Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. 
Bemalung auch später vor. 1 ) Gelb weiss e Ornamente auf braunrotem 
Thon sind wenig verbreitet. 2 ) Die Ausbreitung der schwarzen Silhou 
etten hängt augenscheinlich mit der Einführung des schwarzen Firnisses 
zusammen, welcher alles bis auf die ausgesparte Bildfläche bedeckt. Sie 
bleiben darum auch noch länger, als der Thon bereits schön rotgebrannt 
wird; man spricht von schwarzfigurigem Stil. Hier ist die blosse 
Silhouette gegeben, 3 ) die notwendig einen altertümlichen Eindruck macht. 
Bei starkem Brennen geht die schwarze Farbe teilweise in Rot über. 4 5 ) 
Dieser Anregung bedurfte es kaum, um das düstere Schwarz mit dem be 
liebten Rot zu vertauschen. Das Problem war gelöst, als nicht mehr die 
Bildfläche, sondern die Figuren selbst inmitten des schwarzen Firnisses 
ausgespart wurden. Die Schalenmaler machten den Anfang, während sich 
an den Amphoren die schwarze Malerei etwas länger hielt. 6 ) Da das 
Aussparen nicht geringe Sorgfalt erfordert, wird gewöhnliche Ware oft 
einfach ganz gefirnisst, worauf die schwarze Fläche Malereien bald in 
gelber oder rötlicher Farbe, 7 ) bald in Weiss empfängt. 8 * ) 
Die Farbe ist wie gesagt nur dekorativ; doch ist die blosse schwarze 
Farbe zu unfreundlich, um nicht einen Schritt zum Naturalismus zu ver 
anlassen. Auf die schwarze Grundfarbe werden daher meistens Lasur 
farben aufgesetzt: Weiss, wodurch fast regelmässig die Frauen bezeich 
net werden, Violett und Dunkelrot, seltener Mattweis, Rosa und Lila; 
nur ausnahmsweise setzt der Maler diese Farbe unmittelbar auf den Thon 
grund. 10 ) Zur thongrundigen Manier hingegen passen Deckfarben nicht, 
so dass dort höchstens eine tiefere Schattierung von Rot, wie bei gelben 
Figuren Braungelb, oder Glanzlichter Vorkommen. 11 ) Später aber hat eine 
farbenfreudige Zeit Weiss und andere Farben in reichem Masse hinzu- 
gegeben. Ein besonderer Luxus bestand in der Anwendung von Gold, 12 ) 
sei es Goldfarbe auf schmutzig-weissem Grund oder Rauschgold, mit welchem 
die auf getragenen rotbraunen Erhöhungen umhüllt wurden; das Vorbild 
gaben die Silbergefässe mit vergoldeten Relieffiguren oder Inschriften, 
*) Athen, Archäol. Ges. 5897, mit starken 
Gravierungen; 5920, freier 4278. 
2 ) In Orvieto neben korinthischen Vasen: 
AA. 1898 S. 82. . 
3 ) Eine gewisse Schattierung findet an 
„kyrenäischen“ Vasen statt nach Puchstein, 
AZ. 89, 245 f. 
4 ) Z. B. Athen, archäol. Ges. 8106. 
5 ) Über das Problem, das die Schild 
zeichen boten: AZ. 41, 8 f. 
6 ) Jahn, Einl. Anm. 494; Brunn, Cer 
tosa S. 494. 
7 ) Schon unter den Akropolisscherben 
vertreten. 
8 ) Z. B. kleine Aryballen in Athen 
(Arch. Ges. 2512. 2606. 2905. 8108. 8518— 
14); Gefässe mit lateinischen Inschriften aus 
dem 5. Jahrhundert der Stadt; grosse Am 
phora aus Korinth (im Kunsthandelj. 
fl ) Z. B. Collignon, catal. Nr. 197. 
10 ) Weiss: Fran^isvase Jahrb. 1887, 281; 
Arch. ep. Mitt. 1888 S. 41; Vase des Sophilos 
Ath. M. 14 S. 2; schwarzfigurige Vasen des 
Amasis AA. 1898 S. 84; mehrere Scherben 
von der Akropolis; manchmal an spätkorin 
thischen Vasen AA. 1893 S. 83. 
n ) Jahrb. 4, 199; ausnahmsweise gelb 
liches Braun: Klein, Euphronios 2 277; Glanz 
lichter: Hartwig, Meisterschalen S. 324. 
337; A. Flasch (die Polychromie der grie 
chischen Vasenbilder, Wiirzb. 1875) nimmt 
an, die Deckfarben seien nur vielfach ver 
schwunden , ehemals aber vorhanden ge 
wesen. 
12 ) O. Jahn, über bemalte Vasen mit 
Goldschmuck, Lpg. 1865, m. 42 T.; Stephani, 
CR. 1874 p. 56 (1862 T. 1); AZ. 1867 T. 224, 
2; Ra. 1875 T. 20; Collignon, catal. 564 ff.; 
B. 1867 p. 93 f. 1868 p. 155; Anthr. Corresp. 
1879 S. 109 u. s. w.; goldene Inschrift Fa- 
bretti Corpus inscr. Ital. 2762 (Cumae); Gold 
schmuck an einem „alten“ Gefäss: Alexis 
bei Ath. 11, 466 e.
	        
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