Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§ 209.) 
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Bild sein. Sapor soll allerdings eine eiserne Brücke über den Tigris ge 
baut haben. 1 ) Man wollte eben sonst das düstere Metall nicht sichtbar 
anwenden; selbst eiserne Nägel erhielten gerne bronzene Köpfe. 2 ) Nichts 
destoweniger wird in eisenarmen Zeiten oder von armen Leuten, auch bei 
geschickten Schmiedevölkern dem Eisen ein höherer Rang eingeräumt. 
Dann dient es sowohl zu Schmuck als zu Weihgeschenken. Ersterer be 
steht in Ringen; nur eiserne Ringe erlaubte das römische Gesetz den 
Sklaven, 3 ) wie Manus Gesetzbuch (K. 10) den Ureinwohnern bloss Schmuck 
aus „rostigem“ Eisen zugestand. Unter den eisernen Weihgeschenken 4 ) 
werden in der Litteratur allerdings nur das eiserne Dreifussgestell des 
Glaukos und grössere Figuren hervorgehoben. 5 ) Kleine unförmliche Votiv 
figuren haben sich erhalten, 6 ) doch ist gegenüber diesen Vorsicht am 
Platze, da in den Ländern südlich der oberen Donau bis auf den heutigen 
Tag für die Heiligen Oswald, Wendelin und Leonhard solche Tierfiguren 
geschmiedet worden sind. 7 ) 
Litteratur: Liger, la ferronerie ancienne et moderne, Paris 1875; A. Ledebur, 
Eisen und Stahl in ihrer Anwendung für bauliche und gewerbliche Zwecke, Berlin. 
209. Unter den Metallen haben alle Völker dem Golde den höchsten 
Wert beigemessen; wahrscheinlich suchte man bereits in ältester Zeit im 
Flusssande nach den hellglänzenden Körnern. Für Goldländer galten im 
Altertum Arabien, 8 ) Indien 9 ) und Äthiopien, 10 ) wozu nach der orientalischen 
Fabel das Arimaspenland trat. 11 ) Thatsächlich kam aber das Gold von 
Osten aus Hinterindien, Tibet und China und von Süden aus Nubien, wo 
schon die Ägypter ergiebige Bergwerke betrieben. 12 ) Das Arimaspengold 
wird im Ural zu suchen sein. Der Goldsand von Lydien und dem Reiche 
des Midas versiegte bald. 13 ) Auf Thasos und dem gegenüber liegenden 
Festland sollen schon die Phöniker gegraben haben. 14 ) Nachdem Siphnos 
*) Nach Mirchond (A. v. Gutschmid, 
kleine Schriften 8, 8). 
2 ) In Grabhügeln der Bretagne (B. ar- 
cheol. 1891 S. 498 f.) und römischen Gräbern 
Deutschlands. 
3 ) PI. 38, 9. 11. 12 (später noch für die 
Bräute üblich). 30; noch unter Augustus, 
vgl. Suet. Aug. 100; gefunden in Rom (Bc. 
1889 p. 97 mit Gemme), Dodona, Naukratis 
(Petrie I S. 43), dem Asklepios geweiht: 
Bch. II 421, II Z. 9; Fibeln, grosse von 
Certosaform, aus den Hügelgräbern von Pod- 
semel (Unterkrain), eine mit mehreren Knö 
pfen (Hallstätter Form) aus Gemeinlebarn ; 
Armband in Corneto; vereinzelt Schmuck in 
Bayern; grosse Haarnadeln und Armbänder 
Anthr. Corresp. 1885 S. 18 m. Abb.; polierter 
Eisenschmuck kommt noch in Afrika bei den 
Massai und Damaras und am Ural bei den 
Wogulen vor. 
4 ) In Delphi Diod, 16. 33, 2; Becher im 
Tempel des Mars ultor PL 34, 141. 
5 ) P. 3, 12, 10. 4, 31, 10. 10, 18, 6; PL 
34, 141; vgl. Schubart, Rhein. Mus. 15, 102. 
6 ) In Württemberg: Anthr. Corr. 1891 
S. 5 f. 
7 ) Altbayern (Kröten): Ztsch. f. Ethnol. 
1882 S. 415; Steiermark (F. S. Pichler, 
eiserne Votivgaben, Wien 1870, mit Abb. 
S. 10—12); aus dem mittelalterlichen Würt 
temberg: Anthr. Corr. 1892 S. 39. 
8 ) Agatharch. 96 p. 185. 102 p. 190 (nach 
Indien); im Jahre 716 Goldsteuer an König 
Sargon (Duncker, Gesch. d. Altert. II 5 327). 
9 ) Soph. Ant. 1037 f.; Arrian. Ind. 8, 13; 
aus dem Hafen Ommana in Gedrosien: Anon. 
peripl. m. Erythr. 36 p. 286 M. Indien steuert 
Gold an die Perser: Her. 3, 94; Fabeln: He- 
rod. 3, 102 und Ktesias bei Phot. bibl. 72 
p. 46b 27 B; näheres bei Lassen, ind. Alter- 
thumsk. 1, 419. 849 ff. u. Schräder, Sprach- 
vergl. u. Urgesch. 244 ff. 
10 ) Blümner 4, 12 f. 
n ) Gesch. d. griech. Litteratur 1 ; 213 f. 
12 ) S. den geschichtl. Teil. 
13 ) Herod. 1, 169. 5, 49. 7, 28; aus dem 
Sande des Paktolos und Hermos Her. 1, 93. 
5, 101; Soph. Phil. 394; zur Zeit Strabos nicht 
mehr (13, 626. 591); Bergwerke zwischen 
Atarneus und Pergamon Strb. 13, 591. 14, 
680; vgl. Ps. Arist. mir. 52 p. 834 a 23; 
Plut. mul. virt. 27 p. 262 d; Goldfunde vom 
Sipylos Bch. 1879 T. 4. 5. 
14 ) Herod. 6, 46. 47; PI. 7, 197. 
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