösserer Zahl vereinigt (S. 26). An jene Vorliebe der 
Römer knüpft der Brauch an, die kirchlichen Geräte so viel als möglich 
aus Silber anzufertigen, was sich schon für die vordiokletianische Zeit 
nachweisen lässt; damals mehrten sich auch die silbernen Lampen, 15 ) welche 
der Orient noch jetzt liebt. Auch der silberne Schmuck, welcher freilich 
bei den Spaniern seit uralter Zeit vorkam 16 ) und sonst hin und wieder den 
Toten beigegeben wurde, 17 ) nimmt in der spätrömischen Zeit auffallend zu. 
Litteratur: A. Deloume, les manieurs d’argent ä Rome jusqu’ä Lempire, 2. Ausg. 
Paris 1891; Blümner 4, 802 ff. 
211. Die Weichheit der edlen Metalle wirkte mit ihrer Kostbarkeit 
dahin zusammen, dass die Arbeiter den wertvolleren Stoff mit einem 
anderen vermengten (legierten) oder nur die Aussenseite aus dem ersteren 
herstellten. Für Legierungen ist das Gold schon deshalb sehr geeignet, 
weil es dadurch die verschiedensten Nuancen zwischen Rötlich und Weiss- 
lich erhält, wodurch es für die unten zu besprechende Metallpolychromie 
Wichtigkeit bekommt; doch haben die antiken Juweliere das Feingold viel 
] ) Barucli 1, 8 unter Sedekias. 
2 ) Pind. N. 9, 119 ff.; Ion epigr. 2, 2. 
8 ) Ausser der 4. Verrina vgl. Phylarchos 
bei Athen. 4, 142a (d); Polyb. 81, 8, 16; Val. 
Max. 4, 8, 7; PL 88, 142.148.149; Plaut. Aul. 
2,4, 64. Pseud. 1, 2, 29. Lucius Scipio bringt 
aus Kleinasien 1400 Pfund „argenti caelati“ 
(PL 38, 148); Erbschaft des Attalos Pl. 33, 
149. 
4 ) Liv. 36, 40 (J. 191 v. Chr.). 
5 ) Ath. 4, 153 d; Diod. 5, 40. 
6 ) Polyb. 31, 3, 16. 
7 ) Petron. 27; von Clemens im Paida- 
gogos getadelt. Spiegel: z. B. Acta Pauli et 
Theclae 18. 
8 ) Ga. 8, 1 ff. 9, 332 ff. 
9 ) Hom. *P 741. d 615. o 104. 123. Eine 
der Schalen von Präneste M. 10, 32, 1. la 
— Ga. 1877 T. 5 (vgl. dort Renan p. 18). 
10 ) Schale in einem Grabe bei Montiego 
(4 M. v. Urbino): Gamurrini, appendice p. 
6, T. 1, 31 (vgl. Lenormant, Ra. 1882 II 31). 
n ) Vier Schalen von Caere: Canina, 
Etr. marit. I T. 56, 4. 57, 7. 8 = M. Greg. I 
62, 8; M. Greg. I 62-66. 
12 ) Delisches Inventar Bch. 11, 463. 
13 ) Acht Silbergefässe in Turin Fabretti 
supplemento I 13 ff. 
14 ) Z. B. O in Turin: Dütschke, Bild 
werke 4, 115 u. 117. 
15 ) Schon vorher z. B. C I Lat. XIV 47. 
Reliquiarium in Edessa: Passio S. Thomae 
p. 159, 15 f. 
16 ) Funde von Almeria. 
17 ) Z. B. silberne Ohrringe aus Cypern 
(SaxeMctQiog, Kvnqiaxa 1, 258).
	        
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