Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
Sardinien, im Eisenbetrieb zurück,während im Norden das Eisen fleissig 
verarbeitet wurde; neben Noricum verdient das Biturigerland Erwähnung. * 2 ) 
Auch die Länder nördlich der Donau, z. B. das Fichtelgebirge und Mähren, 3 ) 
weisen sehr alte Eisenschmelzen auf. 
Litteratur: Münnichsdorfer, geschichtliche Entwicklung der Roheisenproduktion; 
W. Fairbain, iron, its history etc.; J. Undset, das erste Auftreten des Eisens in Nord 
europa, deutsch von Mestorf, Hamburg 1882, m. 209 Abb.; Mor. Alsberg, die Anfänge der 
Eisenkultur, Virchows Sammlung gemeinwiss. Yortr. H. 476/7 (1886); L. Beck, Gesch. des 
Eisens v. d. ältesten Zeit bis um d. J. 1500 n. Chr. I 2 . Braunschweig 1892, m. 315 Abb.; 
A. Lang, the iron age in Greece, The antiquaryj884 März; Ern. Chantre, et. paldoethnol.: 
Premier age du fer, Paris 1880, f. 
Die Bearbeitung des Eisens besteht hauptsächlich im Schmieden, 
wobei durch Löschen eine Art Stahl erzeugt wurde. Gusseisen war, 
wie es scheint, den Phönikern bekannt 4 ) und hat sich erst spät über das 
römische Reich verbreitet, 5 ) ohne jedoch recht ausgenützt oder auch nur 
allen dem Namen nach bekannt zu werden. 6 ) 
Litteratur: J. Hausmann, de arte ferri conficiendi veterum, Commentatt. soc. r. 
scient. Gotting. 1820 IV; A. Gurlt, Eisen- und Stahlgewinnung bei den Römern, Nassauer 
Annalen XIV 2, 317 ff. XV 124 ff.; Ausland 1881 Nr. 37 S. 721 ff.; R. Pähler, d. Löschung 
des Stahles b. d. Alten, Wiesb. 1885; Blümner 4, 67 ff. 205 ff. 340 ff. 
Das unscheinbare Äussere und die Sprödigkeit des Eisens schränkten 
seinen künstlerischen Gebrauch sehr ein; hemmend war auch das (be 
sonders bei den alten Römern herrschende) religiöse Vorurteil gegen das 
Eisen, welches von vielen Zeremonien geradezu ausgeschlossen war 7 ) und 
an dem ersten auf Erden vergossenen Blute eine gewisse Mitschuld zu 
tragen schien. Mithin bestehen aus Eisen meistens schneidende Werk 
zeuge oder Gebrauchsgegenstände, welche besonders hart sein müssen: 
Schwerter, Messer, Lanzen- und Pfeilspitzen, 8 ) Scheren (besonders Schaf 
scheren) und Rasiermesser, 9 ) ferner Schlüssel, 10 ) Wagenachsen 11 ) und, wo 
die Eisenarbeit blühte, eiserne Panzer. 12 ) Die Baumeister wussten den 
grossen Nutzen des Metalles nicht zu würdigen. Wenn wir von den 
eisernen Nägeln, Zapfen und Klammern absehen, sind selbst eiserne Gitter 
etwas seltenes; 13 ) die eiserne Schwelle des Janus 14 ) mag ein poetisches 
*) Mehr Kupfer als Eisen Lucret. 5,1286. 
2 ) Rutil. 1, 351 ff. 
3 ) H. Wankel, prähistorische Eisen 
schmelz- und Schmiedestätten in Mähren, 
Wien 1879. 
4 ) „Eisengiesser“ in phönikischer In 
schrift von Cypern Corpus inscr. Semit. 67 
und einer punischen von Carthago Ra. III 
20, 254 f.; Aryballos in Megara Hyblaia M. 
ined. I Sp. 799, ebenso in Fusco, Museum 
von Syrakus Nr. 6055; Gurlt, der guss 
eiserne Hohlring aus der Byciskala-Höhle in 
Mähren, Rhein. Jahrbb. 1886 S. 220 ff. 
5 ) Blümner 4, 357 A. 3; F. L. Bertoldi, 
parere sopra un basso-rilievo di ferro fuso nel 
museo numismatico, Ferrara 1815. 
6 ) Schol. B. Townl. II. *P'826; Hesych. 
GCpVQljfZCCTCC. 
7 ) Plut. praec. ger. reip. 26. Arist. 21; 
im Hain der Hea dia, Henzen acta fratr. 
Arv. p. 128 ff.; der Flamen Dialis und die 
sabinischen Priester durften nur bronzene 
Rasiermesser verwenden (Serv. Verg. Aen. 
1, 448; Macrob. sat. 5,19,13; verallgemeinert 
Joh. Lyd. de mens. 1, 31); die Etrusker be 
nützen bei der Anlegung einer Stadt eine 
bronzene Pflugschar (Macrob. a. O.). Das 
Tempelgesetz von Furfo (Corpus inscr. Lat. 
1603) muss das Eisen ausdrücklich erlauben. 
8 ) Vkvcpavov Hymn. 3,41. 109; Lanzen 
spitze in Kroisos’ Geschichte Herod. 1, 34; 
Säbel bei den Skythen Herod. 4, 62; J. Und- 
set, ein kyprisches Eisenschwert, Christiania 
1886 (SA.) m. T.; Messer aus Mykene: 
SCHLIEMANN S. 83. 
9 ) In der Saalburg und sonst in Deutsch 
land öfter gefunden; Sappho 119, 3 (Epi 
gramm). 
10 ) Aus Mykene: Schliemann S. 83. 
1] ) II. E 723. 
12 ) Saul und Goliath; Demetrios (s. o.); 
die Scharen der Rhäter ferrata Hör. c. 4, 
14, 29 f. 
13 ) Am Mausoleum des Augustus: Strab. 
5, 8 a. E. p. 236. 
14 ) Lucan. 1, 62.
	        
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